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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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der
ebensowenig dabei fand, es wörtlich abzudrucken. Lichtensteins Witwe beschwerte
sich bei Regierungsrat von Wehrs und der wiederum bei Polizeirat Franck. Ich
brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, welche Folgen es gehabt hätte, wenn ein
Polizeibediensteter diese Informationen weitergegeben hätte. So beschränkte
sich das Ganze auf ein paar Telephonate und einen gehässigen Artikel in der Frankfurter
Zeitung. Damit kann ich leben.«
    Sein
Blick ging von einem zum anderen. »Gibt es noch Fragen? Nein? Dann bitte ich
Sie, sich zur Verfügung zu halten, bis ich mit Kommissar Beck alles weitere
besprochen habe.«
    Die
Männer nickten und gingen hinaus.
    »Ich
schätze es nicht, mich mit Mitarbeitern in Anwesenheit Dritter verbal zu
duellieren. Aber Sie ließen mir keine andere Wahl«, sagte Richard, als sie
alleine waren.
    »Ich
habe lediglich begründete Bedenken vorgetragen«, entgegnete Beck.
    »Es ist
Ihnen sicher nicht entgangen, daß alle Anwesenden Ihre Worte genau so verstanden
haben, wie sie gemeint waren. Jede weitere Debatte darüber halte ich für
zwecklos. Ich schlage vor, daß jeder von uns einen Ermittlungsbereich eigenverantwortlich
betreut. Was Lichtensteins Kartei angeht, sollten wir uns die Befragungen
aufteilen, ansonsten wäre ich damit einverstanden, wenn Sie sich um Bruno Groß
kümmerten, während ich die Frauenspur verfolge und mir diesen Hundezüchter in
Niederhöchstadt vornehme. Was die Fahndung nach Groß und die Observation des
Lokals in Bockenheim angeht, stehen zusätzliche Kräfte bereit, so daß Ihnen
lediglich die Koordination verbliebe. Ist das Alibi von Lichtensteins Bruder
überprüft?«
    »Ich
habe es veranlaßt«, sagte Beck. »Sie geben mir tatsächlich die Spur Groß?«
    »Ich
sehe keinen Sinn darin, Ihnen Ermittlungen zu übertragen, von deren Effizienz
Sie nicht überzeugt sind.«
    »Sind Sie
denn davon überzeugt?«
    »Zur
Wahrheitsfindung gehört es auch, Dinge auszuschließen. Davon sind wir noch
weit entfernt.«
    »Aber
die Spur Groß ist...«
    »...
zur Zeit die vielversprechendste, ja. Ich halte Sie für kompetent, alles zu
tun, was nötig ist. Sollten Sie ihn überführen, dürfen Sie sich den Erfolg an
Ihr Revers heften.«
    »Ich
wollte Ihnen gewiß nicht unterstellen
    »Doch,
Beck, das wollten Sie. Und Sie haben recht: Der Erfolg hat viele Väter, der
Mißerfolg ist ein Hurenkind. Ich sehe meine Verantwortung in der Sache, nicht
im Renommee, und ich hoffe, Sie sind klug genug zu erkennen, daß es weder der
Sache noch unserem Renommee nützt, wenn wir uns gegenseitig Steine vor die Füße
werfen. Übrigens hat Staatsanwalt von Reden die photographische Aufnahme des
Tatorts angeordnet. Heute nachmittag kommt ein Photograph vom Erkennungsdienst.
Ich hoffe, ich bin bis dahin aus Niederhöchstadt zurück.«
    Beck
sah beschämt aus. »Ich fände es überlegenswert, die Fahndung nach Groß
öffentlich zu machen.«
    »Und
wie?«
    »Durch
einen Aufruf in der Presse.«
    Richard
lächelte. »Wenn Sie die nötige Diplomatie aufbringen, versuchen Sie's. Auf
mich sind die Herren der schreibenden Zunft zur Zeit nicht gut zu sprechen.«
    »Außerdem
dachte ich an Fahndungsplakate.«
    »Was
wir gegen Groß vorzubringen haben, wird kaum für einen Haftbefehl ausreichen,
der - wie Sie wissen - Voraussetzung für einen Steckbrief ist.«
    »Und
wenn wir so tun, als suchten wir ihn als Zeugen?«
    »Es
gibt keine rechtliche Handhabe, nach einem Zeugen steckbrieflich zu fahnden.«
    Beck
rieb sich das Kinn. »Aber es spräche nichts gegen einen Fahndungsaufruf, in dem
wir ganz allgemein nach einem Frankfurter Klaviertransporteur suchen, der
vergangene Woche bei Lichtenstein war, oder?«
    »Polizeirat
Franck wird vermutlich Einwände erheben.«
    »Polizeirat
Franck ist nicht da.«
    »Aber
keinen Namen, bitte.«
    Beck
nickte. Ȇber die Wache ist sicher jemand zu erreichen, der den
Vervielfältigungsapparat bedienen kann. Die Verteilung lasse ich durch die
Polizeireviere vornehmen, so daß spätestens gegen Abend die ganze Stadt
plakatiert sein dürfte.«
    »Was
hätten Sie gemacht, wenn ich nein gesagt hätte?«
    Beck
grinste. »So lange auf Sie eingeredet, bis Sie ja gesagt hätten. Ich wette,
spätestens in zwei Tagen haben wir ihn.«
    »Ich
hoffe es«, sagte Richard.
    »Ich
weiß es«, sagte Beck.
    *
    Laura
wurde wach, als eine Uhr schlug. Im Zimmer war es duster. Nur mit Mühe konnte
sie die Umrisse der Waschkommode erkennen. Drei, vier, zählte sie die Schläge
mit. Sieben? Acht? Sie

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