Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
geisterhaften Wesen zu werden. Sie begruben ihre Ermordeten, beteten stundenlang zu Allah und klagten ihm ihr fürchterliches Leid.
    Der Karawanenzug stockte. Putra rannte herum und befahl, das Lager abzubrechen … niemand hörte mehr auf ihn. Auch als er einem der Sklaventreiber die lange Nilpferdpeitsche aus der Faust riß und wahllos in die Gruppe seiner arabischen Krieger hineindrosch, erreichte er nur, daß man aufsaß und die Karawane träge weiterzog.
    »Es ist fürchterlich«, sagte Bender an diesem Tag zu Eve und Wolff. »Er will uns tatsächlich den Weg freimorden. Er baut uns aus Leichen eine Straße in die Freiheit. Vielleicht ist das die einzige Möglichkeit, weiterzuleben, aber es ist fürchterlich.«
    Er blickte sich um. Hinter ihnen ritt Noboro auf einem alten Lastkamel. Ein riesiger, schwarzer, in der Sonne glänzender Klumpen …
    Putra ritt die Karawane hinauf und hinunter, trieb jetzt selbst die schwankenden Sklaven an und schrie seinen Leuten zu, nicht zu Allah zu beten, sondern möglichst schnell In Radifah zu erreichen.
    Es half nichts. Viermal am Tag hielt die Karawane, die Araber fielen auf ihren Gebetsteppichen auf die Stirn und riefen Allah um Gnade und gutes Gelingen an.
    »Noch acht Tage bis In Radifah«, sagte Bender kurz vor dem Abend zu Putra. Er ritt mit ihm an der Spitze. »Sie halten das nicht aus, Putra. Sie kommen auf Ihrem Sklavenmarkt als Wahnsinniger an!«
    »Ihr alle werdet wahnsinnig sein!« schrie Putra zurück. Er hielt sein Kamel an und beugte sich zu Dr. Bender hinüber. Seine Augen leuchteten vor Wut. »Ich habe zwei Schnellfeuergewehre –«, sagte er mit bebender Stimme. »Zuerst werde ich die schwarzen Wanzen vernichten, dann die anderen, dann euch … bezweifeln Sie, daß ich allein übrigbleiben werde?«
    »Ja, das bezweifle ich«, antwortete Bender voller Zufriedenheit, so etwas sagen zu können. »Sie können gar nicht überleben, Putra … denn Sie sind allein unter diesen Bestien. Uns eingeschlossen! Das schaffen Sie nie!«
    Die kommende Nacht gab Bender recht. Trotz doppelter Wachen wurden drei Araber getötet. Es waren die drei Wächter am Wasserloch von Bu Jamal, dem armseligsten Brunnen auf ihrem Karawanenzug.
    Als sie am Morgen gefunden wurden, jubelten die Sklaven auf. Die dumpfe schwarze Masse wurde lebendig. Sie begann zu singen, während die schweren Peitschen auf sie herunterklatschten, und der Block der singenden, aus aufgerissenen Mäulern stöhnenden und doch rhythmisch klagenden Köpfe begann, sich wie im Tanz zu bewegen, wogte hin und her, unbeeindruckt von den Schlägen, dem Blut, das aus den aufspringenden Striemen spritzte, dem Gebrüll der Araber, die auf sie einschlugen, bis sie völlig erschlafften. Es war ein höllischer, triumphaler, den Himmel herabreißender Gesang aus hundert gestorbenen und durch Blut wieder auferstandenen Seelen.
    Still, in sich versunken, unbeachtet, hockte Noboro hinter Wolff. Er war immer hinter ihm, ein massiger Schatten seines geliebten Herrn.
    Eve war es nicht mehr möglich ihn anzusehen. Welch ein Mensch, dachte sie bloß. Er mordet aus Dankbarkeit. Er tötet ohne Reue für unser Leben. Er schlachtet die anderen ab, um uns zu retten. O Gott im Himmel, welch ein Mensch!
    Putra war in diesen Stunden zusammengefallen. Hohläugig, mit zitternden Händen, ritt er neben Dr. Bender und entwickelte Pläne, wie sie nur ein Mensch ersinnen kann, dem die Angst das Gehirn vertrocknet.
    »Sie werden weiterleben, Doktor«, sagte Putra vor der dritten Nachtrast. »Ich habe es mir überlegt: Allein bin ich nichts. Aber mit Ihnen und Dr. Wolff und meinen Waffen können wir sie alle niederhalten und ausschalten. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie, Dr. Wolff und Eve überleben werden, wenn Sie mir helfen, diese Karawane aufzulösen. Zuerst die Araber und Kameltreiber … dann die schwarzen Teufel … wenn wir alle heute nacht zu gleicher Zeit schießen, bleiben uns nur noch die Sklaven übrig. Sie sind gefesselt … sie sind kein Liquidationsproblem.«
    »Putra, Sie sind irr!« Dr. Bender ritt weiter, aber Putra folgte ihm und faßte ihm in die Zügel.
    »Ihre Freiheit, Bender!« brüllte er. »Eves Überleben!«
    »Morden Sie allein«, sagte Bender kühl. »Sie haben Übung darin … Im übrigen brauchen wir Ihre Garantie nicht mehr. Der Geistermörder arbeitet zu präzise gegen Sie …«
    In dieser dritten Nacht brannten überall helle Feuer. Kaum einer schlief … zwei Drittel wachten, ein Drittel döste dahin, immer

Weitere Kostenlose Bücher