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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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nehmen
Sie auf der Stelle wieder mit!«
    »Bitte
seien Sie doch leise. Ich habe noch andere Gäste.«
    »Die
anderen Gäste können ruhig hören, was in diesem liederlichen Haushalt vor sich
geht!«
    Helena
Brauns Antwort klang resigniert; was sie sagte, war nicht zu verstehen. Am
liebsten wäre Laura aus dem Bett gesprungen und hätte diese unverschämte Person
zur Rede gestellt. Aber sie rief sich zur Vernunft. Sie hatte kein Recht, sich
in fremder Leute Angelegenheiten zu mischen.
    Sie
hörte Türenschlagen und jemanden die Treppe hinuntergehen, dann war es still.
Als Heiner Braun eine halbe Stunde später klopfte, hatte sie sich bereits
angekleidet. Sie sah auf dem Stadtplan nach, wie sie vom Rapunzelgäßchen zum
Polizeipräsidium kommen würde und ging nach unten. Trotz der frühen Stunde war
es in der Stube gemütlich warm. Auf dem Eßtisch standen Brot, Butter,
Konfitüre, Milch und Zucker. Helena brachte Kaffee. Ihre geröteten Augen
verrieten, daß sie geweint hatte. Heiner schürte das Feuer und legte Holz nach.
Die Ungezwungenheit und Fröhlichkeit des gestrigen Abends waren wie
weggewischt.
    Laura
hatte sich gerade gesetzt, als eine Frau hereinkam. Sie war kaum älter als sie
selbst, trug ein schwarzes, hochgeschlossenes Kleid und sah aus, als habe sie
in ihrem Leben noch nie gelacht.
    »Guten
Morgen, Fräulein Frick«, sagte Heiner.
    »Wenn
das so weitergeht, werde ich mir eine andere Unterkunft suchen, Herr Braun!«
Sie sah Laura an. »Und Ihnen empfehle ich, es mir gleichzutun, ehe Sie es bereuen.«
    Helena
goß Laura mit zitternden Händen Kaffee ein. »Kann ich Ihnen noch etwas bringen,
Fräulein Rothe?«
    Laura
schüttelte den Kopf. Heiner Braun schloß den Ofen und stellte den Schürhaken
beiseite. »Würden Sie mir bitte folgen, Fräulein Frick?«
    »Wollen
Sie mich auf die Straße setzen, weil ich es gewagt habe, ein paar Wahrheiten zu
sagen?«
    »Nein«,
entgegnete er ruhig.»Aber wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie um die
Auflösung Ihres Mietvertrags gebeten.«
    »Ich
habe bereits Vorauszahlung geleistet.«
    »Die
Sie selbstverständlich in voller Höhe zurückerhalten.«
    »Sie
wissen genau, daß ich auf die Schnelle keine adäquate Bleibe finde!«
    »Ich
räume Ihnen gerne eine ausreichende Frist zur Suche ein.«
    »Danke.
Ich verzichte.« Grußlos verließ sie das Zimmer.
    Helena
zuckte zusammen, als die Tür ins Schloß fiel. Heiner nahm ihr behutsam die
Kaffeekanne aus der Hand. »Laß mich das machen.«
    »Sie
hat ihr Frühstück um halb sechs aufs Zimmer bestellt. Woher sollte ich denn
wissen, daß sie plötzlich um halb sieben frühstücken will?«
    »Selbst
ein Frühstück für den Kaiser wäre es nicht wert, daß du dich so aufregst, hm?«
    »Nicht
ich habe es vergessen, sondern sie hat es vergessen!«
    Er
küßte sie auf die Stirn. »Ich weiß.«
    Laura
zeigte auf das Marmeladenglas. »Ihre Konfitüre schmeckt vorzüglich, Frau
Braun.«
    »Das
sind Stadtwaldbrombeeren. Selbstgepflückt. Um das Aroma zu verbessern, füge ich
einige Spritzer Zitronensaft hinzu.«
    Heiner
grinste. »Und einen ordentlichen Schuß Rum.«
    »Mußt
du meine ganzen Küchengeheimnisse verraten?« erwiderte Helena mit gespielter
Entrüstung.
    Laura
verzog das Gesicht. »Na fein. Sollte Herr Polizeirat Franck mich nachher der
Trunksucht bezichtigen, weiß ich wenigstens, warum.«
    Helena
lachte. »Da gibt es nur eins: Sie nehmen den Gegenbeweis gleich mit! Ich packe
Ihnen frisches Brot und Butter dazu.« Bevor Laura etwas erwidern konnte, war
sie in der Küche verschwunden.
    »Danke«,
sagte Heiner.
    »Wofür
denn, Herr Wachtmeister?«
    »Daß
Sie sie zum Lachen gebracht haben«, sagte er ernst.
    »Warum
werfen Sie dieses impertinente Fräulein Frick eigentlich nicht hinaus?«
    »Die
Dinge sind nicht immer, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Im
Grunde genommen ist sie ein armer Wurm.«
    »Das gibt
ihr nicht das Recht, sich wie ein solcher aufzuführen, oder?«
    Heiner
blieb ihr die Antwort schuldig.
    Als
Laura aus dem Haus ging, war die Straße weißgefroren, und die Luft schnitt beim
Atmen in die Lungen. Noch lag die Ruhe der Nacht über der Stadt. Sie erreichte
das Polizeipräsidium kurz vor der Zeit. Hier und dort brannte schon Licht. Im
Flur schien es noch kälter zu sein als am Vortag, aber diesmal mußte Laura
nicht lange warten. Um Punkt sieben bat ein Polizeidiener sie in Francks Büro.
    *
    Richard
hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als Louise ihn weckte. Er
hatte

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