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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Menschen, eine Einschätzung, die ich teile. Ich glaube nicht, daß er
etwas mit dem Mord zu tun hat. Wenn doch, müßte er ein außergewöhnlich guter
Schauspieler sein, was ich bezweifle.« Er sah Beck an. »Ich betone, daß das
mein persönlicher Eindruck ist.«
    »Und
wie paßt die Frau in die Sache hinein?« fragte Schmitt.
    »Wir
gehen davon aus, daß es mindestens zwei Täter waren. Möglicherweise war sie die
Dritte im Bunde«, sagte Richard. »Da sich der Fingerabdruck am Hemdkragen des
Opfers befindet, kann sich ihr Tatbeitrag allerdings nicht auf ein bloßes Zuschauen
beschränkt haben.«
    »Wie
hat denn Dr. Popp festgestellt, daß es sich bei dem Abdruck um den einer Frau
handelt?« wollte Paul Heusohn wissen.
    »Er
schloß es aus der zierlichen Beschaffenheit«, sagte Richard.
    Der
Junge betrachtete seine Finger. »Verzeihen Sie, aber es könnte auch ein dünner
Mann gewesen sein, oder?«
    Die Schutzleute
grinsten. Richard zuckte mit den Schultern. »Möglich wäre es. Aber dann bleibt
immer noch der blutige Abdruck im Kontor, der offenbar von einem Damenschuh
stammt.«
    »Und
wie hat Dr. Popp das festgestellt?«
    Beck
verzog das Gesicht. »In meinem Büro stapeln sich die Akten, Heusohn!«
    »Bringen
Sie sie mir nachher vorbei«, sagte Richard. »Polizeirat Franck dringt darauf,
die Sache Lichtenstein mit absolutem Vorrang zu bearbeiten. Es stünde von
seiner Seite sicher nichts dagegen, sachfremde Ermittlungen anderen Beamten
zuzuweisen.«
    Becks
Miene verriet, daß er mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.
    Richard
sah Paul Heusohn an. »Ich werde Dr. Popp morgen oder übermorgen aufsuchen. Sie
können mich gern begleiten und Ihre Fragen direkt an ihn richten. Ich lege Wert
darauf«, wandte er sich an die anderen, »daß Sie ohne Rücksicht auf Ihren
Dienstrang Fragen und Anregungen, auch Kritik, offen äußern. Was die
Ermittlungen angeht, so halte ich eine Kräfteaufteilung für sinnvoll. Näheres
dazu erfahren Sie im Laufe des Vormittags. Zum Schluß zwei Anmerkungen: Im
Umgang mit Zeugen, vor allem mit der Familie und den Geschäftskunden
Lichtensteins, erwarte ich eine der Sache angemessene Diskretion. Dies gilt
auch für Bemerkungen über den Toten, insbesondere zum Thema Laterna
Magica.«
    Beck
grinste. »Wenn diesem Pianohändler nichts Besseres eingefallen ist, als seinen
Feierabend im Bordell zu verbringen, sehe ich nicht ein, warum
    »Es
geht nicht nur um den Ruf Lichtensteins, sondern auch um den seiner Familie!«
fiel Richard ihm ins Wort.
    »Wer
die Wahrheit erfahren will, darf die Wahrheit nicht fürchten! Mit dieser
Maxime habe ich bislang noch jeden Fall geklärt.«
    »Ich
ging davon aus, daß Sie die Kunst beherrschten, Fragen so zu stellen, daß Sie
die gewünschte Antwort erhalten, ohne ermittlungstaktisch bedeutsame Details
preiszugeben, Herr Beck.«
    Die
Schutzleute wechselten einen amüsierten Blick. Beck sah aus, als wolle er
Richard erwürgen. »Ihnen geht es doch nur darum, daß Ihre ehrenwerte Familie
ungeschoren davonkommt!«
    Im Raum
wurde es so still, daß man die Männer atmen hörte. »Wenn Sie darauf anspielen,
daß mein Schwager und meine Schwägerin, Gräfin von Tennitz, wie auch ich
selbst, Kunden bei Lichtenstein waren, dann ist das richtig«, sagte Richard betont
freundlich. »Genauso richtig ist es, daß Oberbürgermeister Adickes, der
Herausgeber der Frankfurter Zeitung, Herr Sonnemann, und der scheidende
Polizeipräsident, Freiherr von Müffling, in Lichtensteins Kartei verzeichnet
sind. Die halbe Frankfurter Bürgerschaft hat ihre Pianos in der Zeil 69
geordert. Und die meisten von ihnen werden herzlich wenig zur Aufklärung der
Sache leisten können, weshalb es nicht einzusehen ist, sie unnötig zu
beunruhigen. Sollten sich bei einer Befragung jedoch Unstimmigkeiten ergeben,
wird ohne Ansehen der Person mit aller Konsequenz weiterermittelt. Habe ich
mich hinreichend deutlich ausgedrückt?«
    Die
Männer nickten. Beck schwieg.
    »Worum
ich Sie außerdem bitte, ist, keine Auskünfte an Journalisten zu geben. Ein
falsches Wort zur falschen Zeit kann tagelange Ermittlungen zunichte machen.
Es ist schlimm genug, wenn sich Unberufene berufen fühlen, die Presse mit
halbgaren Informationen zu versorgen, wie es unlängst im Fall Cöster geschah.«
    »Der
Weinhändler, der die Leiche entdeckte?« fragte Schmitt.
    Richard
nickte. »Er fand offenbar nichts dabei, den gräßlichen Anblick in allen
Einzelheiten einem Reporter der Frankfurter Zeitung zu schildern,

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