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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Geburt.«
    »Wann
war das?«
    »Vor drei
Jahren. Ich hatte später noch zwei Fehlgeburten. Mein Mann und Wennecke...
Meine Krankheit hat sie nicht abgehalten.«
    »Ihr
Mann wußte, daß Sie mit Wennecke verkehrten?« Ihr Gesicht drückte so viel Scham
und Selbstverachtung aus, daß Richard die Frage am liebsten zurückgenommen
hätte.
    »Mein
Ehemann Eckhard Heusohn schloß in bierseliger Runde einen Kontrakt mit seinem
Freund Fritz Wennecke, daß er mich für fünf Mark in der Woche haben kann, sooft
er will. Ausgefertigt mit Datum und Unterschrift.«
    Richard
schluckte. »Und Paul wußte das?«
    »Eines
Tages kam er früher aus der Schule. Ich habe versucht, es ihm zu erklären, aber
wie soll eine Mutter ihrem Sohn so etwas...«Sie wandte den Blick ab und zog ein
Taschentuch aus ihrer Schürze. »Entschuldigung.«
    »Warum
hat Pauls Vater Sie nicht geheiratet?«
    »Weil
er nur seinen Spaß haben wollte. Und ich war zu dumm, es zu merken.«
    »Stimmt
es, daß er Polizeibeamter war?«
    »Bitte...
Ich möchte nicht über ihn reden.«
    »Sagt Ihnen
der Name Karl Hopf etwas?«
    »Nein.«
    »David
Könitz oder Zilly?«
    Sie
schüttelte den Kopf.
    »Wie
gut kennen Sie Martin Heynel?«
    »Er ist
in der Nachbarschaft aufgewachsen. Als Kind war er ein freundlicher,
zuvorkommender Junge«
    »Und
wie ist er heute?«
    »Herablassend.
Besonders zu Paul. Früher hat Paul heimlich für Martin geschwärmt. Aber Martin,
ich meine, Herr Heynel, hat ihn verspottet und ausgelacht.«
    »Kennt
er Pauls Vater?«
    »Bitte,
ich...«
    »Schon
gut.«
    Über
ihr ausgemergeltes Gesicht liefen Tränen. »Was ich getan habe, ist
unverzeihlich.«
    »Sie
konnten nichts dafür«, sagte Richard leise.
    Sie
fuhr sich mit dem Taschentuch über die Augen. »Paul sagt nichts, aber ich weiß,
wie sehr er unter diesen Dingen leidet. Er schämt sich entsetzlich. Und er hat
große Angst, seine Arbeit zu verlieren.«
    Richard
stand auf. »Sie haben einen klugen und tüchtigen Jungen, Frau Heusohn. Ich
glaube nicht, daß Sie sich Sorgen um ihn machen müssen.«
    Sie
lächelte unter Tränen. »Danke, Herr Kommissar. Sie wissen gar nicht, wie viel
mir diese Worte bedeuten.«
    Als
Richard in sein Büro zurückkam, war Paul nicht da. Auf dem Schreibtisch lagen
Schmierzettel mit Aufzeichnungen über Groß und Stafforst und jede Menge
Zeitungen, die er hatte lesen wollen. Er warf alles in den Müll. Lichtenstein
war vorbei.
    Wennecke
nicht. Richard hatte mehrmals mit David gesprochen, und er schien tatsächlich
keine Vermutung zu haben, wer ihn erpreßt haben könnte. Hopf hatte er mit
einer Vehemenz ausgeschlossen, daß Richard geneigt war, ihm zu glauben. Was
blieb ihm anderes übrig? Er konnte Hopf keinen Vorhalt aus Verhören machen, die
er offiziell nicht durchgeführt hatte. Er hatte Magenschmerzen deswegen. An
Brauns Gemauschel mit diesem Sepp wollte er erst gar nicht denken. Und seine
Gewißheit, daß Paul nichts mit der Sache zu tun hatte, beruhte nur auf Treu und
Glauben. Was hatte er zu Beck gesagt? Sie sollten eigentlich wissen, daß
Intuition vor Gericht nichts zählt.
    Er
öffnete das Fenster. Auf der Zeil drängten sich Fuhrkarren, Droschken und
Brauereiwagen. Geschrei und Hupen drangen herauf. Der Mann wohnt im
Untermainkai 18. Er hatte keinen Zweifel mehr, daß es sich um David
handelte. Die Frage war nur, was mit Mann gemeint war: Opfer? Zeuge?
Helfer? Mörder? Durch Abwasserrohre war David bestimmt nicht gekrochen. Und
Umgang mit Dampfmaschinen pflegte sein adrett gekleideter Schwager auch nicht,
genausowenig wie mit den Menschen, die daran arbeiteten. Martin Heynel
hingegen kannte nicht nur Wennecke, sondern er hatte den Dampfhammer selbst
lange Zeit bedient. Aber welchen Grund sollte er haben, einen ehemaligen
Arbeitskollegen aus dem Weg zu räumen? Richard schloß das Fenster. Morgen früh
würde er sich die städtische Kanalisation vornehmen.
    Keine
zehn Minuten, nachdem Richard am folgenden Vormittag aus dem Tiefbauamt ins
Polizeipräsidium zurückgekehrt war, kam Oberwachtmeister Heynel zu ihm ins
Büro. Er sah Paul Heusohn an, der am Stehpult Akten las. »Ich habe ein vertrauliches
Gespräch mit Kommissar Biddling zu führen.«
    Richard
nickte, und der Junge ging hinaus. Heynel lehnte sich gegen die Tür. »Ich mache
es kurz: Ich liebe Ihre Tochter, und Ihre Tochter liebt mich. Wir wollen
heiraten.«
    Richard
bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Was ist mit Fräulein Rothe?«
    Martin Heynel
sah ihn an wie einen Geist. »Was soll mit ihr

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