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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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einen Überblick über den Tatort und den Zustand der Leiche und wollte
gerade einige Bemerkungen zum Kontor anfügen, als Beck zurückkam.
    »Ich
habe mir erlaubt, die Gattin und die Tochter des Ermordeten persönlich zu
ihrem Wagen zu begleiten, um zu verhindern, daß die zahlreich erschienenen
Vertreter der Presse sie ungebührlich belästigen, Herr Polizeirat.«
    »Eine
löbliche Entscheidung«, sagte Franck.
    »Außerdem
habe ich bereits mit der Untersuchung des engeren Tatorts begonnen«, sagte
Beck. »Drei Klaviere weisen Blutstrahlen auf, obwohl sie geschätzte zehn Meter
voneinander entfernt stehen. Selbst auf dem Milchglas des Gaslüfters sind
Blutanhaftungen. Außer einem Klavierhocker befindet sich kein Gegenstand in der
Nähe der Leiche, der als mögliche Tatwaffe in Frage käme. Die Körperstatur
Lichtensteins - groß und kräftig - sowie die zerrissene Kleidung legen die
Vermutung nahe, daß er sich nicht kampflos ergeben hat. In die gleiche Richtung
weisen der umgeworfene Stuhl und ein abgebrochener Kerzenhalter an dem Flügel,
neben dem der Tote schließlich zu Fall kam. Alle Umstände deuten darauf hin,
daß die Tat von mehreren Person begangen wurde, mindestens jedoch von zweien.«
    Richard
wandte sich einem der beiden Begleiter von Franck zu, einem untersetzten Mann
um die Mitte vierzig. »Vor dem Schreibtisch im Kontor liegt eine Postkarte mit
einer sonderbaren Blutspur darauf. Ich möchte Sie bitten, sich das unbedingt
anzusehen, Dr. Popp.«
    Dr.
Popp nickte.
    »Da in
den anderen Räumen keinerlei Spuren eines Kampfes feststellbar sind, ist anzunehmen,
daß Lichtenstein seine Mörder arglos einließ«, spann Beck seine Theorie
weiter. »Wahrscheinlich gaben sich die Halunken als Kunden aus, die Klaviere
ansehen wollten.«
    »Das
gesamte Kontor ist durchwühlt«, bemerkte Richard. »Es wäre sinnvoll, möglichst
rasch
    »Sicher
gab es dort eine gutgefüllte Kasse, und der Schlüssel dazu fand sich nach
vergeblicher anderweitiger Suche in einer von Lichtensteins Hosentaschen«, fiel
ihm Beck ins Wort. »Auf jeden Fall benötigen wir mehrere Beamte zur Vermessung
und eingehenden Durchsuchung des Tatortes.«
    »Das
sehe ich auch so«, stimmte Polizeirat Franck zu.
    »Gibt
es Zeugen?« fragte Francks zweiter Begleiter, ein hochgewachsener, elegant
gekleideter Mann.
    »Darum
wollte sich Kommissar Biddling kümmern, Herr Justizrat«, entgegnete Beck.
    »Vier
Personen warten unter Aufsicht eines Schutzmanns in der Dachetage«, sagte
Richard. »Wenn Sie mich nicht mehr benötigen, werde ich mit der Befragung
beginnen.«
    »Tun
Sie das.« Der Justizrat nickte Franck und Dr. Popp zu. »Und wir sehen uns den
Tatort an, meine Herren. Kommissar Beck - gehen Sie bitte voraus.«
    »Darf
ich Sie etwas fragen, Herr Kommissar?« sagte der Posten, als die Männer
verschwunden waren. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß.
    Richard
mußte lächeln. »Falls Sie Ihre Entlassung befürchten, kann ich Sie beruhigen:
Polizeirat Franck ist nicht übermäßig nachtragend. Da er diesbezüglich eine
Ausnahme bildet, sollten Sie sich allerdings in Zukunft bemühen,
Wiederholungen zu vermeiden.«
    »Und
wer, bitte, waren die beiden anderen Herren?«
    »Dr.
Popp ist Leiter eines chemischen Labors hier in Frankfurt. Er beschäftigt sich
vorrangig mit toxikologischen und verwandten naturwissenschaftlichen
Untersuchungen für kriminalistische und gerichtsmedizinische Zwecke. In
besonderen Fällen wird er zur Begutachtung von Tatorten gerufen. Justizrat von
Reden ist Erster Königlicher Staatsanwalt und somit Herr des
Ermittlungsverfahrens.«
    Der
Junge wurde rot. »Ich wußte ja nicht
    »Das
nächste Mal wissen Sie's.«
    »Danke,
Herr Kommissar.«
    »Wofür?«
    »Daß
Sie so freundlich zu mir sind.«
    »Mhm«,
sagte Richard und ging nach oben.
    Neanders
Wohnung in der Dachetage bestand aus einem einzigen Raum, und die Möblierung
beschränkte sich auf einen Tisch, drei Stühle, Bett, Schrank und eine Kommode
mit Waschgelegenheit. Der Vorhang vor dem winzigen Fenster war verblichen, der
rostige Kanonenofen neben der Tür ungeheizt. Es roch nach kaltem Tabaksqualm
und ungeleertem Nachtgeschirr. Neander und Schutzmann Heinz sahen aus dem
Fenster, die übrigen Männer saßen am Tisch. Als Richard hereinkam, standen sie
auf.
    »Commissario!«
rief einer von ihnen. Sein Atem kondensierte stoßweise in der kalten Luft.
»Bitte, verstehen Sie! Ich muß dringend in meine Hotel.«
    Richard
schloß die Tür. »Dürfte ich zunächst einmal

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