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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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passiert?«
    »Ist es so schlimm?«, krächzte ich.
    »Carlos, Schatz, komm und sieh dir Sarahs Gesicht an.«
    Dieses verdammte Skypen. Carlos’ verschwommenes Gesicht tauchte neben dem von Julia auf dem Bildschirm auf. Carlos und Julia gingen seit ein paar Monaten miteinander. Carlos ist ein großer, bulliger Typ. Er ist kein Latino, trotz seines exotischen Namens. Er stammt aus Southgate. Seine Mutter benannte ihn nach einem spanischen Kellner vom Tapas-Restaurant am Bahnhof. Carlos hat mein Zustimmungsnicken als bester Freund bekommen,
was ich nur sehr sparsam vergebe. Und wehe, es mag ihn einer nicht, der kriegt es mit mir zu tun, denn er ist so unbeschwert und angenehm. Er lächelt sich durchs Leben wie ein charmanter Cherub. Und er ist ein richtiger DJ. Julia hat schon vorher mit DJs rumgeknutscht, im Allgemeinen Typen mit einer Kiste voller Schallplatten, die sie in den Wohnungen von Freunden abspielten. Aber Carlos legt in großen Klubs auf und wird dafür bezahlt, dass er nach Ibiza kommt. Er ist vermutlich der coolste Mensch, den Julia und ich jemals gesprochen haben, und wirkt dennoch nicht einschüchternd. Er mag Tanzmusik und redet genauso gern Blödsinn wie wir. Er ist großartig.
    Schweigend stierten sie in England auf ihren Computer. Beim Gedanken, wie mein Gesicht auf dem Schirm aussehen mochte, zog sich alles in mir zusammen.
    »Nun erzähl schon, was passiert ist!«, bedrängte Julia mich.
    »Ich bin in der Sonne eingeschlafen.«
    »Für wie lange?«
    »Eine Ewigkeit.«
    »Hattest du dich wenigstens eingecremt?«
    »Nein.«
    »Tut es weh?«, fragte Carlos.
    »Es ist eine einzige Qual.«
    Ich versuchte Carlos aus Dank für diese einfühlsame Frage anzulächeln, aber wegen der damit verbundenen Schmerzen wurde es eher zur Grimasse eines Schlaganfallopfers.
    Nachdem ich geschwommen war, hatte ich mich zum Trocknen hingelegt, dann kann ich mich erst wieder an
die Hand erinnern, die jemand plötzlich auf meine Brust legte. Ich schlug die Augen auf und sah Erin mich abtasten. Nicht, weil sie meinen Körper so toll fand. Nein, sie hatte mich von ihrem Balkon aus gesehen und war besorgt. Sie versuchte, mich mit Sonnencreme einzuschmieren. Leider geschah dies etwa vier Stunden zu spät.
    »Aber du bist nicht überall rot, Sare, ein Stück ist noch ganz weiß.«
    Julia deutete auf meine rechte Wange. Während meine linke Wange reinstes Tomatenrot war, war die rechte halb Tomatenrot, halb schönstes englisches Weiß. Man lege etwas Blaues neben mich und ich ginge als französische Flagge durch. Offenbar hatte ich mir im Schlaf einen Arm über den Kopf gelegt, denn die Unterseite meines rechten Arms war ebenfalls verbrannt.
    »Ich steh auf diesen Look.«
    Julia fing zu lachen an. Vielleicht hätte ich dankbar sein sollen, dass es so lange dauerte, bis sie losprustete, denn eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass es sofort losging. Aber keine reine Lachnummer zu sein, war wenig tröstlich. Wenn dein Anblick jemandem die Sprache verschlägt, ist das wohl kaum besser.
    »Das ist nicht wirklich lustig, Jules«, stellte ich klar. Julia lacht wie niemand sonst, den ich kenne. Einmal wurde sie sogar aufgefordert, das Kino zu verlassen, weil sie so laut lachte. Ich hatte Verständnis dafür. Die Popcorn, die sie aß, flogen nach allen Seiten.
    Jetzt lachte sie so sehr, dass ihr die Nase lief. Sie verschwand vom Bildschirm und tauchte dann mit einem Taschentuch wieder auf; aber als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte, beugte Carlos sich über sie und
flüsterte ihr was ins Ohr. Und das löste eine erneute Lachsalve aus.
    »Was hat er gesagt?«
    Julia schüttelte nur den Kopf, nicht in der Lage zu antworten.
    »Was denn?«
    »Nichts.«
    »Julia!« Jetzt wurde ich wirklich sauer. Die Lächerlichkeit, der man eine Person mit Sonnenbrand aussetzen durfte, hatte ihre Grenzen. »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte …«
    Sie musste aufhören. Es schüttelte sie vor Lachen.
    »Jules!«
    »Er sagte gerade … o tut mir leid, Sare, du weißt doch, wie das ist, wenn du anfängst und nicht … aufhören kannst. Okay. Er sagte nur …« Sie gab fast auf, hielt aber durch wie ein Nationalgardist und holte tief Luft. »Du hast dieselbe Farbe wie das Paprikahühnchen, das wir zum Essen hatten!«
    Im Geiste entzog ich ihm mein Zustimmungsnicken als bester Freund, denn er prustete jetzt auch los. Ich begann, meinen Laptop vor ihren lachenden Gesichtern zuzuklappen.
    »Ach, Mann, es tut mir leid«, schrie Julia.
    »Hör zu,

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