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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kläglich: »Ich kann nicht schlafen, Bert …«
    Er trat zur Seite, gab den Weg frei, und sie kam in seine Kajüte, setzte sich auf sein Bett und klemmte die Hände zwischen die Beine. Sie trug einen seidenen, japanischen Morgenrock, und der aufgestickte rote Drache zog sich quer und gewunden über die Brüste bis hinunter zum Ende ihres Leibes. Es war, als habe das Ungeheuer sie umklammert.
    Wolff ging nebenan in das kleine Badezimmer, hielt den Kopf unter das kalte Wasser und trocknete sich vorsichtig ab. Die Beule spürte er noch immer.
    »Ich gehe gleich wieder«, sagte Eve, als er zurückkam. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich nicht schlafen kann. Ich habe wieder begonnen zu denken. Das ist deine Schuld, und deshalb sollst du auch nicht schlafen!« Sie stand auf, aber Wolff drückte sie mit einer Handbewegung zurück aufs Bett. Sie plumpste nach hinten und blieb so liegen, die Arme von sich gespreizt, die Beine geschlossen, wie niedergewalzt von dem roten Drachen, der sie bedeckte. Ihr Kopf glich einer auseinandergeplatzten Feuerkugel, die goldroten Haare waren wie glutende Spritzer.
    »Ich habe darauf gewartet, daß du kommst«, sagte er. »Allerdings nicht schon heute.«
    »Ich bin keine Hure«, sagte sie hinter dem feurigen Haarberg.
    »Huren bezahlt man.«
    »Ich tue es ja auch nicht umsonst. Ich bin teuer!«
    »Wieviel?«
    »Ich verlange von dir mein Leben.« Sie schob mit einer Hand die Haare weg. Ihr Gesicht bestand nur noch aus ihren grünen schimmernden Augen. »Trotzdem bin ich keine Hure, denn du kannst diesen Preis nicht bezahlen. Ich wollte dir also nur sagen …«
    »… daß du nicht schlafen kannst. Damit kann man zu einem Arzt kommen, und der hilft.« Wolff setzte sich Eve gegenüber auf einen Hocker. Er wußte, daß sie unter dem seidenen Mantel nichts trug, daß hier ein nackter Körper lag, den nur vier Haken verhüllten. Er sah die Spitzen ihrer Brüste durch den dünnen, weichen Stoff, die Form ihres Leibes, ihrer Schenkel und Beine, aber es kam nichts Aufreizendes in sein Blut bei diesem Anblick, sondern eher Mitleid und eine tiefe, ehrliche, jenseits von allem Begehren stehende Zärtlichkeit.
    »Heute war eine kritische Nacht«, sagte sie. »Ich habe lange an der Reling gestanden und ins Meer gestarrt. Ein schönes Meer, der Mond verzaubert es, und es lockt und lockt, und es war schwer, ihm zu widerstehen. Ich wollte hinunter, es zog mich weg wie mit hundert Magneten … und du warst nicht da.«
    »Aber jetzt bist du hier, und das ist wundervoll.« Er sagte es mit einer heiseren, zerbrochenen Stimme. Mein Gott, dachte er. Wenn sie hineingesprungen wäre! Ich hätte diese Ohnmacht, dieses Nichtstunkönnen, diese Niederlage mit mir herumgeschleppt und nie verdaut. Ein Teil dieser Frau wäre für immer in mir geblieben … dieser entnervende, langsam aushöhlende Teil ihrer Sehnsucht nach absoluter Ruhe, nach Frieden, Vergessen und völliger Auflösung.
    »Ich stand an der Reling und habe mich weit hinübergebeugt«, sagte sie. »Das Meer rauschte, und ich habe es verstanden. Es hat wirklich eine Stimme. Aber ich habe ihm geantwortet, ich habe es angeschrien: Nein! Ich will nicht! Ich will nicht! Ich kann nicht mehr! – Das habe ich gestern noch zum Leben gesagt … heute habe ich den Tod angespuckt. Und jetzt bin ich bei dir. Was nun? Was machen wir jetzt? Ich bin nichts mehr, ich gehöre nirgendwo hin.«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr Gesicht verschwand wieder unter den feurigen Haaren.
    Wolff beugte sich vor, hob ihre Beine aufs Bett, schob Eve zur Wand und legte sich neben sie.
    »Zieh mich aus –«, sagte sie. Ihre Stimme war plötzlich kindlich. »Ich friere. In diesem Mantel atmet noch das Meer. Ich will dich spüren …«
    Er schälte sie aus dem roten Drachenstoff, hob ihren herrlichen nackten Körper hoch, schlug die Decke zurück, legte Eve nieder, zog sich selbst aus und zerrte dann die Decke wieder über ihre beiden Leiber.
    Wärme floß hinüber zu Wärme, er schob mit beiden Händen ihre Haare vom Gesicht, und sie sahen sich an, als entdeckten sie in diesen Augenblicken in dem anderen eine neue Welt, ein neues Wesen, eine unsagbare Herrlichkeit, von der nirgendwo etwas geschrieben steht und die sie nun allein und als erste betreten.
    »Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten für uns –«, sagte er. »Miteinander sterben oder miteinander leben.«
    »Und wofür entscheiden wir uns?« fragte sie.
    »Das überlasse ich jetzt dir.«
    »Versuchen wir es mit dem Leben,

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