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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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aufs Klo zu gehen.« Julia hielt die Luft an. »Oh, bleibt dran, Leute, es klopft an meiner Tür.«
    Ich hörte Carlos fragen: »Was ist denn Canesten?«, aber Julia gackerte so heftig, dass sie ihm nicht antworten konnte.
    Ich erhob mich langsam. Offenbar war nicht nur mein Gesicht puterrot, sondern die gesamte Vorderseite meines Körpers, mit Ausnahme der Stellen, wo mein großer Schlüpfer und der BH mich geschützt hatten. Stöhnend arbeitete ich mich zur Tür vor.
    »Hallo?«
    Ich hätte meinen Laptop ausschalten sollen. Es klang ganz danach, als hätte Julia im Hintergrund einen Anfall. Ich konnte kaum verstehen, wer es war.
    »Hallo.« Es war die Stimme einer Amerikanerin. Ich dachte, sie wolle vielleicht das Bett machen oder so.
    »Danke, mir geht es gut. Danke.«
    »Sarah, ich bin es, Erin. Wie fühlst du dich?«
    Ich öffnete die Tür einen Spalt und trat dann einen Schritt zurück. Ich strahlte unheimlich viel Hitze ab und wollte ihr deshalb nicht zu nahe kommen.
    »Ich war in der Apotheke und habe mich beraten lassen. Diese Produkte hat man mir empfohlen.« Sie hielt mir eine Tragetasche hin, die fast voll war. »Es sind jede Menge. Du solltest zwei verschiedene Tabletten nehmen und dann ist da auch noch eine Heilsalbe für extreme Verbrennungen.«
    »Erin, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag nichts. Ich freue mich, dir helfen zu können. Du hättest kaum selbst hingehen können.«

    »Komm rein, Erin, ich hol nur rasch mein Portemonnaie. Das muss ein Vermögen gekostet haben.«
    »Es ist ein Geschenk, Sarah, bitte nimm es an.«
    Normalerweise werde ich handgreiflich, wenn ich etwas bezahlen möchte und man mich nicht lässt. In meinem Zustand war das keine Option. Stattdessen stand ich sprachlos vor Erin.
    »Du bist ein Engel«, brachte ich schließlich über die Lippen.
    Ich erwog, sie zu umarmen, bis mir einfiel, dass der heftige Schmerz, den dies auf meiner gesamten Hautoberfläche auslösen würde, einer solchen Geste ihren Charme nähme. Also zeigte ich ihr, soweit mir dies möglich war, ein Lächeln. Sie lächelte zurück. Es war ein merkwürdig anrührender Augenblick zwischen zwei fast Fremden.
    »Erzähl uns von diesem Typen im Flugzeug!« Das war Julia in voller Lautstärke.
    Erin sah mich fragend an.
    »Meine Freundin auf Skype.«
    Erin nickte.
    »Sie ist eine ganz Süße«, erklärte ich mitfühlend.
    »Süße« ist nicht das erste Wort, das mir zur Beschreibung von Julia einfällt. Es käme schon irgendwann, aber im Gefolge anderer Worte, die mir davor einfielen, wie »Irre«, »Übergeschnappte« und »harter Brocken«. »Süße« habe ich wohl gewählt, weil Erin religiös ist. Gelogen war es schließlich nicht, es war nur nicht die ganze Wahrheit. Und als wollte sie dies beweisen, wählte Julia diesen Moment, um eine Neuschöpfung aus ihrer eigenen Enzyklopädie der Schimpfwörter loszuwerden.

    »SARAH! WOHIN IN GOTTES SCHEISSE BIST DU VERSCHWUNDEN?«
    Ich zuckte zusammen, was wehtat.
    »Ich gehe dann mal lieber«, sagte Erin.
    »Es tut mir wirklich sehr leid.« Vermutlich hatte ich jetzt den Rest, den Rachel Bird von Erins Unschuld noch übrig gelassen hatte, auch noch besudelt. »Herzlichen Dank. Ich danke dir. Ich lade dich demnächst mal zu einem Drink ein.«
    »Oh, ich trinke nicht.«
    »Nein, stimmt, tut mir leid, ja. Aber wie wär’s mit einem Milchshake?«
    Sie lächelte. »Gern«, sagte sie, und dann, mit dem Kopf auf den Beutel mit Cremes, den ich in der Hand hielt, zeigend, »ich bin sicher, irgendetwas davon hilft.«
    »Ich auch«, gab ich mit traurigem Blick zurück, in der Hoffnung, es möge in den nächsten vierundzwanzig Stunden ein Wunder geschehen.

14
    Das Wunder ließ auf sich warten. Die Cremes brachten zwar eine leichte Linderung der Schmerzen, doch am folgenden Morgen hatte meine Haut noch immer die Farbe von Ketchup. Ich wusste keinen Rat. Und schon gar nicht wusste ich, was ich anziehen sollte.
    Für meinen ersten Tag hatte ich mir zwei schöne Kleidungsstücke gekauft. Julia und ich hatten mit meiner
Kreditkarte einen ganzen Tag in Covent Garden verbracht. Für die Leseprobe hatte ich mir ein reizendes rosafarbenes Nachmittagskleid gekauft und für die Party ein schwarzes schulterfreies Kleid im »Ernsthafte-aber-sexy-Schauspielerin-kurz-vor-ihrem-internationalen-Durchbruch-in- L.A.«-Look. Ich würde eine britische Stilikone werden. Die Sienna Miller für die kräftigere Frau. Julia könnte die Arbeit an den Nagel hängen und meine Stylistin werden.

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