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Haie an Bord

Haie an Bord

Titel: Haie an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Armen, als sei Wolff der Retter, der vom Himmel fiel.
    »Er kommt zurück!« rief Eve und lehnte sich an Dr. Bender. »Mein Gott, er kommt zurück! Ich danke dir!«
    »Ich weiß, daß Sie heimlich gebetet haben«, knurrte Bender. »Verflucht, fangen Sie nicht an, mich auf diese stille Art zu bekehren …«
    Die Kamele knieten nieder, Wolff sprang aus dem Sattel in Eves Arme. Sie küßten sich lange, und es war ein Kuß, der dem glich, mit dem die Christen früher Abschied nahmen, ehe man sie den Löwen vorwarf. Bender kümmerte sich um Abels, der vornübergebeugt in seinem Sattel hing, zwischen den Packstricken festgeklemmt.
    »Was bringen Sie denn da mit?« fragte Bender heiser. Wolff fuhr herum.
    Abels lag jetzt nach hinten gefallen an Benders Brust, mit starren offenen Augen und offenem Mund. Als Wolff zu ihm stürzte, roch er den starken Mandelduft.
    »Zyanid –«, sagte Bender tonlos.
    Wolff senkte den Kopf. »Er hat es nicht ausgehalten«, antwortete er leise. »Es ist meine Schuld … ich dachte nicht an die Giftkapsel.«
    Sie lösten Abels aus den Verschnürungen, hoben ihn aus dem Sattel und legten ihn in den Sand. Er war schon seit Stunden tot … die Totenstarre beließ ihn in der sitzenden Krümmung – es war ein schrecklicher Anblick. Eve wandte sich schaudernd ab und schlug die Hände vor die Augen.
    »Wie geht es McHolland?« fragte Wolff. Er nestelte an einem Wassersack. Der Gedanke an ein paar Schlucke Wasser war mit nichts mehr zu vergleichen.
    »Er liegt im Sterben …«, antwortete Bender. Wolff trank, das Wasser lief ihm an den Mundwinkeln entlang über Hals und Brust. »Wir können gar nichts tun, mein Junge.«
    »Wie lange noch?«
    »Vielleicht bis zum Morgen. Du erkennst ihn kaum wieder.«
    »Er ist bei Bewußtsein?«
    »Völlig. Das haut mich als alten Arzt selbst um. Er meditiert über sich und den Tod und ist bis zuletzt voll Gift und Galle. So ein verzweifeltes und mit Würde überdecktes Sterben … ich habe so etwas noch nicht erlebt.«
    »Dann wären wir also nur noch drei«, sagte Wolff leise.
    »Davon ist einer auch zuviel.«
    »Das will ich nicht gehört haben, Dr. Bender!«
    »Aber es ist so, mein Junge. Wir haben viel Zeit verloren … zuviel Zeit.«
    »Aber war haben noch genug Wasser, Verpflegung, Kamele … wir haben für zwei Mann mehr …«
    »Aber nicht für zwei Mann mehr Kraft. Das ist es.« Dr. Bender faßte Wolff unter, wie ein Vater seinen Sohn umfaßt. »Wir werden es morgen spüren. Ich schätze, wir werden die doppelte Zeit bis zum Brunnen Haraym brauchen, und so lange reicht auch der vermehrte Vorrat nicht. Rund neunzig Meilen, das sind fast 150 Kilometer, Wüste liegen noch vor uns … und dann die Brunnenstraße bis Abu Shafra … noch einmal 120 Meilen! Ihr Jungen könnt das schaffen – ich altes versoffenes Loch nicht mehr.« Er hob die Hand und legte sie auf Wolffs Mund. »Seien Sie still, Wolff! Natürlich reite ich mit, solange ich kann. Aber der Zeitpunkt, an dem ich aus dem Sattel kippe, ist abzusehen.« Er blieb stehen. Eve war vorausgelaufen zu McHolland, der nach ihr gerufen hatte. »Ich garantiere Ihnen: Ich mache es dann nicht anders als Abels.«
    »Gut, daß Sie mich daran erinnern, Bender«, sagte Wolff unter Benders Hand auf seinem Mund. »Vorher klaue ich Ihnen die Giftkapsel.«
    »Ich glaube kaum, mein Junge, daß Sie unbemerkt in meinen Mastdarm langen können.« Bender grinste schief. »Ich habe das nicht so gerne.«
    »Ich werde Sie irgendwann einmal niederschlagen und mir die Giftkapsel holen.«
    »Dann geht es retour.« Bender nahm die Hand von Wolffs Mund. »Wollen wir uns Tag und Nacht umschleichen und uns gegenseitig die Kapseln klauen? Seien Sie doch vernünftig.«
    »Nur wenn Sie es auch sind.« Wolff zeigte hinüber zu McHolland. Eve saß bei ihm und hielt seine Hand. »Hat er noch nicht daran gedacht?«
    »Er kann doch nicht. Seine Pfeife mit Kapsel ist doch mit dem Samum unterwegs nach Südjemen …«
    Sie gingen zu dem kleinen Zelt und dem aufgespannten Zeltdach, unter dem McHolland lag. Wolff erschrak. Benders Warnung war berechtigt gewesen – er erkannte McHolland kaum wieder.
    Das Gesicht war eingefallen, zusammengeschrumpft auf Kindergröße, fahlbleich, ausgeblutet. Sein Leben verrann nach innen, floß in alle verfügbaren Hohlräume des Körpers, und keiner konnte ihm helfen. Das war das Furchtbarste. Man saß da, sah den Tod, sprach mit dem Tod und hatte keine Möglichkeit, ihn wegzujagen. Selbst das alte Mittel der Wahl

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