Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
mit sinnloser
Warterei vergeuden würdest.«
    »Vicki,
bitte!«
    »Was
glaubst du eigentlich, warum ich dich geheiratet habe?« Als er schwieg, lachte
sie. »Du bist wirklich ein noch größerer Phantast, als ich dachte, Andreas
Hortacker.«
    »Was
hat er dir angetan, daß du so verbittert bist?«
    Vicki
stand auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. »Ich habe dir wahrlich
Gelegenheit genug gegeben. Aber du willst es offenbar nicht anders.«
    »Wovon
sprichst du?«
    »Glaubst
du, du hast eine Jungfrau in die Ehe geführt? Du wirst Vater.« Sein Gesicht
zeigte einen solchen Schmerz, daß sie ihr Geständnis bereute. »Himmel, Andreas!
Wenn du getan hättest, was jeder vernünftige Mann in seiner Hochzeitsnacht
tut, hättest du es nie erfahren.«
    »Wie
sehr mußt du mich hassen.«
    Er
wandte sich ab und ging hinaus. Vicki sah ihm fassungslos hinterher. Noch nie
hatte sie einen Mann weinen sehen.
    Als sie
am nächsten Morgen zum Frühstück kam, war sein Platz leer.
    »Hast
du Andreas gesehen?« fragte David. »Wir wollten heute ...«
    »Nein!«
    Victoria
sah sie überrascht an. »Was ist denn los?«
    Rudolf
Könitz kam herein. »Guten Morgen. Ist Andreas noch nicht wach?«
    »Fällt
irgendwem vielleicht auf, daß ich auch noch da bin?« rief Vicki und lief aus
dem Salon.
    Victoria
legte ihre Serviette beiseite und entschuldigte sich. Sie fand ihre Tochter in
ihrem Zimmer auf dem Bett, das Gesicht schluchzend ins Kissen vergraben. Sie
setzte sich neben sie und strich ihr übers Haar. »Du Dummerchen. Wann begreifst
du endlich, wie lieb ich dich habe?«
    Vicki
richtete sich auf. Ihre Augen waren vom Weinen rot.
    Sie
zeigte auf ein Schmucketui, das auf dem Nachtschränkchen stand. »Das hat er mir
gestern mitgebracht.«
    Victoria
öffnete das Kästchen und starrte hinein.
    »Er ist
sehr schön, nicht wahr? Und ich habe nicht einmal danke gesagt.«
    Vorsichtig
nahm Victoria den Ring heraus. Die Gravur war entfernt, der rote Stein glänzte
wie Glas. Meiner großen Liebe/Funkelnder Feuerstein. Es war, als habe
jemand die Zeit zurückgedreht.
    »Was
hast du, Mutter?«
    Victoria
legte den Ring zurück. »Es ist... nichts.«
    Vicki
sah sie traurig an. »Andreas und ich hatten gestern abend einen Streit, und ich
glaube, ich habe einen schlimmen Fehler gemacht.«
    »Fehler
kann man verzeihen, Liebes. Und jetzt gehen wir und wecken ihn, ja?«
    »Er ist
weg.«
    »Wie
bitte?«
    »Ich
war in seinem Zimmer. Sein Bett ist unbenutzt. Glaubst du, daß... daß er...?«
    »Daß er
was?« Victoria bekam es mit der Angst. »Vicki! Sag mir um Gottes willen, was
los ist!«
    »Er
weiß, daß ich ein Kind erwarte.«
    »Das
ist doch eine schöne ...« Sie starrte ihre Tochter an. »Von Martin Heynel?«
    Vicki
nickte. »Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen.«
    »Das
fällt dir reichlich spät ein!«
    »Es tut
mir leid, Mutter.«
    »Vielleicht
ist er ja schon auf der Arbeit«, überlegte Victoria. »Oder bei seiner
Schwester.«
    Eine
Stunde später wußten sie, daß Andreas Hortacker weder im Warenhaus, noch bei
Cornelia von Tennitz, noch sonst irgendwo war. Victoria fuhr ins Polizeipräsidium
und gab eine Vermißtenmeldung auf, aber die Beamten machten ihr wenig Hoffnung,
ihn schnell zu finden. Vom Präsidium fuhr sie weiter ins Rapunzelgäßchen.
Heiner Braun erbot sich sofort, bei der
    Suche
zu helfen und schlug vor, in Gaststätten nachzufragen. Von einem Wirt einer
Apfelweinschenke in der Altstadt erfuhren sie, daß Andreas sich am Vorabend
bis fast zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. Das Angebot des Wirtes, ihn
nach Hause zu bringen, hatte er abgelehnt.
    Im
strömenden Regen gingen Victoria und Heiner ein Gäßchen nach dem anderen ab,
aber mittags gaben sie auf. Es hatte keinen Sinn. Sie konnten unmöglich alle
Winkel und Ecken Altfrankfurts absuchen. Darauf hoffend, daß er inzwischen nach
Hause gekommen war, kehrte Victoria in den Untermainkai zurück, aber als David
ihr die Tür öffnete, wußte sie, daß ihre Hoffnung getrogen hatte.
    Sie
saßen beim Nachmittagskaffee, als die Nachricht kam, daß man ihn gefunden
hatte.
    »Sie
wollten mich sprechen?« sagte Laura und schloß die Tür.
    Polizeirat
Franck zeigte auf einen Stuhl. »Bitte nehmen Sie doch Platz, Fräulein Rothe.
Ich habe gehört, Sie erwägen, uns zu verlassen?«
    Laura
blieb stehen. »Sie selbst haben mir gesagt, daß ich gehen muß.«
    »Fräulein
Rothe, ich bitte Sie! In Anbetracht der eingetretenen Ereignisse ist das doch
nicht mehr nötig. Sehen Sie, durch die

Weitere Kostenlose Bücher