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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beiden Körper, die sich in sie eingerollt hatten, hatten sie unter sich verklemmt. Auch jetzt rührte sich noch nichts. Abels gab es auf. »Ich kann es nicht allein«, stöhnte er. »Sie liegen drin wie Mumien.«
    »Halt die Schnauze!« brüllte Bender plötzlich. »Sie leben! Sie müssen leben! Wir alle leben doch … warum sie nicht?«
    Er fiel vor dem halb freigelegten Sandhügel auf den Boden und zerrte an der Plane. Er fühlte die Körper darunter, tastete sie durch den Stoff ab … und dann rannen ihm plötzlich die Tränen aus den Augen, er schluckte und starrte McHolland an, der mit seiner Schaufel weitergrub.
    Sie halten sich eng umschlungen, dachte Bender. Sie sind gestorben mit dem Gefühl des Glückes, das größer war als das Entsetzen. Meine Kinder … bei Gott, es waren meine Kinder … Ich habe nie eigene gehabt, aber sie hier hätte ich mir als Vater gewünscht.
    »Hören Sie auf mit Heulen!« keuchte McHolland. Er gab erschöpft die Schaufel an Abels weiter. Aber der kniete ebenso kraftlos im Sand und stützte sich nur auf den Schaufelstiel. »Sparen Sie Ihre letzte Feuchtigkeit, Doktor.«
    »O Himmel, ich schlage Ihnen den Schädel ein! Ihre verfluchte Überlegenheit.« Bender kroch zu dem Stoffsack, in dem zwei Menschen staken. Neuer, feiner Sand wehte darüber … man vergaß völlig, daß noch immer der Wind in der Wüste wühlte, man spürte es gar nicht mehr nach dem Überleben dieser Sandhölle.
    Gemeinsam drückten sie das Bündel herum, rissen Zeltplane und Decken auseinander. Wolff und Eve fielen ihnen entgegen, ineinander verkrampft, ohnmächtig, die Köpfe gemeinsam umwickelt mit den jetzt trockenen Tüchern. Ganz schwach zitterte der Atem in Eves Brust, ein kleines Zucken in Wolffs Fingern war wie eine Wiedergeburt.
    »Sie leben!« brüllte Bender. »Sie leben! Wasser! Wo ist der Sanitätskasten? Ich weiß, wir haben Kreislaufmittel drin! Wasser!«
    Er riß die Tücher weg, küßte Wolff und Eve auf die geschlossenen Augen, und es war so viel Zärtlichkeit dabei, daß McHolland sich abwandte, alle Kraft in sich sammelte und mit Abels loszog, um bei den Kamelen die Säcke und Kisten aus dem Sand zu wühlen, in denen Wasser, Medikamente und Lebensmittel waren.
    Bender hielt sich nicht länger mit seiner plötzlich aufwallenden väterlichen Zärtlichkeit auf … er schlug Eve und dann Wolff mit der flachen Hand rechts und links auf die Backen, löste ihre verschlungenen Arme, wollte eine Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen, aber schon nach dem dritten Atemzug sank er in sich zusammen und hatte Mühe, die Schwäche zu überwinden. Die Wüste färbte sich dunkel, als bräche die Nacht herein, er kniff die Lider zu und pumpte die Luft trotz des feinen, fliegenden Sandes mit offenem Mund in sich hinein, bis diese widerliche Schwäche vorübergegangen war. Das alles kam ihm wie eine Stunde vor und waren doch nur Minuten; er schrak auf, als er von ganz weit, kaum hörbar, McHollands Stimme hörte: »Ich habe Wasser!« und beugte sich dann wieder über Eve und Wolff, ohrfeigte sie und rief dabei:
    »Aufwachen! Wacht doch auf! Wo bleibt das Wasser? Wasser!!«
    McHolland keuchte heran, einen der Ziegenfellsäcke über der Schulter. Die Golfmütze war ihm verrutscht, aber zwischen den Zähnen klemmte als Pfeifenersatz das schmale Holzstückchen.
    »Hier!« stöhnte er. Der Wassersack fiel neben Bender in den Sand. »Das ist das Letzte, was ich geschleppt habe. Sie müssen von jetzt ab auf mich verzichten, Doktor.«
    Bender zog den gequollenen Holzstöpsel aus dem Ausguß und träufelte das Wasser vorsichtig über die mehligen Gesichter. Er leistete sich den Luxus, so viel Wasser zu verbrauchen, daß die beiden Gesichter naß waren. Dann rieb er sie mit dem Wasser ein … es gab einen gelblichen Brei, als schminke er die Gesichter zu traurigen Clowns.
    »Diese Portion Wasser ziehen Sie mir ab, Lord!« röchelte Bender. Er kämpfte wieder gegen das Schwächegefühl an. »Darf ich einen Schluck?«
    »Den von mir mit, Doktor.«
    Bender trank … es war das herrlichste Gefühl, das ihn je durchronnen hatte. Dann korkte er den Wassersack wieder zu.
    »Wo ist Abels?«
    »Er gräbt nach der Sanitätskiste.«
    McHolland kaute an seinem Holzstückchen. Bender blickte auf. Jetzt erst kamen McHollands Worte bei ihm an: »Sie müssen auf mich verzichten, Doktor.«
    »Was heißt das?« knurrte er. »Führen Sie hier bloß keine britische Spezialität ein und streiken Sie, Lord! Natürlich helfen Sie!«
    »Es wird

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