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Hahnemanns Frau

Titel: Hahnemanns Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bauer Angeline
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bei Dr. Hahnemann einschleichen.«
    »Als Patient?«
    »Geh hin, spiel ihm eine Krankheit vor. Laß dich behandeln, und wir haben etwas gegen ihn in der Hand. Einer, der sich von einem Simulanten hereinlegen läßt und ihn ›falsch behandelt‹, wer traut dem schon? Und dann … laß deinen Charme spielen. Madame Hahnemann ist eine äußerst attraktive Frau, und mit einem achtzigjährigen Ehemann an ihrer Seite wird sie mit Sicherheit Bedürfnisse haben, die von einem jungen, attraktiven Mann, wie du es bist, befriedigt werden können. Es wird bestimmt kein Opfer für dich sein, ihr diesen kleinen Gefallen zu tun und mir damit die Möglichkeit zu geben, die Dame bloßzustellen.«
    Sébastien sah ihn lange und nachdenklich an. »Ich kann gut verstehen, daß Sie gekränkt sind, Onkel, aber ich fühle mich nicht wohl als Kollaborateur im Mantel eines Verführers.«
    »Aber Sébastien! Das ist nun wirklich etwas überspitzt ausgedrückt. Du sollst Madame Hahnemann einen amourösen Gefallen tun, und ich werde dafür sorgen, daß man euch dabei ertappt. Das ist alles. Und im übrigen bist du mir noch etwas schuldig. Wie du bestimmt nicht vergessen hast, habe ich dich und diese Madame Deleau bei deinem letzten Besuch in Dijon vor sehr, sehr großen Schwierigkeiten bewahrt.«
    Sébastien seufzte. Nein, er hatte die leidliche Geschichte keineswegs vergessen. Sie hätte ihn seine Zulassung als Anwalt kosten können! »Nun gut, ich werde in den nächsten Tagen vielleicht bei Dr. Hahnemann vorsprechen und sehen, was sich in dieser Sache machen läßt.«
    »Ein Vielleicht genügt mir nicht. Ich will ein Ja hören, lieber Neffe.«
    Pierre Doyen hielt ihm die Hand hin. Einen Moment zögerte Sébastien noch, dann schlug er ein. »Also gut, Onkel, ich werde Ihnen helfen. Doch dann sind wir quitt.«

Patientenberichte
    Zehn Tage nach diesem Gespräch fuhr Sébastien Colbert bei den Hahnemanns vor. Es war erst neun Uhr morgens, doch zu seinem großen Erstaunen warteten bereits einige Wagen vor dem Haus. Sébastien wurde von einem Diener empfangen und in einen Salon gebracht, in dem ein Herr und zwei Damen saßen.
    »Bonjour Mesdames, Monsieur«, grüßte er.
    »Bonjour, Monsieur.«
    Sébastien setzte sich. Eine der Damen erkannte er. Sie hieß Cora Mowatt, war Amerikanerin und eine erfolgreiche Schauspielerin. Sie unterhielt sich leise und in englischer Sprache mit dem Herrn, der rechts von ihr saß und den sie Lord Elgin nannte. Er erzählte ihr, daß ihn die meisten seiner Freunde für verrückt erklärten, weil er sich weiterhin von Dr. Hahnemann behandeln ließ.
    »Diese Leute sehen nur, daß sich meine Gesichtsneuralgie aufgrund der Behandlung verschlimmert hat, ohne zu verstehen, daß dies ein gutes Zeichen ist.«
    Cora Mowatt sah ihn zweifelnd an. »Ich muß zugeben, daß es auch mir nicht leichtfällt, ein gutes Zeichen in einer Verschlimmerung zu erkennen.«
    »Dann sind Sie also zum ersten Mal in homöopathischer Behandlung und wissen noch nichts über diese Methode?«
    Sie nickte. »Ich kam auf Empfehlung her. Ein Mr. Leaf, Teehändler aus London, machte mir Hoffnung, daß ich in Dr. Hahnemanns Obhut von einer immer wiederkehrenden Entzündung meiner Stimmbänder geheilt werden könnte. Er sagte: ›Fahren sie zu Hahnemann – bei Hahnemann stirbt man nicht!‹«
    Lord Elgin lachte. »Ich kenne Leaf. Sein Humor ist mitunter etwas makaber.«
    »Wenn ich nun allerdings sehe, daß Ihr Problem durch die Behandlung noch schlimmer geworden ist …«
    »Aber meine Liebe, zum ersten muß durch die Behandlung nicht unbedingt eine Verschlimmerung eintreten, und zum zweiten ist so eine Verschlimmerung im allgemeinen nur kurzzeitig und vorübergehend. Stellen Sie sich eine Blume vor. Die Knospe stellt die Krankheit dar. Die Medikamentengabe wirkt wie Dünger, sie bringt die Knospe dazu, sich zu öffnen und in Windeseile zu verblühen. Meist fällt die Krankheit dann schon im Verlauf weniger Tage wie ein welkes Blatt von einem ab. Die Allopathie hingegen brächte im selben Fall nicht mehr zustande, als die Knospe zu verätzen und mit ihr auch den Stiel, die Blätter und bald die Wurzeln. Ich kenne einige Leute, die von all den Quecksilber- oder Arsenpräparaten, die sie bekamen, vergiftet wurden und statt gesund nun erst recht krank sind. Glauben Sie mir, da sind mir ein paar Tage, in denen die Krankheit sich verstärkt zeigt, bedeutend lieber.«
    Im selben Moment ging eine der Türen auf, und eine hochgewachsene, blonde Frau

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