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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Hose.
    »Was
ist hier los?« fragte Martin Heynel in Lauras Rücken.
    Sie
drehte sich zu ihm um. »Das ist ja wohl kaum zu übersehen.«
    Martin
warf von Lieben und Kröpplin wütende Blicke zu. Beide gingen ohne ein Wort. Dr.
Reich kam herein und fing mit der Untersuchung an, als sei nichts geschehen.
Laura konnte es nicht fassen.
    »Was
gedenkst du, dagegen zu unternehmen?« fragte sie auf dem Rückweg ins Präsidium.
    Martin
Heynel zuckte die Schultern. »Von Lieben ist ein ausgemachter Dummkopf. Er hat
sich von diesem Miststück verführen lassen.«
    »Das
war ja wohl andersherum! Und ich werde ganz bestimmt nicht dulden, daß das
noch mal vorkommt!«
    »Ich
kümmere mich darum.«
    »In
welcher Weise?«
    »Das
lassen Sie meine Sorge sein, Polizeiassistentin«, sagte er förmlich.
    »Es ist
meine Aufgabe, für den ordnungsgemäßen Ablauf der Untersuchungen zu sorgen! Ich
werde mit Polizeirat Franck sprechen.«
    »Du
erwartest hoffentlich nicht, daß ich gegen meinen Chef aussage.«
    »Du
läßt mich im Regen stehen?«
    Er
berührte ihren Arm. »Laura, bitte. Franck wird dir nicht glauben. Und ich habe
nicht genug gesehen, um einen großen Bahnhof daraus zu machen.«
    »Aber
ich! Und Zouzou
    »Keinen
Ton wird sie sagen. Genausowenig wie Kröpplin und Lieben.«
    Laura
war so wütend, daß ihr die Worte fehlten. War das der Grund, warum sie morgens
immer von Wachtmeister Kröpplin angerufen wurden? Warum Kommissar von Lieben
nie mit ihnen gemeinsam ins Gewahrsam ging? Warum Martin ihn wegen der
vorgeblich falsch terminierten Frühermittlung so angeschnauzt hatte? Wie lange
ging das schon? Und was wußte Martin? Den ganzen Tag über konnte sie an nichts
anderes denken. Zum Feierabend stand ihr Entschluß fest. Sie nahm eine
Droschke und fuhr zu Cornelia von Tennitz.
    Die
Gräfin empfing sie im Wintergarten. Sie trug einen Kopfverband und lächelte,
als sie Lauras entsetzten Blick sah. »Mein Pferd war etwas stürmisch. Was kann
ich für Sie tun?«
    »Auf
Ihrer Geburtstagsfeier erwähnten Sie, daß Sie Herrn Polizeirat Franck näher
kennen. Ich müßte ihn in einer heiklen Angelegenheit sprechen und weiß nicht,
wie ich es am besten anfangen soll. Vielleicht könnten Sie mir einen Rat geben?«
    Drei Tage
vergingen.   Kommissar von Lieben saß
morgens pünktlich im Büro, Kröpplin machte dumme Sprüche wie eh
    und je,
und Martin Heynel tat, als sei nichts vorgefallen. "Lauras Versuche, zu
reden, bügelte er ab. Abwarten, hatte die Gräfin geraten. Überlegt vorgehen.
Aber wie, wenn niemand bereit war, auszusagen? Der vierte Tag war ein Sonntag,
und Laura hielt es nicht mehr aus.
    Cornelia
von Tennitz trug noch immer den Verband. Sie war stark geschminkt und wirkte
müde. »Ich kann Ihnen nur empfehlen, mit Ihrer Anzeige zu warten, bis Sie
handfeste Beweise haben. Die Sache mit Oberwachtmeister Heynel war ein Fehler,
Laura. Bitte halten Sie mich auf dem laufenden.«
    * Abschrift
                                                                 
    Berlin, den 9. Oktober 1902.
    Krankenhaus der jüdischen Gemeinde
    Auguststr. 14/15.
    Die
Krankenpflegerin Laura Rothe bedarf wegen hysterischer Aufregungszustände mit
Selbstmordversuchen der Aufnahme in einer Irrenanstalt.
    gez.
Prof. Dr. Isroel
    Die Übereinstimmung
bescheinigt. Pankow, den 18. März 1904. der Amts-Vorsteher f.A. Broda.
Amtssekretär.
    Am
Montag wurde Laura kurz vor Dienstschluß zu Polizeirat Franck gerufen. »Sie
werden sich an meine Worte anläßlich Ihrer Anstellung erinnern«, sagte er förmlich.
    Laura
nickte. Sie hatte keine Ahnung, auf was er hinauswollte.
    »Mir
ist zu Ohren gekommen, daß sich Ihre Zusammenarbeit mit Herrn Heynel nicht auf
Dienstliches beschränkt, Fräulein Rothe.«
    Laura
dachte, sie müsse im Erdboden versinken. »Wer behauptet das?«
    »Ich
weiß, daß Sie mindestens einmal in seiner Wohnung waren.«
    »Ich
hatte wegen einer Fürsorgesache etwas mit Oberwachtmeister Heynel zu
besprechen.«
    »So.
Und das können Sie nicht während des Tages hier im Präsidium erledigen?« Er sah
sie verächtlich an. »Unterhalten Sie zu Herrn Heynel ein intimes Verhältnis,
Fräulein Rothe?«
    »Nein!«
    »Warum
waren Sie im Irrenhaus?«
    »Wie
bitte?«
    Er nahm
einen Brief aus seinem Schreibtisch. »Soll ich es Ihnen schriftlich geben?«
    Laura
hatte Mühe, Worte zu finden. »Es war eine schwierige Zeit. Mein Beruf und die
private Situation gaben mir nicht, was ich erhofft

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