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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Kinderhändler geführt hat - womöglich
wollte er gar keinen Erfolg haben?« überlegte Victoria.
    »Für
alle Fälle sollten wir die Schreibmaschinen in der Kanzlei überprüfen«, schlug
Heiner vor. »Es wäre ärgerlich, wenn wir die ganze Stadt nach einer Maschine
mit schmutzigem e absuchten, und sie steht im Präsidium.«
    »Das
erledige ich«, sagte Laura.
    Anna
Frick kam herein. Sie gab Heiner einen Brief. »Den habe ich mit der Abendpost
erhalten.«
    Heiner
öffnete ihn und las. »E. Stein will das Kind sehen.«
    »Um
nichts auf der Welt gebe ich einer solchen Person meinen Jungen in die Hände!«
rief Anna Frick.
    »Das
brauchen Sie auch nicht«, sagte Heiner. »Bitte setzen Sie sich. Ich erkläre
Ihnen, wie ich mir das Ganze vorstelle.«
    Am
Samstag mittag regnete es seit Wochen zum ersten Mal. Auf der Straße bildeten
sich Pfützen, von den Häusern tropfte es, in den Regenrinnen gurgelte das
Wasser. Heiner Braun spannte seinen Regenschirm auf, als er mit Anna Frick das
Haus verließ.
    »Sie
vermuten also, daß nicht die Person kommen wird, die den Brief geschrieben
hat?« fragte sie.
    »Ich
bin mir sogar sicher«, entgegnete er. Gemeinsam holten sie den kleinen Christian
ab und fuhren mit einer Droschke zum Palmengarten. Die Zeit war gut gewählt. Es
waren nur wenige Menschen unterwegs.
    »Sie
brauchen keine Angst zu haben«, beruhigte Heiner sie am Eingang zum großen
Palmenhaus. »Ich werde in Ihrer Nähe sein. Ganz gleich, was die Person Ihnen
vorschlägt, sagen Sie nur, was wir besprochen haben. Daß Sie ein neues Treffen
wünschen. Dann gehen Sie. Alles weitere liegt bei mir.«
    Anna
Frick nickte. Heiner berührte sie am Arm. »Ich weiß, daß ich Ungeheures von
Ihnen verlange.«
    »Ich
habe Ja gesagt«, erwiderte sie spröde.
    Sie
setzte sich mit Christian auf eine Bank. Heiner suchte sich einen Platz hinter
Farnen und Palmen. Sobald ein Besucher vorbeikam, studierte er
Gattungsschildchen. Anna Frick sah sich nach ihm um, und er hoffte, daß sie mit
ihrer Nervosität nicht alles verdarb. Ein elegant gekleideter Mann näherte sich
der Bank und ging vorbei.
    Heiner
zog seine Taschenuhr heraus. Zehn Minuten über die Zeit. Ein Junge kam ins
Palmenhaus. Er mochte dreizehn oder vierzehn Jahre alt sein. Er blickte sich um
und ging zögernd auf Anna Frick zu. Heiner sah, daß er ihr einen Brief gab und
etwas sagte. Sie nickte und stand auf. Heiner hörte Schritte in seinem Rücken
und machte Anstalten, Interesse für eine Livistona australis zu heucheln,
doch als er den Mann sah, wußte er, daß er es sich sparen konnte. Mit allem
hatte er gerechnet, nur nicht damit, daß Beck auf die gleiche Idee kommen würde
wie er!
    »Ich
gehe davon aus, daß Sie so wenig an Zufälle glauben wie ich«, Herr Beck. »Ich
halte es daher für angebracht, wenn
    »Sie?
Sie haben diese Briefe geschrieben?« Ohne, daß es Heiner bemerkt hatte, war
Anna Frick herangekommen.
    Beck
stand da wie eine Gipsfigur, und er war genauso blaß.
    »Was
habe ich Ihnen getan, Herr Kommissar?« fragte sie, während der kleine
Christian ängstlich von einem zum anderen schaute.
    »Sie
sollten Ihren Sohn nach Hause bringen«, sagte Heiner freundlich. »Ich werde die
Angelegenheit regeln.«
    Anna
Frick schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht eher, bis ich endlich weiß, warum er
mir seit Wochen hinterherspioniert!« Sie sah Beck an. In ihren Augen glänzten
Tränen. »Warum wollen Sie mir mein Kind nehmen? Warum quälen Sie mich so?«
    Heiner
sah, wie Beck um Fassung rang. Christian fing an zu weinen. Anna Frick strich
ihm beruhigend übers Haar. »Lassen Sie mich endlich in Ruhe, Kommissar!« Sie
drückte Heiner den Brief in die Hand und ging.
    »Geben
Sie das her, Wachtmeister!« forderte Beck.
    »Nicht,
bevor Sie mir gesagt haben, was Sie vorhatten«, entgegnete Heiner. »Wer war
der Bote?«
    »Irgendein
Junge aus der Stadt. Ich wollte ...»
    «...
sehen, ob Anna Frick kommt. Ob sie es wirklich ist, die diese Anzeige
aufgegeben hat. Warum interessiert Sie das so sehr?«
    »Geben
Sie mir den Brief.«
    »Herr
Beck! Zwingen Sie mich nicht, weitergehende Maßnahmen einzuleiten.«
    »Sagen
Sie Fräulein Rothe, daß ich getan habe, was in meiner Macht stand. Heynel ist
nichts zu beweisen, und solange keine dieser Dirnen den Mund aufmacht, wird
Polizeirat Franck nichts tun. Wie sollte er auch? Sie hätte sich diesen
Racheakt also sparen können. Denn das ist es ja wohl gewesen, oder?«
    »Anna
Frick erwähnte, daß Sie ihr seit Wochen nachstellen.

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