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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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mehr als eine lukrative Partie. Schon in der Hochzeitsnacht
hätten mir die Augen aufgehen müssen, aber was wußte ich denn davon, wie Männer
mit Frauen umgehen? Eines Tages stellte er Cilla ein, damit ich etwas
Gesellschaft hätte.« Sie lachte höhnisch. »Wir verstanden uns bestens. Kluge
Bücher haben wir gelesen, zitiert und interpretiert, dumme Rosenbilder gemalt,
harmlose Liedchen intoniert, italienische und französische Nachmittage
abgehalten. Dolce far niente! Comme il faut. Süßes Nichtstun, wie es
sich für eine Dame meines Standes gehört.
    Zwischendurch
mußte Cilla für meinen Mann arbeiten. Sein Büro lag in einem Seitentrakt
unserer Villa, ich hatte keinen Zutritt, und ich hätte es auch nie gewagt, mir
welchen zu verschaffen. Es war an einem Sonntag. Ich war schwanger, und meine
Zofe hatte Ausgang. Ich bekam starke Schmerzen. In meiner Not wollte ich meinen
Mann um Hilfe bitten. Sein Büro war leer, aber von irgendwoher hörte ich
Stimmen. Neben dem Kamin entdeckte ich eine Geheimtür.«
    Sie
drehte sich zu Laura um. Der Schleier vor ihrem Gesicht bewegte sich im Takt ihrer
Worte. »Sie kommen aus Berlin. Da wird Ihnen der Name Strachwitz vielleicht ein
Begriff sein?«
    »Die
Dreschgräfin«, sagte Laura. »Zwei ihrer Gespielen hat mein Oberarzt behandelt.
Allerdings inoffiziell.«
    »Dann brauche
ich ja nichts zu erklären. Die Marterkammer
    hinter
unserem Kamin hätte der Strachwitz zur Ehre gereicht. Und Cilla ebenso! Die
Frau, der ich jahrelang vertraut hatte, hatte mich aufs schändlichste
hintergangen. Ich bestand darauf, daß sie sofort entlassen wurde. Zwei Jahre
später wurde mein Mann sehr krank. Ich habe ihn bis zu seinem Tod gepflegt.«
    »Und
Ihr Kind?« fragte Laura.
    »Es
starb. Genau wie die anderen.«
    »Das
tut mir leid.«
    »Es ist
vorbei.«
    »In dem
Bericht aus Stuttgart wird erwähnt, daß Ihr Gatte gewissen Geschäften mit
Kindern nachgegangen sei.«
    »Zu
beweisen war ihm nie etwas. Und daß er mir nichts darüber sagte, können Sie
sich wohl denken.«
    Laura
nickte. »Warum kam Cilla, äh, Zilly, nach Frankfurt?«
    »Wir
verkehren nicht in den gleichen Kreisen.«
    »Haben
Sie mit ihr gesprochen?«
    »Ich
habe ihr klargemacht, daß sie den Mund zu halten hat.«
    »Warum
haben Sie Kommissar Biddling nicht früher gesagt, daß Sie Zilly kennen?«
    »Welche
Frau erzählt ihrem Schwager schon gern, daß sie die Hure ihres Ehemannes zur
Gesellschafterin hatte?« Sie lachte. »Glauben Sie etwa, er habe sich derart für
meine Vergangenheit geschämt, daß er sich umbringt?«
    »Wissen
Sie, ob er auch mit Zilly gesprochen hat?«
    »Er sagte,
daß er sie aufsuchen will. Ob er es getan hat, fragen Sie sie am besten
selbst. Nachdem ich Ihnen gesagt habe, was Sie wissen wollten, werden Sie
diesen unseligen Bericht hoffentlich vernichten?«
    Laura
nickte und gab ihr die Hand. »Ich bedanke mich für Ihre Offenheit, Frau von
Tennitz.«
    Die
Gräfin wollte etwas sagen, als es klopfte. Das rothaarige Mädchen führte Martin
Heynel herein. Er starrte Laura, dann Cornelia von Tennitz an. »Welche
verdammte Komödie führen Sie jetzt wieder auf, Gräfin?«
    »Keine,
deren Witz Sie begreifen könnten, Oberwachtmeister. Wenn Sie mich bitte
entschuldigen wollen? Ich fühle mich nicht wohl.«
    Er
setzte an etwas zu sagen, aber die Gräfin schüttelte den Kopf. Laura hatte
Martin nie zuvor so wütend gesehen. »Ein Termin in der Centrale für private
Fürsorge, ja?« sagte er, als sie das Haus verließen.
    »Ich
weiß nicht, warum du dich über eine Nichtigkeit so aufregst.« Sie lächelte.
»Ich brauche deine Hilfe. Ich muß mit Zilly reden.«
    »Worüber?«
    »Ich
habe den Verdacht, daß sie den Grund für Kommissar Biddlings Selbstmord kennt.«
    »Hör
auf, deine Nase in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen!«
    »Kommissar
Biddling war dein Kollege. Er sollte sogar dein Schwiegervater werden. Ist es
da nicht angebracht, alles daran zu setzen, die Umstände seines Todes
aufzuklären?«    .
    »Dafür
ist Beck zuständig.« Er hielt eine vorbeifahrende Droschke an und forderte
Laura auf, einzusteigen. Als sie sich weigerte, zuckte er die Schultern.
»Schade. Ich wollte dich zu einer Tasse Kaffee bei mir zu Hause einladen.«
    »Ich
dachte, deine Wirtin schätzt keinen Damenbesuch?«
    Er
zeigte auf ihre Schwesterntracht. »Ich werde behaupten, ich sei fürchterlich
krank.«
    Laura
war zu neugierig, um abzulehnen. Die Droschke fuhr in Richtung Palmengarten und
hielt vor einem

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