Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
habe ich gesagt. Deine kleine Braut hat mich gesehen und eins und
eins   zusammengezählt.«
    »Na ja,
es ist noch mal gutgegangen.« Er streichelte ihre Wange. »Ich vermisse dich,
Laura. Aber es ist deine Entscheidung.«
    Sie
kämpfte mit den Tränen. Sie vermißte ihn auch. Und sie haßte sich dafür, daß
seine Berührung genügte, alle guten Vorsätze in Zweifel zu ziehen. »Wir müssen
ins Gefängnis.«
    »Kröpplin
ruft schon an, wenn er uns braucht.«
    »Die
Vorstellung, daß du mit ihr... Martin, ich ertrage das nicht.«
    »Die
Stunden mit dir sind die glücklichsten meines Lebens«, sagte er ernst. »Nichts
wird daran etwas ändern.«
    Bevor
sie antworten konnte, klingelte das Telephon. Mehr als ein Dutzend Dirnen war
zu versorgen, und es ging schon auf Mittag zu, bis die Untersuchungen beendet
waren. Martin bat Laura, allein ins Präsidium zurückzugehen, da er noch
eine Besprechung habe. Ihr war es recht. Sie brauchte Zeit, nachzudenken.
    Laura
war keine Viertelstunde im Büro, als Paul Heusohn vorbeikam. Sie sagte ihm, daß
es ihr gelungen sei, eine Hilfe zu organisieren. »Fräulein Tessa Neumann wird
Ihrer Mutter ab morgen unbefristet ganztägig zur Verfügung stehen.«
    Der
Junge drückte ihre Hand. »Danke.«
    »Lassen
Sie sich von Kommissar Beck nicht allzusehr ärgern, ja?«
    »Ach, wir
sind uns schon wieder einig.« Er räusperte sich. »Ich weiß, daß Kommissar
Biddlings Akte in Herrn Polizeirat Francks Büro liegt. Heute abend werde ich
nachsehen.«
    »Wenn
das herauskommt, sind Sie Ihre Arbeit los! Im übrigen ist Francks Büro
verschlossen.«
    Er zog
einen Draht aus seiner Hosentasche. »Das ist kein Hindernis für mich.«
    »Könnte
man damit auch Kommissar Biddlings Tür aufmachen?« fragte Laura interessiert.
    »Ja.
Warum?«
    »Das
hieße, man brauchte gar keinen Schlüssel?«
    Er grinste.
»Ich hoffe nur nicht, daß Sie jetzt mich in Verdacht haben.«
    Kommissar
von Lieben kam herein. Paul ließ den Draht verschwinden und schüttelte Laura
die Hand. »Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe, Fräulein Rothe.«
    »Keine
Ursache, Herr Heusohn. Ich werde mir die Sache überlegen. Über den genauen
Termin sprechen wir später.«
    Von
Lieben starrte den Jungen an. »Heusohn? Und weiter?«
    »Paul
Heusohn, Herr Kommissar.«
    »Anschrift!«
sagte er barsch.
    »Großer
Kornmarkt 4, Hinterhaus.«
    Von
Lieben wollte die nächste Frage stellen, als Martin Heynel hereinkam. »Was tust
du hier?« fuhr er Paul an. »Mach, daß du verschwindest!«
    Paul
nickte Laura zu und ging. Laura sah Martin Heynel an. »Was fällt Ihnen ein, den
Jungen so zu behandeln!«
    Er
drückte ihr eine Akte in die Hand. »Bringen Sie das in die Registratur,
Polizeiassistentin. Und anschließend besorgen Sie neues Schreibpapier.«
    Sie sah
seiner Miene an, daß jeder Widerspruch zwecklos wäre. Auf der Treppe merkte
sie, daß er ihr eine nicht abgeschlossene Sache gegeben hatte, und kehrte um.
Aus dem Büro drang von Liebens Stimme. »Sorgen Sie gefälligst dafür, daß er mir
aus den Augen bleibt!«
    »Ich
habe Ihnen gesagt, was Sache ist«, entgegnete Martin Heynel. »Alles weitere...«
Er brach ab, als Laura hereinkam. Kommissar von Lieben zog seinen Mantel an und
ging.
    Laura
gab Martin die Akte. »Die gehört überall hin, nur nicht
    in die
Ablage. Wenn du das nächste Mal ein vertrauliches Gespräch führen willst, sag's
einfach.«
    Er
grinste. »Entschuldige bitte, aber von Lieben sieht in jedem Proletarier gleich
einen Spion der Sozialdemokratie.« »Ach ja? Und was hast du angestellt, daß er
dich erträgt?« »Rechtzeitig alle Wurzeln gekappt.« Er küßte sie auf die Nase.
»Wir haben lange keinen Sonnenuntergang mehr angeschaut was?«
    Auf dem
Flur brannte die Nachtbeleuchtung, als Laura sich mit Paul Heusohn vor Francks
Büro traf. Der Junge bog den Draht zurecht und hantierte im Schlüsselloch.
»Hoffentlich erzählt der Wachbeamte Kommissar Beck nicht, daß wir so spät noch
hier waren.«
    »Und
wenn schon«, entgegnete Laura. »Ich habe Unterlagen für einen wichtigen Termin
im Büro vergessen und Sie gebeten, mich zu begleiten, Herr Heusohn.«
    Lächelnd
öffnete Paul die Tür. »Das war ja einfacher, als ich dachte.«
    Laura
zündete die Lampe auf Francks Schreibtisch an. »Haben Sie Angst, man klaut
uns?« sagte sie, als der Junge die Tür von innen verschloß. Er zuckte mit den
Schultern und widmete sich einem Aktenschrank. Laura zog die Schubladen auf.
Biddlings Akte lag gleich in der zweiten.
    Sie
lasen

Weitere Kostenlose Bücher