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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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bin, nimmt er
mich mit in die Rosegass. Weil, da könnt ich alles üwwer die Weibsstücker
lerne.« Er weinte. »Un jetzt isser tot, und ich lern's net.«
    Heiner
strich ihm übers Haar. »Weißt du, wer deinen Vater hereingelegt hat?«
    Er
wischte sich die Tränen weg. »Na, der feine Pinkel vom Unnermaakai, wer dann
sonst!«
    *
    »Ich
weiß nicht, was du willst«, sagte Vicki verächtlich. »Immerhin heirate ich den
Mann, den du für mich ausgesucht hast.«
    Victoria
ging zum Fenster und sah hinaus. In der Dämmerung schimmerte der Main schwarz.
Ein Lastkahn tauchte auf und verschwand hinter den Bäumen, die das Ufer
säumten. »Du solltest nicht heiraten, um mich zu strafen.«
    Vicki
lachte, aber es klang kein bißchen froh. »Du hast keine Ahnung. Nicht die
geringste.«
    Victoria
drehte sich zu ihr um. »Andreas hat es nicht verdient, daß du...«
    »Ich
kann's nicht mehr hören! Er ist ein Mann wie jeder andere, und es schert ihn
herzlich wenig, was ich fühle, wenn er nur bekommt, was er will.«
    »Das
ist nicht wahr. Weißt du, es gab eine sehr traurige Geschichte in seinem
Leben.«
    »Es
gibt auch eine traurige Geschichte in deinem Leben! Du hast dich an Vater
herangemacht, obwohl er verheiratet war! Obwohl meine Mutter mit mir schwanger
war! Das werde ich dir niemals verzeihen!«
    Mit
Tränen in den Augen stürzte sie aus dem Zimmer. Victoria hielt sich am
Fensterbrett fest und schloß die Augen.
    »Meine
Tochter ist nicht zu sprechen!« sagte Rudolf Könitz. »Schon gar nicht ohne
Anmeldung und um diese Zeit.«
    »Bitte.
Es ist wichtig«, erwiderte Heiner Braun.
    »Ich
wüßte nicht, was Sie Wichtiges mitzuteilen hätten.«
    »Guten
Abend, Herr Wachtmeister!« Andreas Hortacker kam die Treppe herunter und gab
Heiner die Hand.
    Rudolf
Könitz verzog das Gesicht. »Ich habe Herrn Braun gerade gesagt, daß ich es
ungehörig finde, so spät einen Besuch abzustatten.«
    »Es
gibt Dinge, die richten sich nicht nach der Uhr«, entgegnete Andreas
freundlich und bat Heiner, ihm zu folgen. »Victoria ist in der Bibliothek«, sagte
er auf der Treppe. »Und ganz sicher freut sie sich, Sie zu sehen.«
    »Danke.«
    Andreas
Hortacker lächelte. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Ach
was! Das ist doch ewig her. Und der Staatsanwalt hätte so oder so entschieden,
Sie gehenzulassen.«
    Andreas
klopfte an die Tür zur Bibliothek. »Ich habe nicht vergessen, daß Herr Biddling
und Sie mich anständiger behandelt haben als mein eigener Vater. Wenn Sie
gestatten? Ich muß noch ein bißchen arbeiten.«
    Victoria
saß an ihrem Schreibtisch, vor sich ein Tagebuch. Ihre Augen glänzten, als habe
sie geweint.
    »Ich
hoffe, ich störe nicht?« sagte Heiner verlegen.
    Sie
wies lächelnd zum Sofa. »Sie stören nie, Herr Braun. Kann ich Ihnen etwas zu
trinken anbieten?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Erinnern Sie sich an das anonyme Schreiben, in dem
behauptet wurde, der Tod von Fritz Wennecke sei kein Unfall gewesen?«
    »Sicher.
Und daß der betreffende Mann in unserem Haus wohnt.«
    »Der
Brief stammt von Wenneckes Sohn Maximilian. Wennecke und Comoretto haben den
Jungen als Handlanger benutzt. Er half, Diebesgut im Kanal zu verstecken und
stand Schmiere, wenn Wennecke zu Ihrem Bruder ging. Offenbar hatte Wennecke
Angst, daß Ihr Bruder ihn hinters Licht führen könnte, und als Comoretto
Maximilian erzählte, wie sein Vater gestorben war, phantasierte sich der Junge
die Räuberpistole zusammen, Ihr Bruder sei durch den Stinkturm zu Pokorny gekrochen
und habe die Dampfmaschine in die Luft gesprengt. Was selbstverständlich Unsinn
ist.« Er zuckte die Schultern. »Nebenbei habe ich erfahren, daß Wachtmeister
Kröpplin Fritz Wenneckes Geschäfte übernommen hat. Kröpplin ist die rechte Hand
von Martin Heynel.«
    »Von
wem haben Sie das erfahren?«
    »Von
einem Bekannten aus früher Jugend, sozusagen. Davon abgesehen, gibt es in der
Rosengasse ein paar Damen, die...
    Nun,
sagen wir, nichts dagegen haben, ein bißchen mit einem Pensionär zu parlieren.«
    Victoria
lächelte. »Sie sind unmöglich.«
    Er sah
sie ernst an. »Die Mißstände, die Fräulein Rothe festgestellt hat, sind offenbar
nur die Spitze des Eisbergs. Die Dirnen werden von den Bordellbetreibern
angehalten, für gut Wetter bei der Polizei zu sorgen, damit sie keine
Scherereien durch Kontrollen haben. Martin Heynel hat das Quartier fest im
Griff, und in der Rosengasse ist es ein offenes Geheimnis, daß er für den Tod
von Fritz Wennecke und Romano Comoretto verantwortlich

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