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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Ihnen?«
    »Guten
Tag, Frau ... Frau ...« Sie sah Heiner mit einem Blick an, der Panik verriet.
    »Frau
Biddling wollte uns besuchen«, sagte er lächelnd.
    »Frau Biddling? Victoria Biddling, ja. Guten Tag, Frau Biddling.«
    Victoria
gab ihr verwirrt die Hand. Heiner nahm Helena sanft beim Arm. »Du bist ein
wenig müde, hm?«
    »Bin
ich nicht.« Sie sah Victoria an. »Wir haben es nicht nötig, wie Bettler um
Einlaß zu fragen! Und wenn Sie und Ihr Vater glauben...«
    Heiner
sah sie flehend an. »Helena, bitte.«
    »Du
denkst, ich hätte es vergessen? Nichts habe ich vergessen! Kein einziges Wort,
das er gesagt hat. Er...« Sie brach ab und starrte Victoria an. Heiner wollte
sie in den Arm nehmen, aber sie schlug seine Hände weg. »Ich hasse sie! Und
dich! Und dieses schreckliche Haus! Kein Licht, keine Luft.«
    Sie
sank auf einen Stuhl. »Ich will heim. Ans Meer. Zu den Möwen.«
    Victoria
strich ihr übers Haar. »Erzählen Sie mir von Ihrem Zuhause.«
    Sie sah
sie lächelnd an. »Wir wohnten in einem großen blauen Haus. Wenn ich morgens
aufwachte, hörte ich die Möwen und das Meer und den Wind. Und alles war so
hell und licht und freundlich.«
    »Wissen
Sie was? Wir gehen ein bißchen an die frische Luft, und ich zeige Ihnen
    »...
die Möwen.«
    »Mhm,
ja. Die Frankfurter Mainmöwen. Die sind allerdings ein bißchen dicker und
fauler als bei Ihnen am Meer.«
    Helena
lachte. »Das macht doch nichts.«
    Als
Victoria zurückkam, stand Heiner Braun am Fenster und sah in den Hof hinaus.
»Ich habe sie zu Bett gebracht.«
    Er ging
zum Tisch und setzte sich. Sein Gesicht war blaß. »Ich möchte mich für Helena
entschuldigen. Sie weiß manchmal nicht, was sie sagt.«
    Victoria
nahm zwei Tassen aus dem Regal und füllte Kaffee ein. »Zu entschuldigen hat
sich jemand ganz anderes. War das der Grund, warum Sie nicht mehr zu Besuch
kamen? Weil mein Vater Ihre Frau gekränkt hat?«
    »Bitte,
Victoria. Das ist längst vergessen.«
    »Was
hat er gesagt?«
    »Herr
Könitz hielt uns für Angestellte und bat uns, den Hintereingang zu benutzen.
Ein Versehen. Nichts, das der Rede wert wäre.«
    Victoria
stellte ihm den Kaffee hin. »Es ist durchaus der Rede wert! Sagen Sie Helena,
daß ich mich im Namen meines Vaters entschuldige. Und daß so etwas gewiß nicht
mehr vorkommt.« Sie setzte sich zu ihm. »Hatte sie das schon öfter?«
    Er
umfaßte die Kaffeetasse, als wolle er sich daran festhalten. »Wenn sie ein
bißchen geschlafen hat, geht es gleich besser.« Er trank einen Schluck. »Wo
waren wir stehengeblieben?«
    »Ich
finde, Sie sollten ...»
    »Habe
ich Ihnen erzählt, daß Ihre Schwägerin mich zu sich bestellt hat?«
    »Warum
wollen Sie mir denn nicht sagen, was los ist?«
    »Was soll
los sein? Das Wichtigste ist, daß wir so schnell wie möglich den Mörder
    Sie
legte die Hand auf seinen Arm. »Sie haben gesagt, daß Sie immer für mich da
sind, Herr Braun. Bitte lassen Sie zu, daß ich Ihnen das gleiche anbiete.«
    »Wenn
ich wüßte, es hilft... Ich würde mein Leben für sie geben«, sagte er leise.
    Am
kommenden Vormittag bat Laura Rothe Victoria um ein Gespräch. »Herr Braun
erzählte mir, daß Sie ein eingefärbtes Präparat untersuchen lassen wollen. Ich
glaube, ich kann Ihnen weiterhelfen.« Sie berichtete von ihrer Unterhaltung mit
Dr. Ehrlich auf Gräfin von Tennitz' Geburtstagsfeier.
    »Dr.
Ehrlich leitet das Königliche Institut für experimentelle Therapie«, sagte
Victoria. »Aber ich kenne ihn nicht persönlich.«
    »Wenn
Sie wollen, begleite ich Sie«, bot Laura sich an.
    »Sind
Sie denn nicht im Dienst?«
    Sie
lächelte. »Ich befinde mich gerade in einer Besprechung bei der Centrale für
private Fürsorge. Kommissar Beck ist seit den frühen Morgenstunden in
irgendeiner Leichensache unterwegs und hoffentlich zu beschäftigt, es
nachzuprüfen.«
    Victoria
ließ anspannen, und gemeinsam fuhren sie zum Institut.
    »Sind
Sie angemeldet?« fragte die Sekretärin im Vorzimmer. Laura nickte. Die
Sekretärin sah zur Uhr. »Normalerweise kommt er gegen zehn Uhr. Wenn Sie warten
möchten?«
    Laura
und Victoria hatten gerade im Flur Platz genommen, als Dr. Ehrlich eintraf. Er
hatte einen Dackel dabei, der schwanzwedelnd Victorias Kleid beschnupperte. Dr.
Ehrlichs Gesicht zeigte Freude. »Ich dachte schon, Sie hätten meine Einladung vergessen,
Fräulein Rothe, Sie gingen hinein. Dr Ehrlich sah die Sekretärin an. »Würden
Sie bitte Herrn Kadereit sagen, er möge nachher aus dem Zentralblatt Band II
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