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Hahnemanns Frau

Titel: Hahnemanns Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bauer Angeline
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konzentrieren, und als der Patient gegangen war, ließ sie Tee in den kleinen Salon bringen und ging hin, um den Virtuosen zu begrüßen.
    Paganini war ein begnadeter Musiker. Er spielte so schnell, daß andere Geiger in derselben Zeit nicht einmal die Noten lesen konnten. Außerdem kleidete er sich grundsätzlich schwarz und fuhr auch immer in einer schwarzen Kutsche mit schwarzen Pferden. So wurde unter den Abergläubischen der Verdacht geschürt, er habe mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, und man gab ihm den Beinamen ›der Teufelsgeiger‹.
    Als Mélanie den kleinen Salon betrat, stand Paganini auf und sah sie mit unverhohlener Bewunderung an. »Obwohl man mich bereits vorwarnte, habe ich nicht mit so viel Schönheit gerechnet«, sagte er, wobei er ihr viel zu tief in die Augen sah. Dann beugte er sich mit einem Kuß über ihre Hand.
    Mélanie hatte dem Blick standgehalten. Die eigenartige Aura, die diesen Mann umgab, fesselte sie. Er hatte langes schwarzes Haar, einen schwarzen Backenbart, und sein schmales Gesicht wurde von einer langen, dünnen Hakennase beherrscht. Dazu die schwarze Kleidung und der glühende Blick – ja, in der Tat hatte er etwas Diabolisches an sich!
    Sie setzten sich, und Mélanie goß ihm Tee ein. »Ich habe Sie vor vier Jahren zum ersten Mal auf der Bühne erlebt«, erzählte sie ihm, »und vor einem Jahr zum zweiten Mal. Ich war überwältigt, aber solche Komplimente werden Sie sicher nur langweilen.«
    »Nicht, wenn sie aus so schönem Mund kommen.« Er neigte sich vor.
    »Außerdem habe ich in Robert Schumanns Neuer Zeitschrift für Musik einen interessanten Artikel über Sie gelesen. Er schrieb, daß Sie als Komponist leider ungeeignet seien, da niemand die Virtuosität entwickeln kann, die nötig wäre, um Ihre Kompositionen zu spielen.«
    Paganini nickte. »Schumann und sein David-Club gegen musikalisches Spießbürgertum – ein interessanter junger Mann, der es bestimmt noch sehr weit bringen wird!«
    »In Le Temps wiederum konnte ich lesen, daß Sie planen, ein Spielkasino in Paris zu eröffnen!«
    Paganini seufzte. »Sie sind gut informiert. Geplant habe ich das in der Tat, aber leider wurde mir die Erlaubnis dazu nicht erteilt.«
    »Es wäre ja auch zu schade, wenn Sie Ihr Talent an einen Spielklub vergeudeten.«
    »Ah, dann sind Sie also doch nicht so gut unterrichtet! Denn sonst wüßten Sie, daß ich in den Kasinos ein zweites Zuhause gefunden habe und mein Geld beim Glücksspiel genau so schnell verliere, wie ich es zuvor beim Spielen auf meiner Violine verdient habe.«
    Nun war Mélanie es, die nickte. Gewiß wußte sie davon, die Spatzen pfiffen es ja von den Dächern. Daß Paganini der Spielsucht verfallen war, verwunderte sie nicht einmal, denn ein Mann wie er war von Leidenschaft getrieben. Alles, was er tat, tat er bis zum Exzeß. Die Musik, das Spiel, die Frauen … Und diese Neigung zum Exzessiven würde ihn eines Tages alles kosten. Das Glücksspiel brachte ihn um sein Vermögen, die Frauen um den Verstand, die Musik ruinierte seine Gesundheit. Schon jetzt war er körperlich vollkommen aufgezehrt und ein gebrechlicher Mann, und das, obwohl er nur achtzehn Jahre älter war als sie.
    Mélanie stand plötzlich auf. »Gewiß sind Sie nicht zum Plaudern gekommen. Wir sollten ins Ordinationszimmer gehen. Mein Mann erwartet Sie bereits.«
    Sie wollte vorausgehen, aber er griff schnell nach ihrer Hand und zog sie an sich. »Wenn ich Ihnen ein Billet schickte, würden Sie zu meinem nächsten Konzert kommen? Nur Sie? Um mir Glück zu bringen?« Er sah ihr tief in die Augen.
    »Ich bin verheiratet, Monsieur.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Nein, Monsieur.«
    Im selben Moment ging die Tür auf, und Samuel kam herein. Als er seine Frau und Paganini so nah beieinander stehen sah, daß man annehmen konnte, sie hätten sich soeben geküßt, verfinsterte sich sein Blick. Zwar blieb er ruhig, sagte lediglich, daß noch fünf Patienten warteten und er darum gerne weiterarbeiten würde, doch Mélanie kannte ihn gut genug, um zu spüren, daß er ärgerlich und eifersüchtig war.
    Beim Anamnesegespräch beklagte sich Paganini über nervöse Erschöpfung und mangelnde Inspiration. »Ich erhielt deshalb über einen langen Zeitraum hinweg Quecksilberpräparate. Leider fielen mir darauf hin alle Zähne aus, und ich mußte mir ein Gebiß anfertigen lassen. Außerdem leide ich unter eitrigen Geschwüren im Mund und Abszessen an den Kieferknochen.« Er streckte Samuel

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