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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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etwas Schreckliches geträumt, aber er konnte sich nicht erinnern, was es
gewesen war. Sein Kopf schmerzte, als wolle er zerspringen. Louise brachte
frisches Wasser, und nachdem er Gesicht und Hände gewaschen hatte, fühlte er
sich besser. H. Wilhelms, Fräulein Frick, K. Hopf. Keiner der drei Namen war
in Lichtensteins Kartei verzeichnet. Vielleicht würde die Sichtung der übrigen
Unterlagen Klärung bringen? Eine vordringliche Aufgabe mußte es sein, nach der
Herkunft der Gegenstände zu forschen, die der oder die Täter am Tatort
zurückgelassen hatten: der Manschettenknopf und das Seil. Falls der
Manschettenknopf überhaupt von den Tätern stammte. Immerhin bestand auch die
Möglichkeit, daß ein Kunde ihn verloren hatte. Unter den Schreibtisch im Kontor
fiel kaum Licht; der Knopf konnte seit Tagen unbemerkt dort gelegen haben.
    »Guten
Morgen.«
    Richard
fuhr zusammen und sah zur Tür. Victoria trug ein grünes Hauskleid. Ihr Haar war
mit Kämmen hochgesteckt. »Sehe ich so fürchterlich aus, daß du dich vor mir
erschrickst?«
    »Nein,
ich bin...«
    »...in
Gedanken schon wieder im Präsidium.«
    Er
küßte sie auf die Stirn. »Du siehst wunderschön aus.«
    »Du
lenkst vom Thema ab, mein Lieber.«
    Er
lächelte. »Du bist früh auf.«
    »Deine
Töchter bestehen darauf, mit dir zu frühstücken.«
    »Nur
meine Töchter?«
    Sie
unterdrückte ein Gähnen. »Also, wenn ich ehrlich bin... Allzugut geschlafen
habe ich nicht.«
    »Vielleicht
solltest du vor dem Zubettgehen keine Dramen lesen.«
    »Was
denn! Du warst in meinem Zimmer und hast mich nicht geweckt?«
    »Du
sahst so friedlich aus.«
    »Das
war ich ganz und gar nicht.«
    Er
seufzte. »Dein Vater ist manchmal schwer zu ertragen.«
    »Wenn
du mit ihm uneins bist, dann kläre das in Zukunft bitte unter vier Augen, statt
deiner Tochter den Geburtstag zu verderben.«
    Richard
preßte seine Hände gegen die Schläfen. »Es tut mir leid.«
    Sie
berührte sein Gesicht. »Du siehst müde aus.«
    »Es war
spät gestern abend.«
    Flora
stürzte ins Zimmer und fiel Richard um den Hals. »Guten Morgen, Papa!«
    Schmunzelnd
machte er sich los. »Was fällt dir ein, einen alten Mann zu solch früher
Stunde rücksichtslos zu überfallen?«
    »Du
bist doch gar nicht alt! Hat dir Mama schon von Malvida erzählt?« Sie nahm ihn
bei der Hand. »Komm mit, ich zeig' sie dir!«
    »Ich
erwarte euch unten«, sagte Victoria lächelnd.
    »Du
mußt mir helfen, ihr ganz viele Kunststückchen beizubringen«, bat Flora, als
sie mit Richard ins Eßzimmer kam.
    »Erst
einmal braucht sie Zeit, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen«, entgegnete er.
    »Guten
Morgen, Vater.« Vicki saß neben Victoria. Sie war perfekt gekleidet und
frisiert, im Gegensatz zu Flora, der die blonden Locken vorwitzig in die Stirn
fielen.
    »Guten
Morgen, Vicki«, sagte Richard und nahm Platz. Ein Mädchen schenkte ihm Kaffee
ein.
    »Aber
wenn Malvida sich gewöhnt hat, mußt du mir versprechen...«
    »Setz
dich, Flora!« mahnte Victoria.
    Richard
trank einen Schluck. »Ich werde in der nächsten Zeit sehr viel arbeiten müssen,
Florchen.«
    Flora
nahm ein halbes Brötchen und bestrich es dick mit Butter und Marmelade. »Ich
weiß. Weil nämlich jemand dem Herrn Lichtenstein den Schädel gespalten hat,
stimmt's? Und überallhin ist Blut gespritzt.«
    Vicki
verzog angewidert das Gesicht.
    »Wer
erzählt denn so ein Zeug!« bemerkte Richard ärgerlich.
    Flora
zuckte mit den Schultern. »Der Stallbursche sagt, daß das die Leute in der
Stadt sagen. Aber Mama hat ihn ordentlich ausgeschimpft.«
    »Damit hatte
sie auch recht.«
    »Wenn
Karl einen Hammel in zwei Teile säbelt, spritzt das Blut bestimmt auch
überallhin.«
    »Flora,
bitte hör auf!« rief Vicki.
    »Wer
ist Karl?« fragte Richard.
    »Na,
der Mann, bei dem wir gestern Malvida abgeholt haben. Er wohnt in einem großen
Haus in Niederhöchstadt, und hinter dem Stall hat er einen Fechtboden und
große und kleine Degen und einen dicken Säbel dazu. Und ein Spiegelzimmer hat
er, aber das ist abgeschlossen, und ich darf erst hinein, wenn wir
wiederkommen. Karl ist wirklich nett, und Mama mag ihn auch. Bloß Vicki kann
ihn nicht leiden.«
    »Herr
Hopf sollte sich erst einmal um die passenden Umgangsformen bemühen«,
entgegnete Vicki.
    Richard
starrte sie an. »Wie heißt der? Hopf?«
    »Karl
Emanuel Hopf. So hat er sich uns vorgestellt.«
    »Kennst
du ihn?« fragte Victoria überrascht.     Richard stand auf. »Hat er Kontakte nach

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