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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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und Handelsblatt
     
    Französische
Berichterstattung. Die Stadt Paris hat bekanntlich
eine größere Kommission zum Studium der Wasserversorgung und Kanalisation der
deutschen Großstädte entsandt. Die Herren haben insbesondere Berlin, Hamburg,
Frankfurt und Wiesbaden eingehend »studiert«. Ein Mitglied dieser Kommission,
Herr Parisot, conseiller general, veröffentlicht nunmehr im »Temps« einen
Bericht, auf den wir die Aufmerksamkeit aus dem Grunde richten, weil er
geeignet ist, das Ansehen unserer Vaterstadt in sanitärer Hinsicht auf das
Empfindlichste zu schädigen.
    Der
Bericht beginnt mit den Worten: »A Francfort, on boit de l'eau du Mein
filtree'!« Wir trinken also zunächst filtriertes Mainwasser! Ebenso unrichtige
Angaben macht der Bericht über unsere Entwässerungsanlagen und kommt dann
natürlich zu dem falschen Schluß, daß die bekanntlich recht mangelhafte
Pariser Anlage der unseligen weit überlegen ist.
    Es ist
die höchste Zeit, daß von berufener Seite die Franzosen mit denjenigen
sanitären Einrichtungen bekannt gemacht werden, auf die wir stolz zu sein wohl
ein gewisses Recht haben.
     
    L aura steckte den Brief in das Kuvert zurück und legte ihn in den
Kasten, in dem sie ihre Unterlagen aufbewahrte. »Gute Nachrichten?« fragte
Kommissar Beck. »Ja. Warum?«
    »Sie
sehen zufrieden aus.« »Im Gegensatz zu Ihnen.«
    »Ich
habe leider keinen Grund zur Zufriedenheit.« Er gab Laura die Akte Heynel.
»Lesen Sie die Einlassung des Verteidigers auf dem vorletzten Blatt. Wenn Dr.
Vogel so weitermacht, bleibt von der Anklage nichts mehr übrig.«
    Laura schlug
die entsprechende Seite auf. »Ja. Sollte es diesen Zeugen tatsächlich geben,
sieht es düster aus.«
    Das
Telephon klingelte. Peter Beck meldete sich. »Ja. Ich habe die Akte soeben
erhalten. Zum polizeilichen Verhör? Das hatte ich ohnehin beabsichtigt. Die
Vorladung erfolgt, sobald ich die Anschrift... Herr Vogel reicht sie heute noch
nach? Gut. Oder nicht gut. Ja, das verstehe ich. Sicher. Wie er da hineingekommen
ist? Ich habe keine Ahnung. Selbstverständlich gebe ich Ihnen über das Ergebnis
sofort Bescheid, Herr von Reden. Ja. Ende.« Er hängte den Fernsprecher ein.
»Der Staatsanwalt macht die Erhebung der Mordanklage im Fall Comoretto vom
Ausgang dieses Zeugenverhörs abhängig. Wenn der Mann bei seinen Angaben
bleibt, würde das die Aussage aus Vilbel stützen, daß Comoretto dort bereits
versuchte, einen Kanaldeckel zu heben. Die objektive Spurenlage läßt keinen
Hinweis auf ein gewalttätiges Einwirken zu. Niemand hörte Hilfeschreie, und die
Verletzung am Kopf kann auch durch den Sturz verursacht worden sein.«
    »Wie
bei Kommissar Biddling«, sagte Laura.
    »In
allen drei Fällen haben wir nur Indizien, aber bei Comoretto sind sie am
schwächsten. Weder wissen wir, wo und wann Heynel sich mit ihm getroffen hat,
noch gibt es - anders als im Fall Wennecke - einen Hinweis, daß die beiden
Streit miteinander hatten.«
    »Wenn
wenigstens die Exhumierung etwas gebracht hätte.«
    »Jedes
andere Ergebnis als das von mir bereits festgestellte hätte mich gewundert.
Wenn ich ehrlich bin, neige auch ich dazu, im Fall Comoretto einen Selbstmord
für wahrscheinlicher zu halten als einen Mord, obwohl die Umstände zugegebenermaßen
bizarr sind. Was gegen die Selbsttötung spricht, ist der zeitliche Zusammenhang
mit dem Tod von Wennecke und Biddling, und daß Heynel offenbar mit Comoretto
krumme Geschäfte gemacht hat. Und dieses Geld. Das muß der Irre ja für
irgendwas bekommen haben. Daß das nichts Legales war, dürfte klar sein.«
    Peter
Beck faltete eine Karte des Frankfurter Kanalsystems auseinander. »Ein weiterer
Punkt, den uns Dr. Vogel in der Verhandlung um die Ohren hauen wird, ist die
Frage, wie Heynel in die Fabrik gekommen ist.« Er zeigte auf Linien, die kreuz
und quer durch Bockenheim führten. »Über den Kanal jedenfalls nicht.«
    »Im
Fall Wennecke glauben Sie also hundertprozentig an Mord?«
    »Ja.
Und Biddlings Tod hat zumindest mittelbar damit zu tun. Wozu sonst hätte Heynel
die Briefe und die Unterlagen vernichten sollen?«
    »Die
ersten dieser Briefe wurden lange vor Fritz Wenneckes Unfall geschrieben.«
    »Trotzdem
bin ich sicher, daß es einen Zusammenhang gibt. Wenn Heynel seinen Mund nicht
aufmacht, werden wir den aber genausowenig erfahren wie den Weg, den diese
verflixte Schreibmaschine nahm, bevor sie den beiden Gaunern in die Hände
fiel.« Er schlug mit der Faust auf die Karte. »Herrgott! Heynel

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