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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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erzählte mir Herr Lichtenstein, daß
Bruno da war und sich als Klavieragent vorgestellt hat. Und er wollte bald mit
einem Kunden aus Offenbach vorbeikommen.« Auf Richards fragenden Blick fügte er
hinzu: »Vor einigen Wochen hat Bruno noch als Klavierträger in der Firma
Schrimpf & Co gearbeitet, die fast alle unsere Transporte macht. Herr Lichtenstein
war sehr erstaunt, wie weit er es in so kurzer Zeit gebracht hat.«
    »Das
heißt, er kam regelmäßig zu Ihnen, um Klaviere zu bringen und abzuholen?«
fragte Richard.
    Anton
Schick nickte. »Bis etwa Mitte Januar ein oder zweimal in der Woche.«
    »Demnach
kannte er alle Räumlichkeiten und auch den Hinterausgang zur Pfandgasse.«
    »Ja.«
    »Wissen
Sie, wo er wohnt und wie er mit Nachnamen heißt?« . »Wo er wohnt, nicht. Aber
die Lieferscheine hat er immer mit Oskar Bruno Groß quittiert.«
    »Wer
war der Kunde, mit dem er vorbeikommen wollte?«
    »Herr
Lichtenstein sagte, ein Gastwirt aus Offenbach. Bruno kam aber nicht wieder.
Zumindest nicht, als ich im Geschäft war. Und das ist fast immer.«
    »Außer,
wenn Sie Mittagspause haben«, ergänzte Richard. »Was Herrn Groß durch seine
frühere Tätigkeit bekannt war. Wissen Sie noch, um wieviel Uhr das Gespräch
zwischen Ihnen und Herrn Lichtenstein stattfand?«
    »Als
ich vom Essen zurückkam, also gegen eins. Ehrlich gesagt, glaube ich ja nicht,
daß Bruno etwas mit der Sache zu tun hat.«
    »Hat
Herr Lichtenstein mit Ihnen über private Dinge gesprochen?«
    Anton
Schick sah Richard überrascht an. »Welcher Art, bitte?«
    »Sie
erwähnten gestern, er habe seit einigen Tagen bedrückt gewirkt. Könnte das mit
diesem Besuch oder einem anderen, ähnlichen Ereignis zusammenhängen?«
    »Ich
verstehe nicht, was Sie meinen, Herr Kommissar.«
    »Eine
Zeugin hat ausgesagt, Herr Lichtenstein hatte am Montagmittag Damenbesuch.«
    »Davon
weiß ich nichts. Sicher war die Dame eine Kundin. Gekauft hat sie allerdings
nichts, denn das hätte ich im Auftragsbuch gesehen.«
    Richard
überlegte, wieviel er von seinen Informationen preisgeben sollte. Noch war es
nicht ausgeschlossen, daß der Auslaufer in den Mord verwickelt war. »Sagt Ihnen
der Name Zilly etwas?«
    »Nein,
Herr Kommissar.«
    »Oder
Othild Cäcilie von Ravenstedt?«
    »Ist
das der Name dieser Dame?«
    »Die
Dame ist eine Prostituierte.«
    Anton
Schick wurde blaß. »Bitte, Herr Kommissar, sagen Sie das nicht seiner Frau!«
    »Ich
habe einen Mord aufzuklären, Herr Schick.«
    »Ich
kenne Herrn Lichtenstein so viele Jahre. Bestimmt gibt es irgendeine Erklärung,
warum diese ... Dame ihn aufgesucht hat.«
    »Wir
suchen schon nach der Erklärung, warum er sich mit einem Fräulein Frick
getroffen hat, von deren Existenz Sie nichts wissen, obwohl der Termin in
seinem Kalender eingetragen ist.«
    »Ich
schaue nicht in die persönlichen Unterlagen meines Chefs. Diese Frau ... Wie
war bitte der Name?«
    »Zilly.«
    »Also,
diese Frau Zilly kam bestimmt mit dem Bruno zusammen, und Herr Lichtenstein
hat vergessen, es mir zu sagen.«
    »Laut
Aussage der Zeugin war sie ohne Begleitung. Und außerdem eine derart auffällige
Erscheinung, daß es schon eines besonderen Grundes bedürfte, ihren Besuch zu
vergessen.«
    »Bruno
hat mir mal erzählt, daß er oft in Die Sonne nach Bockenheim geht, weil
er dort eine Tänzerin kennt. Er hat überhaupt immer mit seinen
Frauengeschichten geprahlt. Kann es nicht sein, daß diese Zilly eine
Bekanntschaft von ihm war, ihn zufällig ins Geschäft zu Herrn Lichtenstein hat
gehen sehen und ihm gefolgt ist?«
    »Und
warum sollte sie das tun?«
    »Wenn
sie tatsächlich eine Prostituierte ist: Vielleicht hatte sie Forderungen an
Bruno?«
    Es war
rührend, wie sich der alte Mann bemühte, seinen Chef von jedem Verdacht
reinzuwaschen. Richard dachte an die geheimen Schuldverträge in Lichtensteins
Aktenschrank und an die Herzen in seinem Kalender. Es war die immer
wiederkehrende Frage nach Schein und Sein, nach dem, was unter einer glänzenden
Oberfläche zum Vorschein kam, wenn man anfing, daran zu kratzen.
    »Das
Entgelt, das Fräulein Zilly für ihre Dienste verlangt, dürfte für einen
wohlhabenden Klavierhändler, aber kaum für einen einfachen Klaviertransporteur
aufzubringen sein. Selbst wenn er zum Agenten aufgestiegen ist.«
    »Wenn
Sie das wissen, dann wissen Sie doch sicher auch, wo diese Zilly zu finden ist.
Und dann können Sie sie fragen, und...«
    Richard
räusperte sich. Die Frage war ihm unangenehm, aber sie mußte sein. »Ist

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