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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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steinernen Bögen vorbei und erreichte ein malerisches
Gäßchen, das nach wenigen Metern in einen Ort der Verwüstung mündete.
    Wie
sinnlos aufgestellt, ragten Wände und Mauern in den Himmel. Verblichene
Tapetenreste kündeten von einstigen Wohnungen, Erdhaufen und Pflastersteine vom
Bau der neuen Straße, die das Gäßchen brutal in zwei Hälften riß. Balken
stützten die noch stehenden Häuser, vor einem blinden Fenster hing Wäsche.
Kinder spielten im Schutt, zwei Arbeiter stapelten Bretter auf. Als Heiner
vorbeiging, grüßten sie.
    Die
Schenke Zum Kleinen Krug lag in der Parallelgasse und war so verwinkelt, daß
kaum ein halbes Dutzend Tische darin Platz fand. »Zwei Apfelwein«, sagte Heiner
zu dem Wirt, der lustlos Gläser putzte, und setzte sich zu einem älteren Mann.
Sein Gesicht war von Falten zerfurcht, seine Hände zeugten von harter Arbeit.
»Hast du den Jungen geschickt, Hans?«
    Er
nickte. »Der, den Sie suche, is der Sepp aus der Kaffeegass.«
    »Woher
weißt du das?«
    »Der
Sepp un der Fritz hawwe krumme Dinger gedreht. Un e bißche viel gebabbelt. Un desdewege is der Fritz tot. Sache die Leut im Quartier.«
    »Ich
kenne die Gerüchte«, sagte Heiner Braun. »Leider haben wir keinen Beweis
gefunden, der sie untermauern könnte.«
    Der
Wirt brachte den Apfelwein. Heiner wartete, bis er gegangen war. »Wie gut
kennst du den Sepp?«
    »Der
hat früher bei Pokonni geschafft. Wie ich. Und ich sach Ihne, des mit dem
Fritz, des war kahn Unfall net!«
    »Warum
hast du mir das nicht schon längst gesagt?«
    »Hätt's
was genützt?«
    Heiner
grinste. »Und warum sagst du es jetzt?«
    Er
trank einen großen Schluck. »Ich hab gehört, daß Sie mit
    dem
Kerl e Rechnung offe hawwe. Ich hab's net vergesse, wie Sie mir damals geholfe
hawwe, Wachtmeister.«
    Heiner
prostete ihm zu. »Es ist nett, mit dir über das Wetter zu plaudern. Unter
welchem Namen hat Sepp bei Pokorny gearbeitet?«
    Vicki
Biddling legte eine Fünfzigpfennigmünze auf den Tresen. Nervös nahm sie die
Eintrittskarte entgegen und ging an üppig blühenden Blumenbeeten und dem
Gesellschaftshaus vorbei zum Seiteneingang des Palmenhauses. Martin Heynel
lächelte, als er sie sah. »Wo haben Sie denn heute Ihre treue Dienerin gelassen?«
    »Louise
hat eine dringende Besorgung, und so dachte ich...«
    »Gut
gedacht«, sagte er, und sie errötete. Sie folgten dem Weg zum Großen Weiher. Nirgends
war ein Mensch zu sehen. »Offenbar sind alle beim Prozeß«, meinte Martin
Heynel.
    »Müssen
Sie denn nicht auch hin?« fragte Vicki.
    »Nein.
Ich hatte mit den Ermittlungen in der Mordsache nichts zu tun.«
    Am Ufer
lag ein einsamer Kahn. Felsaufbauten und ein Schweizer Häuschen vermittelten
den Eindruck, in einer Berglandschaft zu sein. Martin Heynel zeigte auf eine
Hängebrücke, die zu einem baumumstandenen Bootshaus führte. »Im Schatten ist
es sicher angenehmer, oder?« Hinter der Brücke sah er sich um und nahm ihre
Hand.
    Vicki
spürte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Niemals zuvor war sie so aufgeregt
gewesen. »Es ist wunderschön hier, nicht wahr?«
    Er fuhr
die Konturen ihrer Lippen nach. »Du bist wunderschön, Vicki.«
    Sie ersehnte
seinen Kuß. Anschließend gingen sie in gebührlichem Abstand um den Weiher
spazieren. »Was ist eigentlich mit diesem Fräulein Polizeiassistentin?« fragte
Vicki.
    »Was
sollte denn mit ihr sein?«
    »Auf
der Geburtstagsfeier meiner Tante hatte ich durchaus den Eindruck, daß sie...
Absichten hegt.«
    Er
lachte. »Sie ist bloß eine Arbeitskollegin. Beruhigt?«
    Sie
warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. »Mein Vater will nicht, daß wir
heiraten. Aber wir werden es trotzdem tun!«
    »Ich
halte es für unklug, gegen den Willen deiner Eltern eine Heirat durchzusetzen.
Weißt du, im Grunde genommen kann ich sie verstehen. Ich kann dir das Leben
nicht bieten, das du gewöhnt bist.«
    »Meine
Mutter hat ja gar nichts dagegen. Und Vater muß es akzeptieren! Wenn er es
nicht tut, fahren wir nach London und heiraten heimlich.«
    Er
lächelte. »Stell dir das ja nicht zu romantisch vor. Im übrigen wüßte ich eine
Möglichkeit, deinen Vater umzustimmen. Allerdings würde das ein Opfer für dich
bedeuten.«
    »Was
denn?« Martin Heynel flüsterte es ihr ins Ohr, und sie wurde puterrot. Er
berührte ihre Wange. »Das ist nur ein Vorschlag, wenn wir es auf gütlichem
Wege nicht regeln können.«
    »Aber
wir müssen auf jeden Fall sehen, daß die Zeit reicht! Es sind viele Dinge zu
regeln, Gästelisten

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