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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Herr...?«
    »Kommissar
Biddling«, sagte Richard. »Ich hatte vorhin Benno nach Ihnen geschickt.«
    »Wegen
der armen Briddy, ja. Ich hoffe, es geht ihr wieder gut?«
    Richard
nickte. »Ich hätte ein paar Fragen.«
    Dr.
Portmann führte ihn in ein holzvertäfeltes Büro und wies auf zwei Sessel. »Ich
muß mich entschuldigen, mein Mädchen hat heute frei. Möchten Sie etwas
trinken?«
    »Danke,
nein. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.« Richard überlegte, wie er anfangen
sollte. »Wenn Sie irgendwelche Auslagen hatten, werde ich sie Ihnen
selbstverständlich ersetzen.«
    »Ich
bitte Sie«, wehrte Dr. Portmann ab. »Sie kennen die Hintergründe nicht und
haben deshalb völlig richtig gehandelt.«
    »Und
was sind die Hintergründe?«
    »Das
fällt unter meine ärztliche Schweigepflicht.«
    »Können
Sie mir wenigstens etwas über die Familie sagen?«
    »Wenn
es sich dabei um allgemein bekannte Dinge handelt, ja. Was möchten Sie wissen?«
    »Wann
starb Hopfs Frau?«
    »Am 28.
November 1902. Ich selbst habe den Totenschein ausgestellt. Da es Gerüchte über
ein unnatürliches Ableben gab, zog ich einen zweiten Arzt zu Rate, der eine
Sektion empfahl. Das Ergebnis bestätigte meine Diagnose.«
    »Welcher
Art waren diese Gerüchte?« fragte Richard.
    »Es
gibt einige Leute in Niederhöchstadt, die Karl Hopf nicht wohlgesonnen sind.
Die Gründe sind mir unbekannt. Die Behauptung der Zofe der Verstorbenen, Hopf
habe ihre Herrin vergiftet, fiel jedenfalls auf fruchtbaren Boden. Obwohl es
bis heute keinen Beweis für diese Behauptung gibt, hält sich das Gerücht
beharrlich. Soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann, führten Josefa
und Karl Hopf eine glückliche Ehe. Nach ihrem Tod erlitt er einen
Nervenzusammenbruch.«
    »Handelt
es sich bei der Zofe um die alte Frau, die in der Hütte neben Hopfs Anwesen
haust?« fragte Richard.
    Dr.
Portmann nickte. »Ännie ist ein tragischer Fall. Sie hing mit abgöttischer
Liebe an ihrer Herrin, und als sie starb, gebärdete sie sich wie eine
Wahnsinnige. Inzwischen ist sie es wohl auch.«
    »Die
Verhältnisse, in denen sie lebt, sind erbärmlich.«
    »Ein
Bauer aus dem Dorf versorgt sie mit dem Notwendigsten. Alle weiteren Versuche,
ihr zu helfen, scheitern an ihrem Starrsinn. Sie hat sich in die fixe Idee
verrannt, ihren früheren Herrn als Mörder zu überführen.«
    »Ännie
behauptet, Hopf würde im Wald heimlich Giftpflanzen sammeln. Er selbst räumte
mir gegenüber ein, daß er Briddy gegen ihr Leiden Belladonna verabreicht.«
    »In
homöopathischer Dosis«, sagte Dr. Portmann. Als er Richards verständnislosen
Blick sah, fügte er hinzu: »Die Homöopathie ist ein vor etwa hundert Jahren
aufgekommenes Heilverfahren unter dem Diktum Similia similibus curantur, also,
daß Ähnliches nur durch Ähnliches geheilt wird. Vereinfacht ausgedrückt: Leidet
jemand an epileptischen Anfällen mit anschließendem Erinnerungsverlust und
starkem Kopfschmerz wie Briddy, so gibt man ein Mittel, das in unverdünnter Konzentration
die gleichen oder ähnliche Symptome hervorruft, also Belladonna, die
Tollkirsche, oder Digitalis, Fingerhut. Diese normalerweise stark giftigen
Pflanzen sind in homöopathischen Dosen verabreicht, völlig unbedenklich.«
    »Und
warum?«
    »Die
Herstellung homöopathischer Medikamente erfolgt mittels Verschüttelung einer Urtinktur
mit einem Trägerstoff, Milchzucker oder Weingeist, im Verhältnis eins zu neun.
Das Ergebnis ist die sogenannte Dezimalverreibung D eins, auch erste Potenz
genannt. Ein Teil dieser Potenz, wiederum mit neun Teilen Weingeist
verschüttelt, ergibt die zweite Potenz. Und so fort.«
    »Auf
der Arznei, die Hopf Briddy gab, stand Bell. D6 dil, das heißt demnach,
daß das von Ihnen beschriebene Verfahren sechsmal durchgeführt wurde?«
    »Richtig«,
sagte Dr. Portmann. »Dil. ist die Abkürzung für dilutio, flüssige
Darreichung. Wie Sie leicht ausrechnen können, befinden sich in einer
derartigen Mischung so gut wie keine Bestandteile der Urtinktur mehr.«
    »Und
das soll helfen?«
    Dr.
Portmann lächelte. »Es gibt in Deutschland ungefähr fünfhundert Ärzte, die
daran glauben. Ich gehöre nicht dazu. Was ich Ihnen allerdings sicher sagen
kann, ist, daß Herr Hopf diese Mittel auf ordnungsgemäßem Wege bezieht. Die
Behauptung Ännies, er sammele die entsprechenden Pflanzen heimlich im Wald,
entspringt ihrer kranken Phantasie.«
    »Wenn
Sie diese Homöopathie für wirkungslos halten, warum versuchen Sie nicht, Hopf
von einer

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