Hahn, Nikola
überarbeitet.«
»Ich
kann nicht mehr tun, als Sie warnen.« Laura bückte sich und hob den Brief auf.
»Was ist das?«
Richard
zuckte mit den Schultern. »Ein schlechter Scherz. Leider verstehe ich kein
Latein.«
Paul
Heusohn kam zurück. »Störe ich?«
»Nein,
bleiben Sie da«, sagte Richard. »Ich habe einen Auftrag für Sie.«
Laura
gab ihm den Brief. »Was man nicht versteht, hält man für besonders großartig.«
»Wie
bitte?«
»Omne
ignotumpro magnifico heißt übersetzt
Paul
Heusohn lächelte. »Jetzt weiß ich endlich, was er damit gemeint hat.«
»Wer
hat was gemeint?« fragte Richard.
»Nun
ja, es gibt eine Geschichte, in der Sherlock Holmes das zu seinem Assistenten
Dr. Watson sagt. Und ich habe nie verstanden...«
»Das
stammt von diesem Detektiv?« Richard hielt ihm den Brief hin. »Hat der große
Sherlock Holmes den Rest vielleicht auch gesagt?«
Paul
las. »Das Gedicht kenne ich nicht, aber das andere, ja, das könnte sein. Der
letzte Satz und das Lateinzitat stammen jedenfalls aus der Geschichte Der
Bund der Rothaarigen. Ich hab's deshalb so gut behalten, weil ich einfach
nicht herausbekommen habe, was das heißt.« Er schüttelte den Kopf. »Wer
schreibt Ihnen denn so etwas Wirres?«
Richard
versuchte zu lächeln. »Wirr - das ist genau der richtige Ausdruck, Heusohn. Um
Ihre Frage zu beantworten: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Vermutlich ein
Sherlock-Holmes-Verehrer, oder?«
»Aber
warum?«
Richard
steckte den Brief und das Kuvert in eine Schublade seines Schreibtisches. »Ich
glaube, wir haben Wichtigeres zu tun, als uns über einen verrückten
Briefschreiber den Kopf zu zerbrechen.«
Laura
sah ihn mit einem seltsamen Blick an und verabschiedete sich. »Was haben Sie
denn für einen Auftrag für mich?« fragte Paul Heusohn.
»Die
Handakte Lichtenstein gehört in die Ablage. Der Fall ist beendet.«
»Der
Fall Wennecke nicht, oder?«
»Warum?«
Er sah verlegen
auf seine Hände. »Man hat mir gestern Geld angeboten.«
»Als
Gegenleistung wofür?«
»Wenn
ich ein bißchen über Ihre Ermittlungen im Fall Wennecke plaudere. Über das,
was nicht in der Akte steht.«
Richard
starrte den Jungen an. »Wer hat Ihnen dafür Geld geboten?«
Paul
zuckte die Schultern. »Es kam ein Brief. Wenn ich einverstanden bin, soll ich
bis morgen meine Antwort schriftlich dem Pförtner der Laterna Magica geben.«
»Wo ist
der Brief?«
»Ich
habe ihn zu Hause.«
»Wieviel
hat man Ihnen geboten?«
»Vierhundert
Mark für die erste und zweihundert für jede neue Nachricht.«
Richard
konnte kaum glauben, was er da hörte. Wer hatte ein solches Interesse an diesem
verflixten Fall Wennecke? »Gehen Sie darauf ein.«
»Herr
Kommissar! Ich kann doch nicht
»Wenn es
uns gelingt, an den oder die Absender heranzukommen, hätten wir endlich einen
konkreten Ermittlungsansatz. Im übrigen: Wer sagt, daß Sie denen die Wahrheit
erzählen müssen? Und jetzt holen Sie bitte den Brief.«
»Meine
Visite im städtischen Tiefbauamt war wenig aufbauend, Braun«, sagte Richard,
als Heiner ihm abends den ersten Kaffee hinstellte. »Ich habe die Karten
eingesehen und mich mit einem Kanalarbeiter unterhalten. Es gibt zwar eine
Verbindung von diesem Stinkturm ins Industriegebiet an der Kreuznacher Straße,
aber die Rohranschlüsse zum Betriebsgelände von Pokorny & Wittekind sind so
eng, daß nicht mal ein Kind hindurchpaßt. Die Einladung zur Besichtigung habe
ich dankend abgelehnt.«
Heiner
Braun rieb sich das Kinn. »Ist das wirklich sicher?«
»Ja.«
Richard nahm einen Brief aus seiner Aktenmappe. »Das wurde Paul Heusohn gestern
abend zugestellt.«
Heiner
Braun studierte die mit Maschine geschriebenen Zeilen. »Offenbar bekommt da
jemand kalte Füße.«
Richard
nickte. »Ich habe dem Jungen gesagt, er soll zum Schein darauf eingehen.«
»Die Laterna als Kontaktstelle ist geschickt gewählt«, sagte Heiner. »Es wird so gut wie
unmöglich sein, herauszufinden, an wen der Pförtner die Nachricht
weiterleitet.«
»Einen
Versuch ist es wert.« Richard gab Heiner einen zweiten Brief. »Insgeheim hegte
ich die Hoffnung, daß dieser Irre irgendwann aufhört. Aber nachdem er jetzt
auch noch anfängt, aus der Lieblingslektüre meiner Frau zu zitieren
Heiner
las.
»Die
letzten beiden Sätze stammen aus einer Geschichte von Sherlock Holmes«,
erklärte Richard. »Der Rest der Prosa vermutlich auch. Der Liebhaber mit der
photographischen Ader ist jedenfalls nicht schwer zu erraten. Und daß
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