Hahn, Nikola
nur empfehlen, Das Käthchen von Heilbronn einmal
richtig zu lesen. The Hound of the Baskervilles gibt ebenfalls
Aufschluß. Zu meiner Freude hat Doyle mit Stapleton auch diese Seite der
menschlichen Natur
»Ich
bin nicht hier, um mit Ihnen über Detektivgeschichten zu diskutieren!«
Er
grinste. »Welches Thema schlagen Sie statt dessen vor?«
»Hören
Sie auf, mit mir Spielchen zu spielen! Dieser Zeitungsartikel über den Fall
Wennecke, Ihre Fragerei zu den Ermittlungen meines Mannes, Ihr plötzliches
Desinteresse an meiner Person nach seinem Tod ...»
»Das
hat Sie gekränkt? Und ich dachte, es sei angeraten, aus Gründen der Pietät
etwas Zurückhaltung zu üben. Immerhin sind Sie eine attraktive Witwe.«
»Mein
Mann besaß Unterlagen, die vermuten lassen, daß Sie am Tod Ihrer Frau nicht so
schuldlos sind, wie Sie tun.«
Er sah
sie argwöhnisch an. »Welche Unterlagen?«
»Aus
Schönberg, von
»Ach
je«, sagte er gelangweilt. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß
Gendarmeriewachtmeister Baumann ein Märchenerzähler ist? Der Staatsanwalt hat
ihn ausgelacht. Deshalb bringe ich bestimmt keinen um.«
»Und
warum dann?«
»Eine
gute Frage. Finden Sie die Antwort selbst.«
»Sie
horchen mich über Wennecke aus, der meinen Bruder mit Ihren obszönen
Photographien erpreßt. Sie erzählen mir, Doyle habe es Ihnen zu verdanken, daß
Sherlock Holmes deutsch zitieren kann, und Richard bekommt einen anonymen Brief
mit einem Goethezitat aus ebendiesem Buch und einen zweiten, in dem man getreu
nach Holmes von Rache und Rachel faselt!«
Er sah
betroffen aus. »Glauben Sie wirklich, ich hätte etwas mit solchen Dingen zu
tun?«
«Das
ganze Leben ist ein falsches Spiel. Das
waren doch Ihre
Worte,
oder? Wozu haben Sie all diese Fläschchen da oben? Welches Ihrer hübschen
Geheimnisse drohte mein Mann aufzudecken?«
Seine
Miene wurde starr. »Haben Sie etwas weggenommen?«
»Nein.«
Er
faßte ihren Arm. »Wenn Sie es nicht freiwillig herausgeben, werde ich Sie
durchsuchen, gnädige Frau.«
Sein
Blick ließ keinen Zweifel, daß er es ernst meinte. Sie stellte das Fläschchen
auf den Tisch. »Was ist das?«
Er
lächelte. »Hüttenrauch. Beim Erhitzen verwandelt es sich in einen geruchlosen
Dampf, der sich an kälteren Teilen zu oktaedrischen Kristallen verdichtet. Beim
Glühen mit einem Kohlesplitter in einem Glasrohr entsteht ein schwarzer Spiegel
von metallischem Glanz. Genügt das als Erklärung?«
»Wozu
brauchen Sie das?«
»Meine
Frau schluckte es als Schönheitsmittel. Ich benutze es zum Vertreiben von
Ungeziefer.«
»Sie
nehmen mich auf den Arm!«
»Würden
Sie mich in die Bibliothek begleiten?«
Sie sah
keinen Sinn darin, aber sie nickte. Wortlos gingen sie nach oben. Hopf schloß
das Spiegelzimmer auf und öffnete die Fensterläden. Das Licht reflektierte auf
den verglasten Photographien. Hopf zeigte auf die Brosche an Cornelias Kleid.
»Ein schwarzer Opal.«
»Ja,
und?«
»Die
Farbe der Nacht ist vorgegeben. Aber sie wird heller, wenn der Mond scheint.
Ihre Schwägerin ist eine zutiefst unglückliche Frau. Ihr Mann hat sie derart
traktiert, daß sie keine Kinder mehr bekommen kann.« Victoria schwieg betroffen.
Hopf ging zu dem Bildnis von Maria. »Sie läßt es nicht zu, daß ich ihr etwas
schenke. Es gehört zu dem Spiel, das wir spielen.«
»Es ist
widerwärtig!«
»Das
Leben ist ein Geschenk, Victoria. Viele Menschen wissen es nicht zu schätzen.
Manche werfen es weg. Einige haben es nicht verdient. Und die allermeisten
verstehen es nicht.«
Sie
spürte ihren Hals eng werden. »Was haben Sie sich dabei
gedacht,
mir das gleiche Schmuckstück zu schenken wie einer Hure?«
Er
lächelte. »Der Regenbogen ist jeden Tag im Licht.«
»Das
ist keine Antwort!«
»Ist es
Ihnen lieber, ich sage, daß Zilly und Sie zu viel in Ihren hübschen Köpfchen
haben für das Leben, das Sie führen?«
»Warum
antworten Sie nicht auf meine Fragen?«
»Vielleicht
haben Sie sie nicht deutlich genug gestellt?«
»Also
gut. Warum haben Sie mich mit dem gleichen Wagen spazierengefahren, mit dem Sie
meinen Mann an diesem Bordell abholten, Herr Hopf?«
Er
starrte sie an. »Wie bitte?«
»Richards
letzte Fahrt begann am Hinterausgang der Laterna Magica. In einem roten
Adler-Phaeton, wie ihn Julius Bierbaum benutzte.« Sie fühlte plötzlich eine
solche Wut, daß kein Platz mehr zum Überlegen blieb. »Und danach fuhren Sie zur
Saalburg, um mit der ahnungslosen Witwe Konversation zu machen!«
Sein
Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher