Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
überstanden hatte. Die Kamele schienen keinen Schaden genommen zu haben, die Säcke mit Verpflegung und Wasser fand man wieder und grub sie aus. Nur die Heubündel für die Kamele waren mit dem Sturm weggerissen worden, und keiner wußte, ob das eine große Sache war, ob die Kamele ohne Heu bis zum Brunnen Haraym durchhalten würden oder von Stunde zu Stunde langsamer wurden, entkräfteten und schließlich mit der Geduld, die nur ein Kamel haben kann, sich in den Sand legten, um mit großen, fragenden Augen zu sterben.
    »Warten wir es ab«, sagte Wolff. »Ändern können wir es doch nicht.«
    »Es kommt also auf jede Stunde an!« rief McHolland unter seinem Zeltdach. »Und Sie hocken hier herum, um einen unnützen alten Mann innerlich verbluten zu sehen. Auf die Tiere! Weiter! Ihr müßt gegen die Zeit anrennen!«
    »Heftpflaster!« schrie Bender und winkte Wolff mit beiden Händen. »Das ist ja nicht zum Aushalten! Ich klebe Ihnen alles zu, Mylord, wo Sie einen Ton hergeben können, auch den Hintern! Noch einmal – glauben Sie mir –, Sie kommen durch.«
    McHolland schloß wieder die Augen. Sein Gesicht wurde spitzer, verfiel erschreckend deutlich, wurde unter der Staubschicht gräulich.
    »Sie lügen wie ein Politiker –«, sagte er ruhig. »Dr. Bender, ich wette mit Ihnen …«
    »Ich weiß, jeder Engländer wettet. Aber ich nicht. Ich verdicke Ihr Blut.«
    »Ach! Wie denn? Wollen Sie Mehl reinrühren?«
    »Sie werden ab sofort – und wenn Sie sich schütteln – die vier Büchsen mit ranziger Kamelbutter leeressen.«
    »Sie sind schlimmer als Dr. Eisenbart, Bender. Das einzige, was ich bekomme, ist ein Durchfall wie hundert Ziegen im nassen Klee – und das schwächt noch mehr.«
    »Aber ich wage es … entgegen aller medizinischen Lehre und aller Vernunft. Verdammt, ich will etwas tun. Nicht tatenlos zusehen, verstehen Sie das? Sie fressen Kamelbutter bis zum Erbrechen.«
    »Dann bekomme ich einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag. Ich muß ein Adersystem haben, das wie Gänge in einer Tropfsteinhöhle aussieht. Überall Kalk, hängend, stehend, tropfend. Ein Labyrinth, durch das sich das Blut ächzend seinen Weg sucht …«
    »Bleiben Sie bei ihm, Eve.« Dr. Bender legte den Arm um Eves Schulter. »Vielleicht ist er in Ihrer Gegenwart vernünftig.«
    Sie sahen sich kurz an, aber dieser Blick umfaßte alles, was noch von ihnen übrig war – und das war verdammt wenig. »Keine Hoffnung?« fragte Eve leise.
    Bender schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Keine.«
    »Und wir?«
    »Auch keine, Eve. Ich gestehe es Ihnen, weil Sie eine so tapfere Frau sind. Und weil Sie sowieso sterben wollten.«
    »Das war vor hundert Jahren. Jetzt lebe ich wieder neu.«
    »Es sterben auch genug Säuglinge«, sagte Dr. Bender und ging davon. Eve Bertram kniete sich neben McHolland unter das kleine Zeltdach. Sie hatte Angst, tastete nach McHollands merkwürdig kalter Hand und hielt sie fest. Der Lord blinzelte ihr zu.
    »Im Schweißrand meiner Mütze finden Sie einen Zettel«, sagte er langsam. »Ich habe ihn schon in Hissi Maksa geschrieben, als mir klar wurde, daß ich diese Höllentour nicht überleben werde. Ob bei diesem Emir oder jetzt hier in der Wüste … für mich war das Betreten Arabiens der Abschluß. Im Schweißrand meiner Mütze, Eve.«
    »Dr. Bender hat recht«, sagte sie streng. Sie zwang sich, ihre eigene Angst nicht in der Stimme zu zeigen. »Sie reden zuviel.«
    »Der Zettel ist gleichzusetzen mit einem Testament, Eve.« McHolland drückte ihre Hand. »Er enthält Ort, Datum, den Vermerk: ›Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte‹ und meine Unterschrift. Ein Testament in einer Notsituation – man wird es in England anerkennen. Eve, hören Sie zu –.« Er sah sie lange an, bevor er weitersprach. Dann blickte er hinüber zu Dr. Wolff, der mit Bender ein Zelt aufbaute. Abels grub noch immer nach verschütteten Säcken.
    »Ich vererbe Ihnen und Dr. Wolff mein Gut Baldmoore Castle, meine Konten, meine Aktien. Darum müssen Sie und Wolff weiterleben … ich habe sonst keine Erben. Zwingen Sie den Dickschädel Bender, daß Sie weiterreiten. Zwei so herrliche Menschen wie Sie und Dr. Wolff dürfen nicht zugrunde gehen, nur weil sie auf das Verrecken eines alten Mannes warten. Eve, ich flehe Sie an, reiten Sie!«
    Eve schüttelte stumm den Kopf. Ihre Kehle war wie mit Sand gestopft. Sie beugte sich über McHolland und küßte ihn auf die lederhäutige Stirn.
    »Wir kommen Sie bestimmt auf Baldmoore Castle

Weitere Kostenlose Bücher