Halb verliebt ist voll daneben - Roman
und dabei meinen Mund wie einen Schließmuskel zusammenpressen. Nachdem mein Mund wieder entspannt war, küsste er mich wieder wie zuvor, und ich schob meine Hand in sein Haar. Anfangs fühlte es sich etwas komisch an, als würde ich Mädchenhaar liebkosen. Ich dachte an Katy Perry, weil es mir gefiel. Wir küssten uns und hörten dann zu küssen auf und pressten einfach nur unsere Wangen aneinander und atmeten einander in die Ohren. Dann küssten wir weiter. Plötzlich wanderte Leos Hand hinunter zu meinen Brüsten, und alles änderte sich. Er hatte meinen Busen begrapscht. Der dreiste Kerl. Wie hieß er noch mal, Russell Brand? Ich entzog mich ihm spontan, doch peinlicherweise keuchte ich dabei.
»Nein«, sagte ich atemlos.
»Oh, aber es steht doch im Skript …«, begann er.
Und da fiel mir der Film wieder ein, für den wir probten.
62
She’s a maniac – definitiv!
Du wirst heute ganz hervorragend sein! Nicht
vergessen: Denk an Simon!
Du schaffst das schon, Süße!
Rachel!
(Musste ein Ausrufezeichen hinter meinen Namen setzen, weil ich aus irgendeinem blöden Grund angefangen habe, hinter alles Ausrufezeichen zu setzen!!!) P.S. Ich hätte dich gefragt, ob du Patentante werden möchtest.
Ich hielt Rachels Nachricht in meiner zitternden Hand.
»Bist du empfangsbereit?«, rief Eamonn, als er an meiner Garderobentür klopfte.
»Das kommt drauf an.«
»Wie fühlst du dich? Willst du einen Drink?«, fragte er, wobei er die Tür einen Spalt öffnete und hereinguckte.
»Was hast du denn anzubieten?«
»Ich habe meinen ganz speziellen Flachmann für die Dame, die sich gleich ihrer Kleider entledigen wird, mitgebracht. «
Eamonn trat ein und zog einen silbernen Flachmann aus seiner Gesäßtasche.
»Was ist da drin?«
»Whisky.«
Ich verzog das Gesicht.
»Puh. Ich hasse Whisky.«
Eamonn steckte den Flachmann zurück.
»Warte! Das heißt nicht, dass ich ihn nicht trinken werde!«
Er reichte ihn mir, und ich nahm einen Schluck.
»Iiih!«
Es hörte sich an, als marschierte eine Armee an meiner Garderobe vorbei. Eamonn schnaubte und ging dann zur Tür, um sie zu öffnen.
»Das Ego ist gelandet. Sieh dir diesen Wichser an«, seufzte er.
»Wen?«, fragte ich kichernd, weil Eamonn schon wieder eins dieser Worte gebraucht hatte, die er sonst nie in den Mund nahm – für »Wichser« oder »Arschloch« oder »Schwanz« fand ich ihn darüber hinaus zu alt.
»Dolph-›Ich-bin-meinen-Fans-verpflichtet-Eamonnich-kann-diese-Zeile-nicht-sprechen-wo-bleibt-mein- Anwalt?‹-Wax.«
»O mein Gott, er ist da!«, kreischte ich und sprang auf. »Wo ist er?«
»Irgendwo inmitten seiner Clique«, sagte Eamonn und deutete auf einen Haufen flott ausschreitender Leute in schicken Kleidern.
»Wer um Himmels willen sind die?«
»Oh, die Friseure, Köche, Anwälte, Bongotrommler, die braucht Dolph, damit er vor jeder Szene zu seinem inneren Kind findet!«
»Oh, das klingt nach Spaß.«
»Ja, Sarah, es ist zum Schießen«, sagte Eamonn, griff nach seinem Flachmann und genehmigte sich selbst auch einen Schluck. »Vielleicht sollten wir alle mitmachen. Ich hätte auch nichts dagegen, mein inneres Kind zu finden.«
»Nun, Eamonn, bei mir sieht das anders aus, ich kann nicht gut mit Kindern.«
»Du überraschst mich, Sarah, ich dachte, du könntest sehr gut mit Kindern«, sagte er, und ich glaube, er meinte es auch so.
»Danke, Eamonn, danke.«
»Du bist doch selbst so ein großer Kindskopf.«
»Ich hätte wissen müssen, dass das jetzt kommt.«
»Jetzt komm, ich stell dich den Komparsen vor.«
Er nahm mich an der Hand und führte mich aus meiner Garderobe ins Studio.
»Das ist Sarah Sargeant. Die Schauspielerin, die die Taylor spielt und für euch tanzen wird.«
Ich lächelte matt in die Runde, die wie die Besetzung von Einer flog übers Kuckucksnest aussah. Sie klatschten alle höflich. Ich machte einen Pseudoknicks.
»Also, das dort im Rollstuhl ist Darren.«
»Hi, Darren«, sagte ich und sah mir den Hundertsiebzig-Kilo-Mann in seinem maßgefertigten Rollstuhl mit einem Kopf wie eine Lammkeule an. Später würde ich um Darrens Kopf meinen Strumpf legen. Ich durfte nur nicht vergessen, dass es bei dieser Aktion um den Kitzel und nicht um Strangulation ging.
»Hallo. Ich habe ein schlimmes Bein. Ich dachte, ich warne Sie lieber, für den Fall, dass Sie auf mich draufsteigen wollen.«
»Oh«, spottete ich. »Ich werde nicht auf Sie draufsteigen. Hatte das jedenfalls nicht vor. Aber ich werde mir Mühe geben,
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