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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Heiner Braun hereinschaute. »Guten Morgen!
Sind Sie wieder unter den Lebenden?«
    »Fast.
Wie spät ist es?«
    »Zehn
Uhr durch. In Anbetracht Ihres Zustandes habe ich mir erlaubt, Sie im Präsidium
krank zu melden.«
    »Man
wird es mir als Schuldeingeständnis auslegen.«
    Er
zeigte auf den Krug. »Trinken Sie ein Gläschen, und das Leben wird wieder
bunt.«
    »Ihren
Grindbrunnen in Ehren. Aber mir ist schon schlecht.«
    »Sie
verschmähen Francofurtias wundersame Quelle sulphurischer Kraft gegen Gicht und
Kupfernasen?« Er zuckte mit den Schultern. »Was soll man von den Preußen
anderes erwarten.«
    Laura
mußte lachen. »Wie ich Ihnen bereits sagte, kommen meine Ahnen aus Bayern, Herr
Braun.«
    »Die
sind auch nicht besser. Was möchten Sie zum Frühstück? Sie haben die Wahl
zwischen
    »Später,
ja?« Sie sah auf ihre Hände. »Ihre Furcht heute nacht war unbegründet. Der Tod
ist ganz gewiß kein Ausweg. Vor allem nicht, nachdem ich von Frau Biddling
weiß, welchen Schmerz man den Menschen zufügt, die zurückbleiben. Haben Sie ein
bißchen Zeit?«
    Er
nickte. »Aber vorher hole ich uns einen Kaffee.«
    »Ich
bin überzeugt, daß die Denunziation bei Polizeirat Franck nicht zufällig
erfolgt ist«, sagte sie, als er zurückkam.
    Heiner
Braun sah sie nachdenklich an, als sie geendet hatte. »Sind Sie sicher, daß es
Martin Heynel war, der Sie angezeigt hat?«
    »Niemand
außer ihm weiß, daß ich in seiner Wohnung gewesen bin.« Sie überlegte. »Doch.
Fräulein Biddling wußte es auch. Aber sie ist in Berlin.« Sie sah ihn traurig
an. »Sie glauben, daß Martin etwas mit dem Fall Wennecke und vielleicht sogar
mit Kommissar Biddlings Tod zu tun hat, nicht wahr?«
    »Ich
halte wenig davon, Gerüchte in die Welt zu setzen.«
    »Erinnern
Sie sich an die Geschichte mit dem Stinkturm? Sie sagten, Wenneckes Mörder
müsse sich in der städtischen Kanalisation auskennen. Martin hat ein Buch über
Frankfurter Kanalbauten in seinem Büro stehen. Und nicht nur das.« Sie erzählte
ihm von ihrem Erlebnis im Citronengäßchen. »Ich wollte es Ihnen schon früher
sagen, aber weil Kommissar Biddling behauptete, es gebe keine gangbare
Kanalverbindung zwischen Pokorny und diesem Stinkturm, habe ich es nicht für
nötig gehalten.« Sie schluckte. »Martin hat mit allen Mitteln versucht, mich
über den Abend auszufragen, an dem wir in Herrn Biddlings Büro den
Abschiedsbrief fanden. Aber nach den Vorfällen im Gewahrsam... Vielleicht war
der Fall Wennecke gar nicht das Problem? Ich weiß einfach nicht, woran ich bei
ihm bin.«
    »Der
Abschiedsbrief paßt nicht zu Heynel«, sagte Heiner. »Und auch nicht der Ort, an
dem es geschah.«
    »Trotzdem
vermuten Sie, daß er in die Sache verwickelt ist.«
    »Ja«,
sagte er zögernd.
    Sie
nahm seine Hand. »Ich kann nicht versprechen, daß ich von ihm geheilt bin. Aber
daß ich ihm gewiß nichts von Ihren Überlegungen weitersage, schon.«
    Als
Laura am nächsten Morgen ins Präsidium kam, hatte sie das Gefühl, jeder wisse
Bescheid. Feixten die Wachbeamten nicht hinter ihrem Rücken? Sah die
Angestellte des Einwohnermeldeamtes sie nicht merkwürdig an? Klang der
Morgengruß von Kommissar Beck nicht noch verächtlicher als sonst? Bevor sie
Liebens Büro erreichte, wurde sie zu Franck gerufen. Was der Polizeirat ihr
mitzuteilen hatte, war knapp und unmißverständlich.
    Martin
Heynel saß an seinem Schreibtisch, als sie ins Büro kam. Seine Augen waren
schmal vor Zorn. »Wie kannst du es wagen, Franck solche Ammenmärchen zu
erzählen?«
    Laura
wunderte sich, wie gleichgültig ihr sein Ausbruch war.
    »Ich
warte auf eine Erklärung, Laura!«
    »Ich
auch, Herr Heynel.«
    »Was
soll das heißen?«
    Sie sah
ihn an und konnte nicht begreifen, wie sie sich je auf ihn hatte einlassen
können. »Du tust alles, um deine Karriere zu fördern, nicht wahr?«
    »Du
hast Franck...«
    «...
die Wahrheit gesagt, ja.«
    »Zouzou
wird das nicht bestätigen! Und von Lieben ist in Urlaub.«
    »Wie
praktisch.«
    Er
faßte sie am Arm, daß es weh tat. »Was fällt dir ein, Franck zu sagen, daß wir
beide ein Verhältnis haben!«
    »Ich?
Das ist ja wohl ein Witz.« Sie kämpfte mit den Tränen. »Ich habe dich wirklich...«
Sie verschluckte den Rest. Er hatte lange genug auf ihren Gefühlen
herumgetrampelt. »Wie bist du an den Brief gekommen?«
    Er ließ
sie los. »Welchen Brief?«
    Er war
der perfekte Schauspieler. Keine Regung in seinem Gesicht, die nicht
Verwunderung ausgedrückt hätte. Es war leicht, ihm

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