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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besuchen, Lord.«
    »Es gehört Ihnen und Bert!« McHolland streckte sich. Um seine faltigen Lippen lief ein Zucken. Der Schmerz in der Hüfte mußte ihn völlig überfluten, aber er gestand es mit keinem Laut. »Und jetzt lügen Sie nicht wie dieser Klotz von Dr. Bender.« Er hob den Kopf und brüllte plötzlich: »Zelt abbrechen! Weiterreiten, ihr Idioten!«
    Dr. Bender kam von den Kamelen herüber, in der Hand eine Blechbüchse mit Kamelbutter.
    »Wissen Sie«, sagte er grinsend, »daß in Tibet ranzige Butter als Delikatesse gilt? Ich bringe Ihnen ein fürstliches Mahl, Lord. Die Butter stinkt gegen den Wind wie eine Kompanie voller Schweißfüße …«
    Die Nacht wurde wieder kalt, feindlich, sternenklar, ein Himmel von überwältigender Herrlichkeit, aber es war eine Schönheit, die in die erschlafften Körper neue Wunden schlug. Der radikale Temperatursturz war nicht mehr zu verkraften … wenn man daran dachte, daß am nächsten Morgen beim Auftauchen der Sonne wieder 60 Grad Glut die Wüstenluft brodeln ließ, wurden die völlig stillen Stunden der Nacht durchdröhnt vom ängstlichen Herzschlag der wartenden Menschen.
    Trotzdem schliefen sie ein. McHolland hatte eine Schmerzinjektion erhalten, die ihn auch schlafen ließ. Er lag unter den meisten Decken … die anderen krochen in dem Zelt zusammen und wärmten sich gegenseitig.
    Ein Tag war verlorengegangen, ein ganzer Tag.
    Holte man ihn auf? War er so wichtig? Entschied dieser verschenkte Tag über ihrer aller Leben? Oder war mit diesem durchgewarteten Tag bereits das Urteil gefällt?
    Niemand wagte daran zu denken, zumindest sprach keiner darüber. Sie lagen in der kühlen Nacht, zitterten vor Kälte, die ihnen wie Eis vorkam, und nur Wolff sagte einmal, mitten in die Stille hinein, und obgleich sie alle taten, als schliefen sie, hörten sie ihn alle:
    »Morgen hängen wir McHolland in einer Zeltbahn an ein Lastkamel. Verdammt, es muß gehen!«
    Dann war wieder Stille, und neben der Kälte war die geheime Angst ums Überleben neben ihnen unter der Decke. Irgendwann in der Nacht – Wolff wußte die Zeit nicht, die einzige Uhr besaß ja Fritz Abels – wachte Wolff auf, weil Bender beim Herumwälzen im Schlaf ihn mit dem Ellenbogen in die Seite gestoßen hatte. Er hob den Kopf und sah, daß Abels fehlte. Er mußte aus den Decken gekrochen sein wie eine Schlange, lautlos und schnell … im Sand vor dem zurückgeschlagenen Zelteingang sah man im Sternenlicht die breite Kriechspur.
    Wolff weckte vorsichtig Dr. Bender. »Kommen Sie vorsichtig heraus«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Ganz leise, lassen Sie Eve um Himmels willen schlafen! Abels ist weg …«
    Sie taten es wie der Verschwundene, krochen aus den Decken und aus dem Zelt, klappten den Eingangslappen herunter und richteten sich erst dann auf. Zwei Meter weiter schnarchte laut Lord McHolland unter seinem Deckenberg.
    Bender und Wolff sahen sich um. Die Nacht war so klar, daß man die Sterne greifen konnte.
    »Nur noch sechs Kamele …«, sagte Bender tief atmend. »Wolff, Abels ist abgehauen …«
    Sie rannten zu den aufgestapelten Vorräten und zählten sie durch. Die Säcke und Kisten und Ballen, die Abels gestern so fleißig und unermüdlich ausgegraben hatte. Man wußte jetzt, was ihn zu dieser Energieleistung getrieben hatte.
    »Drei Säcke Lebensmittel fehlen«, sagte Bender mit rauher Stimme.
    »Zwei Gewehre mit Munition …«
    »Und fast alle Wassersäcke. Er hat uns vier Ziegenbälge gelassen. Vier Stück!« Wolff nickte Bender zu, als wolle er dessen Gedanken bestätigen. »Ja. Das ist Mord, Bender.«
    Er wandte sich ab, rannte zu den nebeneinanderliegenden Kamelsätteln und schleppte einen zu einem der Reitkamele. Bender lief ihm nach.
    »Du bist verrückt!« rief er. »Junge, du kannst doch gar kein Kamel reiten!«
    »Es wird dem anderen nachlaufen … das genügt.« Wolff wuchtete den Sattel auf den Höcker, das Kamel brummte, setzte sich auf, und Wolff konnte den Sattel festbinden.
    »Diesem Schwein nachzureiten, ist kompletter Wahnsinn!« schrie Bender und riß Wolff zurück. Er tat es mehrmals, aber immer wieder machte sich Wolff aus dem klammernden Griff los.
    »Vielleicht gelingt es uns auch so, bis zu dem Brunnen zu kommen …«
    »Mit vier Wassersäcken? Bender, Sie wissen genau, daß das unmöglich ist.«
    »Sie holen Abels nicht mehr ein!«
    »Ich versuche es.«
    Dr. Bender hielt Wolff wieder fest. »Junge, denk an Eve«, sagte er flehend. »Bleib hier! Wir rationieren das Wasser

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