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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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bis
unten! Woher hat die dumme Schnepfe das viele Geld? Des hat die Stockersche
von der Apothek in de Neugass gesacht, un dere is der Kamm geschwolle dadabei,
des hätte Sie sehe solle. Ich will auf der Stelle geteert und gefedert
sein, wenn das mit rechten Dingen zugeht! Na, die musses wisse, so hoch
drowe wie die ihr gepudert Nasche dorchs Quartier trächt. Dadabei isse aach
bloß newe'm Kuhstall gebor'n. Awwer ich sach Ihne, die Weiber...!«
    »Hast
du sonst noch etwas gehört?«
    Hans
sah auf seine Hände. »Nee, nix sonst.«
    »Spuck's
schon aus«, sagte Heiner lächelnd.
    »Nur,
wenn Sie's kaam verrate, daß Sie des von mir hawwe.«
    »Versprochen.«
    »Es
werd gemunkelt, daß jemand anners jetzt die Drecksarweit vom Wennecke macht. Un
kaaner hat Mumm, was zu sache, weil's doch 'n Wachtmeister is.«
    Heiner
schluckte. »Wer?«
    »'n
Spezi vom Heynel soller sei und mit der Schwarz Gunni aus der Rosegass
freundschaftliche Bande pflegen, wie man so schön sacht.«
    Heiner
trank seinen Apfelwein aus und legte eine Münze auf den Tisch. »Danke für die
Information, Hans.«
    Er
grinste. »Für'n Schoppe doch immer, Herr Braun.«
    Auf der
Straße sah Heiner in den abendlichen Himmel und atmete durch. War das endlich
die entscheidende Spur? Er überlegte, ob es sinnvoller war, zuerst ins Nordend
oder in die Rosengasse zu gehen. Er entschied sich für ersteres. Er hatte eine
Weile zu laufen, aber er genoß es. Die Burgstraße lag verlassen im Schein der
Laternen. Monotone Reihen vierstöckiger Mietskasernen bildeten die
Straßenflucht, schnörkellos, ohne Gärten und Hofraum, Brandmauer an Brandmauer
gerückt. Es war kein schönes Viertel, aber für jemanden, der aus der Enge der
Altstadt kam, galt ein Umzug hierher als gesellschaftlicher Aufstieg. Elfriede
Wennecke wohnte gleich im zweiten Haus. Ihr Sohn öffnete. »Ei, was wolle dann
Sie bei uns, Herr Wachtmeister?« fragte er mit einem schelmischen Grinsen.
    »Ich möchte
deine Mutter besuchen, Maxi«, sagte Heiner.
    »Die is
net do.«
    »Darf
ich trotzdem reinkommen?«
    »Ei,
sicher.« Der Junge ging voraus, und Heiner fand sich in einer freundlich
eingerichteten Stube wieder. Fritz Wenneckes Witwe schien keinen einzigen Gegenstand
aus ihrer früheren Behausung mitgenommen zu haben. Selbst die Bilder an den
Wänden waren neu. Kein Wunder, daß sich die Apothekerin aufgeregt hatte. Das
ging tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu. Und es war alles andere als klug
von Elfriede Wennecke, ihren plötzlichen Wohlstand derart offen zur Schau zu
stellen.
    »Sag
mal, wo habt ihr die ganzen Sachen her?«
    »Des
hat alles die Mudder gekaaft«, sagte Maxi. »Un sie hat gesacht, daß ich
gefälligst anfangen soll, vernünftiges Deutsch zu lernen, weil wir jetzt zu den
besseren Leuten gehören. Ich denk ja net dro!«
    »Deine
Mutter hat aber recht. Nur wer fleißig lernt, wird es im Leben zu etwas
bringen.«
    »Ei,
des mach ich doch!« Maxi holte ein Blatt Papier und einen Bleistift und malte
mit unbeholfenen Buchstaben einen Satz darauf. Stolz hielt er Heiner das
Ergebnis hin.
    Er
mußte grinsen, als er es las. Ei, mir sinn jetz rischtisch reische Leud.
    »Und
warum seid ihr das? Hat deine Mutter in der Lotterie gewonnen?«

»Nö.
Awwer so ähnlich.«
    »Verrätst
du es mir?«
    »Ich
derf net. Obwohl ich's net versteh. Der Vadder hat's doch aach gemacht.«
    »Was
hat dein Vater gemacht?«
    Der
Junge wurde rot und zerknüllte den Zettel. »Nix.«
    »Du hast
deinen Vater sehr gern gehabt, hm? Warst du oft mit ihm zusammen?«
    Maxi
nickte. »Er hat gesacht, wenn se uns verarsche, dann soll ich des alles
uffschreiwe. Und desdewegen muß ich auch schön schreiben lernen.«
    Heiner
fiel es wie Schuppen von den Augen. Er nahm dem Jungen das Papierknäuel aus der
Hand und faltete es auseinander. Warum war ihm das nicht gleich aufgefallen?
»Du glaubst, daß man deinen Vater hereingelegt hat, und deshalb hast du mir
eine Nachricht geschrieben, stimmt's? Über den Mann aus dem Untermainkai und
vom Stinkturm und dem Kanalrohr.«
    Der
Junge war so perplex, daß ihm der Mund offenstehen blieb. »Awwer woher wisse
Sie dann des? Wo ich doch mein Name gar net draufgeschriewe hab.«
    »Was
war mit diesem Mann?«
    »Die
Mudder hat gesacht, ich soll mei dumm Gösch halte.«
    »Wenn
dir daran liegt, daß derjenige, der für den Tod deines Vaters verantwortlich
ist, zur Rechenschaft gezogen wird, mußt du mir alles sagen.«
    »Der
Vadder hat gesacht, daß er stolz auf mich is. Un wenn ich groß

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