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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Gesicht. »Warum er? Warum Hermann? Er hat doch
niemandem etwas getan... Wir wollten zusammen essen. Und ins Konzert.« Sie sah
Richard an. »Er hat mir Nelken geschickt. Er kann nicht tot sein. Es ist ein
Irrtum! Bestimmt ist es ein Irrtum.«
    »Es tut
mir sehr leid, aber das können wir ausschließen, gnädige Frau.«
    Sie
rang nach Luft und stützte sich auf eines der umstehenden Klaviere.
    »Mama«,
rief ihre Tochter.
    »Wofür
sind Sie Arzt? Tun Sie was!« herrschte Beck Dr. Meder an. Richard bemerkte, daß
seine Stimme mehr besorgt als wütend klang.
    Frau
Lichtenstein versuchte ein Lächeln. »Es geht schon wieder. Sie benachrichtigen
mich, wenn es soweit ist?«
    »Ja«,
versprach Richard.
    »Danke.
Ich werde ...« Hilflos fuhr ihre Hand durch die Luft, und nur der
Geistesgegenwart von Kommissar Beck war es zu verdanken, daß sie nicht stürzte.
Zusammen mit Dr. Meder führte er sie hinaus. Ihre Tochter folgte mit gesenktem
Kopf.
    »Ich geh'
dann wieder auf Posten«, sagte der junge Polizeidiener.
    Richard
nickte. »Und ab sofort lassen Sie niemanden mehr durch. Haben Sie verstanden?«
    »Niemanden
durchlassen. Verstanden, Herr Kommissar!« sagte der Junge erleichtert und
verschwand.
    Richard
beschloß, sich vor der Befragung der Zeugen im Kontor umzusehen. Der Raum sah
aus, als sei ein Sturm hindurchgefegt: Behältnisse und Schränke waren geöffnet
und durchwühlt, der Inhalt war auf den Boden geworfen worden. Richard bückte
sich nach den Papieren, die unter dem Schreibpult lagen, Liefer- und
Kaufverträge für Klaviere und Flügel, darunter auch der, den er vergangene
Woche offiziell unterzeichnet hatte. Emptio venditio. R. Biddling, Untermainkai
18, Frankfurt a. M.
    Lichtenstein
war dezent, aber ohne Umschweife zur Sache gekommen. Wenn Sie es wünschen,
bin ich durchaus mit Ratenzahlung einverstanden, Herr Biddling. Auch eine
Dauermiete wäre möglich. Der entsprechende Zusatzvertrag kann gern hier
verbleiben. Er sagte es, als sei es das Selbstverständlichste von der
Welt, daß seine Kunden Instrumente aussuchten, die sie nicht bezahlen konnten,
und Richard war ihm dankbar dafür. Hoffentlich verfügte Lichtensteins
Nachfolger über genügend Takt, die Sache weiterhin diskret zu behandeln. Aber
mußte er es denn darauf ankommen lassen?
    Als sei
es ein Wink des Schicksals, stand der Ordner unberührt im Kassenschrank. Zu
seiner Überraschung fand Richard darin außer seinem eigenen Dutzende ähnlicher
Kontrakte, einige sogar mit bekannten Frankfurter Namen darauf. Hatte
Lichtenstein vielleicht noch ganz andere Verträge geschlossen? Verträge, in
denen es um so viel Geld ging, daß die Schuldner sogar vor Mord nicht
zurückschreckten? Welcher Art könnten sie sein? Eins jedenfalls schien sicher:
Wenn es diese Kontrakte gab, und wenn sie im Kontor aufbewahrt worden waren,
hatten der oder die Mörder sie gefunden. Richard stellte den Ordner zurück.
Er würde einen Weg finden, seine Verbindlichkeiten zu regeln.
    Auf dem
Schreibtisch neben dem Telephonapparat lagen ein Portemonnaie und eine
Brieftasche. Beide waren leer. War das alles doch nur die Tat gewöhnlicher,
wenngleich äußerst brutaler Räuber? Im Bassin einer Waschvorrichtung hinter
der Tür staute sich blutiges Wasser; über der Lehne eines Sessels hing
    ein
blutbeflecktes Handtuch, ein zweites lag auf dem Boden neben dem Ofen. Der oder
die Täter hatten offenbar Zeit gehabt, sich gründlich zu säubern.
    Der
Spiegel, der nach Richards Erinnerung zwischen den Fenstern zur Zeil gehangen
hatte, war auf einem Sofa abgestellt. Mehrere der auf dem Boden verstreuten
Schriftstücke wiesen Blutspuren auf. Ein runder Abdruck auf einer Postkarte
erregte Richards Aufmerksamkeit, und er wollte ihn gerade näher in Augenschein
nehmen, als er vom Flur Stimmen hörte.
    »Sie
lassen uns jetzt auf der Stelle hinein!«
    »Ich
habe Order, niemanden passieren zu lassen.«
    »Dummkopf!
Wissen Sie nicht, wer ich bin?«
    »Das
ist ohne Belang. Ich habe ausdrückliche Order
    Richard
ging zur Tür. Der Junge sah ihn stolz an. »Herr Kommissar, ich habe diesen
Herrschaften gerade gesagt
    »Wie
lange sind Sie schon bei der Polizei?« fragte Polizeirat Franck.
    »Zwei
Monate, Herr
    Franck
ging mit seinen beiden Begleitern an ihm vorbei. »Wenn Sie so weitermachen,
werden Sie den dritten nicht erleben.«
    Der
Junge stand wie vom Donner gerührt. »Aber ich hatte doch Order...«
    »Klären
Sie uns bitte über den Sachverhalt auf, Herr Biddling«, sagte Franck.
    Richard
gab

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