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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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klettert doch
nicht bei Straßenbeleuchtung nachts über mit Scherben bewehrte Mauern und
bricht, ohne Spuren zu hinterlassen, eine Fabrikhalle auf! Irgendwo auf dem
Gelände von Pokorny & Wittekind muß es einen geheimen Zugang geben, den er
von früher kannte.«
    »Vielleicht
sollten wir uns noch mal die Keller vornehmen?«
    »Wozu?
Jedes dieser Löcher habe ich Zentimeter für Zentimeter absuchen lassen.
Außerdem sind die meisten wegen der Verhinderung von Diebstählen mit
Vorhängeschlössern gesichert.«
    Laura
lächelte. »Ich konnte mich persönlich davon überzeugen, daß ein Vorhängeschloß
für Herrn Heynel kein Hindernis darstellt.« Sie stutzte. »Stehen in diesen
Kellern Schränke?«
    »Ja,
für Werkzeuge und Material. Warum?«
    »Haben
Sie die bei der Suche weggerückt?«
    »Ich
habe meinen Leuten aufgetragen, genau nachzuschauen!«
    »Aber
daß sie die Schränke wegrücken sollen, haben Sie nicht ausdrücklich gesagt,
oder?«
    Sein
Gesicht wurde starr. »Würden Sie mich begleiten, Fräulein Rothe?«
    Eine
Stunde später gingen sie mit einem Vorarbeiter von Pokorny & Wittekind und
zwei Gehilfen in den Keller hinunter. Nach einer weiteren Stunde waren die
Männer vom Schränkerücken schweißgebadet. Gefunden hatten sie nichts. Peter
Beck zuckte die Schultern. »Einen Versuch war es wert.«
    »Waren
das wirklich alle Keller?« wandte sich Laura an den Vorarbeiter.
    Er
nickte. »Alle, in denen mindestens ein Schrank steht.«
    Laura
zeigte auf eine Holzbohlentür unter der Treppe. »Was ist das?«
    »Eine
Abstellkammer.« Der Mann sah Beck an. »Einer Ihrer Beamten hat sie abgesucht.«
    Die Tür
hatte weder Schloß noch Riegel. Peter Beck zog sie auf und ließ sich eine Lampe
geben. Der Raum war mit altem Gerät und Gerümpel vollgestopft. An einer mit
Brettern verblendeten Wand hingen zerschlissene Kittel. Es roch muffig. Beck
stieg über eine vermoderte Kiste, nahm die Kittel von den Haken und rüttelte an
den Brettern. Zwei waren lose, und er schob sie beiseite. Dahinter gähnte ein
Loch. Beck drehte sich zu Laura um. »Sie hatten recht!«
    Laura
hätte sich freuen sollen, aber sie fühlte sich wie eine Verräterin. Peter Beck
hielt ihr die Hand hin. »Na, nun kommen Sie schon.«
    Das
Loch erwies sich als Kellergang. Von der Gewölbedecke tropfte Wasser. Nach etwa
zwanzig Metern machte der Gang einen Knick. Im Schein der Lampe sahen sie eine
zugemauerte
    Tür.
Sie gingen daran vorbei und standen kurz darauf vor einer abgetretenen
Steintreppe. Am oberen Ende sahen sie einen Lichtschein. Er kam vom Fenster
eines Geräteschuppens, der
    dem
verwahrlosten Zustand nach zu urteilen seit Jahren nicht mehr benutzt worden
war. Sie gingen nach draußen und fanden sich auf dem Betriebsgelände von
Schiele & Cie. wieder, wenige Meter jenseits der Grenzmauer zu Pokorny
& Wittekind. Laura zeigte in Richtung der Fabrikationshallen. »Dort hinten
beginnt ein Kanalschacht, der bis zum Bockenheimer Stinkturm führt. Auf eine
Besichtigung würde ich allerdings verzichten. Es gibt hier zwei wenig
gastfreundliche Hunde.«
    Peter
Beck starrte sie an wie einen Geist. »Soll das heißen, Sie sind durch den Kanal
gekrochen?«
    »Sicher«,
erwiderte sie lächelnd. »Oder glaubten Sie, ich verlasse mich auf irgendwelche
Karten?«
    »Sie
sind eine Frau!«
    Laura
amüsierte sich über die Mischung aus Fassungslosigkeit und Bewunderung in
seinem Blick, und fast tat es ihr leid, daß der Brief aus Stuttgart so
vielversprechend gewesen war.
    »Es war
ein alter Keller und auf den Plänen, die Kommissar Beck hatte, nicht
eingezeichnet. Und die bissigen Wächter bei Schiele gibt es erst seit März«,
berichtete Laura abends, während sie Heiner half, die Pflanzen vom Belvederche ins Haus zu räumen. »Wo soll ich den Lavendel hinstellen?«
    »Neben
die Kamelie.«
    Laura
wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Heiner sah auf die leere Plattform
hinaus. Die verwitterten Bohlen glänzten im Regen.
    Laura
stellte sich neben ihn. »Obwohl die Blätter der Bäume bunt sind, erinnert man
sich an den Herbst meistens nur Grau in Grau. Seltsam, nicht wahr?«
    »Schon
packt seine Sächelchen/der Sommer und will gehn,/ hebt ab die grünen
Dächelchen/läßt nur die Balken stehn.«
    »Eine
kleine Weisheit von Friedrich Stoltze, oder?« sagte Laura schmunzelnd. »Ich
glaube, inzwischen verstünde ich auch die Frankfurter Originalversion.«
    Heiner
schloß die Tür. »In welcher Ecke kamen Sie bei Schiele heraus?«
    »In
einem Schuppen. Ich

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