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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sprungbereit, alle Waffen neben sich. Putra saß vor seinem Zelt, Dr. Bender und Dr. Wolff neben sich, das Schnellfeuergewehr auf den Knien. Nur Eve durfte im Zelt schlafen … und Noboro lag in seiner Decke seitlich von ihnen draußen neben der Zeltwand.
    Und wieder wurden zwei Araber erstochen … im Morgengrauen, als sie einen Rundgang um die Lastkamele machten. Ein riesiger schwarzer Schatten fiel über sie, und ehe sie schreien konnten, zerplatzten ihre Herzen.
    Am Morgen stand Putra allein vor seinen Sklaven. Die arabischen Begleiter hatten die beiden neuen Toten Putra vor die Füße gelegt, waren auf ihre Kamele gestiegen und weggeritten. Tobend rannte Putra ihnen nach, schoß in die Luft, schoß schließlich auf die Wegreitenden, aber damit schüchterte er niemanden mehr ein, und er traf auch keinen, weil sein ganzer Körper nur noch aus Zittern bestand. Bleich, auf sein Gewehr gestützt, kam er zu seinem Zelt zurück. Der schwarze Block der gefesselten Sklaven sang und tanzte wieder, die weiblichen Sklaven klatschten dazu den Rhythmus und stießen gellende Rufe aus. Es war, als sei die Hölle über die Wüste geflutet.
    »Was nun?« fragte Dr. Bender. Er hatte mit Dr. Wolff Eve in die Mitte genommen und starrte nachdenklich auf das Schnellfeuergewehr in Putras Händen. »Jetzt sind Sie allein! Allein mit hundertdreißig Sklaven! Geben Sie mir Ihr Gewehr, Putra. Es ist aus!«
    »Noch nicht!« Putra lächelte grausam. Sein Raubtiergebiß glänzte. Er blickte mit brennenden Augen über die wogenden, singenden Köpfe der Sklaven. »Jetzt werden Sie erleben, wie man hundertdreißigmal ohne Reue den Finger am Abzug bewegen kann. Erst dann sprechen wir weiter.« Er sah Eve an, verbeugte sich und holte tief Atem. »Machen Sie die Augen zu, drücken Sie die Hände gegen die Ohren … Das Überleben ist immer der gnadenloseste Abschnitt eines Lebens …«
    Er drehte sich weg und hob das Gewehr. Die Sklaven sangen noch immer, ihre Beine stampften in den Sand. Die Weiber klatschten in die Hände.
    Einhundertdreißig Menschen – einhundertdreißig Schuß …
    »Sie schaffen zwei Schüsse –«, sagte Bender kalt. »Putra, Sie schießen sich selbst aus dem Leben weg …«
    Mit einem dumpfen Laut aus Verzweiflung, Angst und Wut riß Putra die Waffe hoch.
    Im gleichen Augenblick, nur ein Blitzen in der Sonne, lautlos und mit einer Kraft, die Putra nach rückwärts in den Sand schleuderte, kam der Tod geflogen. Es gelang Putra nicht mehr, abzudrücken … das scharfe, beidseitig in mühsamer heimlicher Arbeit an Steinen geschliffene Messer drang genau zwischen die Rippen in den Brustkorb und durchbohrte das Herz. Putra zuckte nur noch einmal, streckte sich dann, aber seine Hände umklammerten noch immer das Gewehr, das letzte, was ihm geblieben war.
    Noboro trat aus dem Hintergrund hervor. Groß, breit, mit unbeweglichem Gesicht, ein schwarzer Felsen, blank poliert, als hätten Jahrhunderte an ihm gerieben. Eve drückte das Gesicht an Wolffs Brust, Bender stand steif, mit mahlenden Backenknochen vor dem Toten. Er war genau vor seine Füße gefallen, und die gebrochenen Augen starrten ihn an, als wollten sie jetzt noch einmal rufen: »Doktor, ich brauche Sie! Ich garantiere Ihnen das Leben –.«
    »Wir sind frei, Herr«, sagte Noboro mit seiner tiefen, melodischen Stimme. »Führe uns an die Küste …«
    Die Sklaven waren plötzlich still geworden. Der Gesang, das Klatschen, das rhythmische Stampfen war mit dem Schlag gestorben, mit dem Noboros Messer in Putras Herz drang. Der schwarze Block aus Angst, Hoffnung, Mißtrauen und Duldung hatte sich wieder geschlossen. Die Araber waren weg, Noboro hatte sie besiegt – aber was taten jetzt die Weißen.
    Dr. Bender bückte sich und zog das Schnellfeuergewehr aus Putras verkrampften Fingern. Es war entsichert und schußbereit. Noboro zog seinen Kopf zwischen die Schultern und setzte sich neben dem Toten in den Sand.
    »Das ist eine verteufelte Lage«, sagte Bender heiser. Er streichelte Eve über die goldenen Haare und spürte dabei, daß sie an Wolffs Brust weinte. »Daran muß man sich gewöhnen. Es ist garantiert das erste Mal, daß ich eine Sklavenkarawane besitze. Was macht man mit ihr?«
    »Zuerst die armen Kerle losbinden. Die Bestraften aus den schrecklichen Holzjochen befreien.« Wolff legte beide Arme um Eve. »Und dann schwenken wir zurück zur Küste, wie Noboro sagt.«
    »Haben Sie die Karte im Kopf, Wolff? Raten Sie mal die Meilen, die wir zu wandern haben.«
    »Ob

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