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Hahnemanns Frau

Titel: Hahnemanns Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bauer Angeline
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ihn?«
    »Mr. Brown?« Mélanie dachte nach. Sie hatten mehrere Browns behandelt. »Meinen Sie Mr. James L. Brown aus London?«
    »Ja!« Er nickte. »Das ist mein Schwager!«
    »Aber Mr. Brown muß inzwischen beinahe siebzig Jahre alt sein!«
    Wieder nickte Mister Clifford. »Ja, in der Tat.« Er stockte, dann lachte er. »Ach, Sie meinen wegen des großen Altersunterschieds. James ist der älteste von dreizehn Kindern, meine Frau ist die jüngste, und sie ist zwei Jahre älter als ich. Nun, Madame, wenn Sie erlauben, würde ich Ihnen gerne erklären, worum es bei meiner Erfindung überhaupt geht. Dann können Sie sich ein Bild machen und …« Er unterbrach sich und sah sich um. »Entschuldigen Sie, Madame, aber vielleicht sollten wir auch Ihren Gatten zu diesem Gespräch bitten?«
    »Meinen Gatten?« Mélanie starrte ihn an. »Wissen Sie denn nicht … mein Gatte ist vor mehr als einem Jahr verstorben.«
    »Oh Verzeihung. Mein Beileid, Madame. Nein, das wußte ich nicht – mein Schwager hat mir davon nichts gesagt.«
    Er sah sie betreten an. »Hätte ich das gewußt …« Er brach ab.
    »Was dann?« fragte Mélanie nach.
    »Nun, ich habe noch nie mit einer Frau als Geschäftspartnerin … ich meine …«
    »Sie meinen, eine Frau ist zu dumm? Zu unzuverlässig?« Zornig sah sie ihn an.
    »Nein, natürlich ist sie das nicht.«
    »Nun, dann zeigen Sie mir Ihre Unterlagen!«
    »Wenn Sie es wünschen, Madame.« Er zog eine Zeichnung aus den Papieren, breitete sie vor Mélanie aus und erklärte: »Unter Druckluft versteht man Luft, die unter einem höheren Druck steht als die Luft in der Atmosphäre. Mit Hilfe von Druckluft könnte man Arbeitskolben antreiben – beispielsweise einen Bohrer, mit dem man Gestein bearbeiten kann. Wie Sie vielleicht wissen, fand die erste Erzeugung und Übertragung von Druckluft bereits im Jahr 1700 statt: Der Physiker Denis Papin, ein Franzose, nutzte die Drehbewegung eines Wasserrades, um Luft zu komprimieren, die er durch Röhren weiterleitete. Dann tat sich lange Zeit nichts mehr auf diesem Gebiet, bis vor etwa zwanzig Jahren George Medhurst, ein väterlicher Freund von mir und Engländer wie ich, ein Patent für die Nutzung der Druckluft zum Antrieb eines Motors anmeldete. Leider ging der Motor aber nie in Produktion, weil die Materialien zu seiner Herstellung entweder nicht hitzebeständig genug oder zu teuer waren. Das Projekt geriet wieder in Vergessenheit. Medhurst ist inzwischen verstorben, er hinterließ mir seine Aufzeichnungen. Nun ist es mir aber gelungen, ein besseres und kostengünstigeres Material ausfindig zu machen. Der Herstellerbetrieb liegt in Nordfrankreich.«
    »Um was für ein Material handelt es sich da?«
    »Um eine Legierung – ich hoffe, Sie verstehen, daß ich darüber im Vorfeld keine allzu genauen Angaben machen kann. Hierzu muß man wissen, daß Eigenschaften wie Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit bei Legierungen erheblich größer sein können als bei einzelnen Metallen. Zum Beispiel ist gewöhnlicher Stahl – eine Legierung aus Eisen und Kohlenstoff – fester und härter als Schmiedeeisen, das aus fast reinem Eisen hergestellt wird.«
    »Ich verstehe. Wie genau könnte dieser Druckluftkompressor eingesetzt werden?«
    »Mit meinem Druckluftkompressor könnte man zum Beispiel einen Gesteinsbohrer betreiben. Ein solcher Gesteinsbohrer wäre beim Tunnel- oder Bergbau von größtem Nutzen. Aber, verstehen Sie, Madame, die Möglichkeiten sind endlos. Von einem Druckluftkompressor könnten sehr viele praktische Werkzeuge angetrieben werden.«
    Clifford machte eine bedeutungsvolle Pause und sah Mélanie an. Dann nahm er einen Bleistift, zeichnete ein kompliziertes System auf und erklärte dazu die genaue Funktion seiner Erfindung.
    Mélanie war begeistert. Sofort erkannte sie, welch großartige Möglichkeiten in dieser Erfindung steckten. Wieder und wieder dachte sie alles durch und suchte nach einem Haken bei der Sache, aber alles schien ihr logisch und richtig kalkuliert.
    »Nun, Madame, was glauben Sie?«
    »Ich glaube, daß dies eine wunderbare Erfindung ist!«
    Edwin Clifford nickte. »Ja, das ist es tatsächlich.«
    »Und wie viel Geld benötigen Sie?«
    »Ich selbst verfüge über 40.000 Francs. Mit 100.000 Francs könnten wir anfangen. 60.000 Francs von Ihnen, Madame, und wir sind Partner zu gleichen Teilen. Ich selbst bringe ja zu meinem Teil des Kapitals auch die Erfindung ein.«
    Mélanie blies den angehaltenen Atem aus. Das war sehr

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