Hahn, Nikola
Würgen. »Ich hätte einige Fragen an Sie. Aber... Nun,
es sind sozusagen inoffizielle Fragen.«
Dr.
Popp zeigte auf Paul Heusohns ausgebeulte Taschen. »Was haben Sie Hübsches
mitgebracht?«
Der
Junge holte den in Zeitungspapier gewickelten Stein heraus. »Kommissar Beck
sagt, Herr Biddling hat sich erschossen. Aber ich glaube nicht an einen
Selbstmord.«
»Und
wie sollte der Stein helfen, Ihre Annahme zu untermauern?«
»Ich
war zweimal am Tatort und habe mir alles genau angesehen. Kommissar Beck sagt,
Herr Biddling sei mit dem Kopf auf diesen Stein gefallen. Ist es nicht seltsam,
daß das der einzige Stein ist, der im Umkreis von mehreren Metern herumliegt?
Und selbst, wenn Herr Beck recht hätte: Wie kommt dann Blut unter diesen
Stein?«
Dr.
Popp zog Handschuhe an und betrachtete die verwaschenen Flecken. »Woher wissen
Sie, daß das Blut ist?«
Paul
zuckte die Schultern. »Sie selbst haben gesagt, daß Blut nicht immer rot ist.
Im übrigen hoffe ich, daß ein rascher Blick durch Ihr Spektroskop die Sache
aufklärt.«
»Rasch?
Na, Sie haben Vorstellungen, junger Mann. Wissen Sie, wie viele Untersuchungen
ich noch zu erledigen habe?«
»Verzeihen
Sie«, sagte Paul verlegen.
»Ich
werde tun, was ich kann. Und was haben Sie noch in Ihren Taschen vergraben?«
Der
Junge legte ihm den Abschiedsbrief hin. »Das soll angeblich von Herrn Biddling
geschrieben worden sein. In Ihrem Wiener Manuskript habe ich gelesen, daß man
mit Graphit oder Indigopulver Fingerspuren auf Papier feststellen kann. Ich bin
sicher, daß Herrn Biddlings Abdrücke nicht auf diesem Schreiben sind.«
Dr.
Popp nahm den Briefbogen mit einer Pinzette aus dem Umschlag. »Sie haben
bestimmt auch gelesen, daß die Methode bei älteren Spuren nicht mehr unbedingt
funktioniert.«
»Der
Mörder war sicher aufgeregt und hatte ordentlich schweißige Finger.«
Dr.
Popp grinste. »Und wer hat den Brief außer Ihrem fiktiven Mörder noch in
seinen schweißigen Fingern gehabt?«
»Wachtmeister
Braun, Polizeiassistentin Rothe, Frau Biddling und Polizeirat Franck.«
»Ich
brauchte Vergleichsmaterial.«
Paul
Heusohn gab Dr. Popp ein Kuvert. Es enthielt Bögen mit Fingerabdrücken und ein
leeres Blatt Papier. »Ich halte es für sinnvoll, für alle Fälle auch die
Fingerspuren von Fräulein Zilly und Herrn Hopf zu prüfen.« Er nahm eine in
Kartonpapier verpackte Kaffeetasse aus seiner Jacke. »Hierauf befinden sich die
Abdrücke einer weiteren Person, die als Spurenleger in Frage käme.«
»Von
wem stammen sie?«
»Von
einem Mitarbeiter des Präsidiums.«
Dr.
Popp sah ihn überrascht an, sagte aber nichts. Er zeigte auf das leere Blatt.
»Was soll ich damit?«
»Wie
ich schon sagte: Herr Polizeirat Franck hat den Brief auch angefaßt. Und er
hätte sicher nicht freiwillig
»So,
so. Sie haben also den Polizeirat ausgetrickst.«
Paul
Heusohn wurde rot. Dr. Popp lächelte. »Kommissar Biddling wäre stolz auf Sie.
Sie hören von mir.«
Heiner
Braun sah Victoria nachdenklich an. »Sie glauben also, daß Ihr Mann irgend
etwas über Herrn Hopfs Vorleben herausgefunden hat, das nicht in Wachtmeister
Baumanns Unterlagen steht?«
Sie
nickte. »Und daß es mit dem geheimen Labor zusammenhängt. Ich werde dieses
Präparat untersuchen lassen.«
»Ihr
Mann erzählte mir, daß Herr Hopf homöopathische Arznei für seine Hunde
herstellt.«
»Bitte
- was?«
»Nichts,
das mit Giften zu tun hat. Na ja, jedenfalls nicht in
handelsüblichen
Mengen.« Er erklärte ihr, was Richard von Dr. Portmann erfahren hatte.
»Es hat
keinen Sinn, eine harmlose Sache zu verstecken«, sagte Victoria. »Außerdem
bleiben ja noch diese abscheulichen Photographien.«
Heiner
goß ihr Kaffee ein. »Es ist nicht verboten, einen Erwachsenen zu
drangsalieren, wenn er damit einverstanden ist. Und das Anfertigen obszöner
Bilder ist nur strafbar, wenn sie für die Öffentlichkeit gedacht wären.«
Victoria
sah auf ihre Hände. »Angenommen, Richard glaubte wirklich, daß ich mit Karl
Hopf eine intime Beziehung hatte, könnte sich Hopf nicht einen Spaß daraus
gemacht haben, ihn in dieser Annahme zu bestätigen? Vielleicht war Richard so
bekümmert darüber, daß er doch Selbst...«
»Ach
was«, winkte Heiner ab. »Die Nachricht, der Abschiedsbrief, dieser Ort! Das
war sorgfältig geplant.«
»Genau das
ist es ja, was ich meine: Ein perfekt arrangiertes Spiel.«
»Heiner!
Die Wäsche ist nicht abgehängt.«
Victoria
sah zur Tür. »Guten Tag, Helena. Wie geht es
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