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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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getan hat?«
    »Ja.
Aber es ist widersinnig, daß Ihr Mann alles daran setzte, seine Kümmernisse vor
Ihnen zu verbergen und dann einen Brief schreibt, der Sie so quält.«
    »Es muß
für Richard sehr schwer gewesen sein, Davids... Neigung für sich zu behalten.
Wenn es herausgekommen wäre, hätte es ihn seine Stellung gekostet.«
    »Das
ist leider nicht alles.« Heiner erzählte ihr von dem anonymen Zettel über den
Stinkturm.
    Victoria
starrte ihn an. »Soll das heißen, es besteht die Möglichkeit, daß David etwas
mit dem Tod dieses Fabrikarbeiters zu tun hat?«
    »Ich
weiß es nicht. Ich habe Ihrem Mann geraten, mit Ihnen darüber zu sprechen. Er
wollte es nicht. Und ich mußte ihm mein Wort geben, daß ich auch nichts sage.«
    »Jede
noch so schlimme Wahrheit wäre besser gewesen als sein entsetzliches
Schweigen.«
    Er
legte seine Hand auf ihren Arm. »Ihr Mann hatte Angst, wieder in Ihrer Familie
ermitteln zu müssen. Er hat die Sache mit Eduard nie richtig verwinden können.«
    Victoria
hatte das Gefühl, zu ersticken. Sie stand auf. »Ich muß über all das erst
einmal nachdenken.«
    Heiner
nickte. »Geben Sie mir Nachricht, wann Sie ein neues Treffen wünschen. Sobald
Paul das Untersuchungsergebnis hat, werde ich Sie informieren.«
    »Sicher
würde der Junge gern bei unseren Besprechungen dabeisein.«
    »Ja.
Allerdings sollten wir aufpassen, daß er nicht aus Übereifer seine berufliche
Zukunft aufs Spiel setzt.«
    »Fräulein
Rothe erwähnte, daß er aus schwierigen Verhältnissen kommt. Sehen Sie eine
Möglichkeit, etwas zu tun?«
    Heiner
lächelte. »Am besten besprechen Sie das mit Fräulein Rothe. Sie betreut die
Familie.«
    »Würden
Sie ihr bitte ausrichten, daß ich sie baldmöglich erwarte?« Heiner bejahte. Er
begleitete sie in den Flur. Victoria atmete durch. »Wo ist denn eigentlich
Ihre Frau?«
    »Helena
hat sich hingelegt. Sie fühlt sich ein wenig abgespannt.«
    »Wenn
ich helfen kann...?«
    »Das
haben Sie doch schon. Es bedeutet mir viel, daß Sie gekommen sind.«
    Ehe sie
darüber nachdachte, küßte sie ihn auf die Wange. »Mir auch, Herr Braun.«
    »Ja,
bitte!« sagte Polizeirat Franck, als es an seiner Tür klopfte.
    Paul Heusohn
kam herein und legte ihm eine Aktenlaufmappe hin. »Das soll ich Ihnen zum
Abzeichnen bringen.«
    Franck
nahm ein Blatt heraus, starrte es an, drehte es um. Es war leer. »Wollen Sie
mich auf den Arm nehmen, Heusohn?«
    »Verzeihen
Sie, Herr Polizeirat. Das kann ich mir wirklich nicht erklären!«
    Franck
warf das Blatt zurück in die Mappe. »Noch ein solcher Scherz, und Sie sind
wieder da, wo Sie hergekommen sind.«
    »Es
wird nicht mehr vorkommen. Ganz bestimmt nicht!«
    »Halten
Sie keine Reden, verschwinden Sie!«
    Der
Junge griff die Mappe und verbeugte sich. »Jawohl, Herr Polizeirat.«
    »Guten
Morgen«, flüsterte Richard. Victoria spürte seine Lippen auf ihrer Haut. Sie
hörte Pferdegetrappel und blinzelte. Die Gardine blähte sich vor dem offenen
Fenster. Die Sonne warf goldene Flecken ins Zimmer. Richards Hose hing über
einem Stuhl. Lächelnd streckte sie ihre Hand aus. Das Bett neben ihr war leer.
Sie preßte das Kissen aufs Gesicht, bis sie keine Luft mehr bekam. Es war alles
sinnlos. Nichts würde ihn ihr zurückbringen. Sie schlug die Decke zurück. Sie
hatte Verpflichtungen. Sie mußte aufstehen. Trotz der Hitze war ihr kalt.
    Als ihr
am frühen Abend Laura Rothe gemeldet wurde, hatte sie weder Richards Unterlagen
durchgesehen, noch mit David oder Vicki gesprochen. Sie empfing die
Polizeiassistentin im Salon. »Wie geht es Herrn Braun?«
    »Besser.
Ich möchte mich für meine groben Worte entschuldigen.«
    Victoria
winkte ab. »Es war richtig, daß Sie mir den Kopf gewaschen haben. Außerdem war
ich auch nicht gerade höflich zu Ihnen.« Sie zeigte aufs Sofa. »Gibt es
Neuigkeiten?«
    Laura
setzte sich. »Dr. Popp ist auf einer Vortragsreise und wird erst gegen Ende des
Monats zurückerwartet. Paul war ziemlich enttäuscht. Zumal er von Herrn Braun
und mir schon eifrig Vergleichsabdrücke gefertigt hat.«
    »Von
mir auch«, sagte Victoria lächelnd. Sie schellte und ließ Kaffee bringen. »Der
Junge erwähnte, daß Richard ihm geholfen habe. Wissen Sie, in welcher Weise?«
    »Ich
glaube, Ihr Mann war für ihn eine Art Vaterersatz.«
    »Das
mag sein. Er hat vor Rührung fast geweint, als ich ihm Richards Schreibfeder
schenkte. Aber sicher braucht er anderes nötiger.«
    »Allerdings.«
Laura berichtete über die Familienverhältnisse und

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