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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zerbrochene Zärtlichkeit, dieses Tasten nach seiner Nähe waren so erschütternd, daß Wolff mit seiner letzten Kraft seinen Arm unter ihren Nacken schob und sie auf sich zog. Sie lag über ihm, ihre Haare fielen wie ein Goldregen über sein Gesicht, er spürte den Druck ihrer runden Brüste, das Anschmiegen ihrer Schenkel, die Wärme ihres Körpers, ihre über seine Augen tastenden Lippen, aber er war von der mörderischen Sonne zu ausgelaugt um mehr zu empfinden als ein Glück, das ihn merkwürdig leicht werden ließ.
    »Ich muß dir etwas beichten«, sagte sie.
    Er schüttelte müde den Kopf. »Wo wir sind, sind alle Sünden vergeben, Eve.«
    »Ich will weiterleben! Ich will nicht sterben! Das ist es, Bert.« Sie lagen Gesicht auf Gesicht, atmeten kaum und kämpften verzweifelt gegen die Schwäche, die sie beide überzog.
    »Sterben ist schrecklich«, sagte sie. »Ich habe es heute gespürt. Aber jetzt ist es zu spät.«
    »Ja, Eve, ja. Es ist zu spät. Du hättest nie auf dieses Schiff kommen dürfen.«
    »Dann hätten wir uns nie getroffen. Ich lebe doch nur durch dich.«
    »Es wird ein verdammt kurzes Leben werden.«
    »Aber das schönste dieser Welt.« Sie umfaßte sein Gesicht und küßte ihn von der Stirn bis zum Kinn. Dann sagte sie mit einer erschreckend nüchternen Stimme: »Stimmt es, was Dr. Bender sagt? Sie können mich auf einem Sklavenmarkt verkaufen?«
    »Es ist möglich.« Sein Herz verkrampfte sich. »Wir sollten nicht daran denken, Eve«, sagte er heiser.
    »Wir müssen darüber sprechen. Versprich mir, daß du mir die Giftkapsel gibst, wenn sie uns trennen …«
    »Eve …«
    »Versprich es mir, Bert.«
    Er nickte. Er war nicht mehr fähig, ja zu sagen, und wenn er es gekonnt hätte, wäre es wie ein Aufschrei gewesen.
    »Ich liebe dich«, sagte sie. »O Gott, wie liebe ich dich, Bert. Wie kann ein Mensch nur so lieben, es ist unbegreiflich.«
    Sie legte ihren Kopf in seine Halsbeuge, küßte seine Schulter und schlief ein.
    Mitten in der Nacht rüttelte jemand an Wolffs Beinen. Er schrak hoch und setzte sich. Eve lag neben ihm, zusammengerollt wie ein Igel. Das Eingangstuch war hochgeschlagen, Kälte strich über Wolffs Körper, eine in der Dunkelheit unkenntliche Gestalt hockte draußen und griff wieder ins Zelt, um an Wolffs Füßen zu zerren.
    »Wachen Sie auf! Haben Sie einen Schlaf! Ich wette, Sie können sogar die Posaunen des Jüngsten Gerichtes verschlafen!«
    Die Stimme Dr. Benders. Wolff zog die Knie an und kroch leise zum Eingang.
    »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, doch zu flüchten«, flüsterte er. »Ich gehe nicht ohne Eve, und sie hält so einen Wahnsinn nicht mehr durch. Reiten Sie allein, Bender.«
    »Verdammt, ich brauche Sie.« Bender zog Wolff ins Freie. In der Mitte des Lagers brannten zwei Feuer hell und breit. Eine Gruppe Männer kniete auf dem Boden, zwei Handlampen beleuchteten etwas, was auf der Erde zwischen ihnen lag. »Ich habe andere Sorgen als Flucht. Statt den Kerlen unsere Kapseln unter das Hammelfleisch zu mischen, müssen wir jetzt ärztlich tätig werden. Kommen Sie mit. Sehen Sie sich die Sauerei an.«
    »Was ist denn passiert?« Wolff hatte Mühe, hinter Bender herzulaufen. »McHolland?«
    »Nein. Ein Mistkerl mit Namen Fuad Abdallah. Bitte –.« Sie hatten den Kreis der Männer erreicht. Vor einem der großen Feuer lag langgestreckt einer der Araber. Sein rechtes Bein war entblößt und oberhalb des Knies mit einem Knebelverband abgebunden. Salim kniete am Feuer und überwachte drei lange Messer, deren Schneide langsam zu glühen begann.
    Die Araber machten Platz, und Bender und Wolff hockten sich neben den Liegenden.
    »Wie es passiert ist, weiß keiner. Fuad Abdallah wachte auf, als er einen Stich in der rechten Wade spürte. Er ist sofort aufgesprungen, aber die Kerle schlafen ja ohne Licht. Erst am Feuer hat er gesehen, daß ihn irgend etwas gebissen oder gestochen hat. Sehen Sie sich das an, Wolff. Wir rätseln jetzt herum: War's eine Sandviper, dann soll der Halunke schnell zu Allah flehen … war's ein Skorpion, kann Beten ebenfalls nicht schaden, war's irgendein kleines, ungiftiges Biest – hier in den Felsen kriecht allerlei herum, Gott weiß allein, warum er auch so ein Viehzeug schuf, dann wäre ein großer Eingriff Blödsinn. Was also tun? Warten wir ab, bis das Bein anschwillt, ist's zu spät. Sie haben mir doch erzählt, daß Sie auch ein paar Vorlesungen Tropenmedizin mitgehört haben …«
    Wolff beugte sich über das Bein, hob es

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