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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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angewiesen.
    „ Daran hab ich mich auch noch nicht gewöhnt“, sagte Fabian, als Lisa darauf hinwies. „In Bochum sind die Kneipen auch ruhiger. Vielleicht sind die Berliner einfach schwerhörig?“
    „ Wenn sie es noch nicht sind, werden sie es hier mit der Zeit“, brummte Lisa.
    Außerhalb der City war es anders. In Spandau und den restlichen Außenbezirken konnte man es abends aushalten, zumal alle, aber auch wirklich ausnahmslos alle Nachtschwärmer nach Mitte und ihre Ausläufer Kreuzberg und Friedrichshain strömten und man hier mehr oder weniger unter sich war.
    Lisa sah Fabian nach, als der kurz die Waschräume heimsuchte, und verglich die beiden auf den ersten Blick so ungleichen Männer Fabian und Sven miteinander. Nun, ein wesentlicher Unterschied war aus dieser Perspektive unverkennbar: Der Hintern, den Fabian in seiner engen Jeans spazieren führte, war zum Reinbeißen. Lisa erwischte sich ständig dabei, wie sie Männern auf den Arsch starrte. Sie war da hemmungslos, denn anders als bei Männern, die sich stets krampfhaft bemühten, ihr nicht in den Ausschnitt zu gaffen, war sie als Hinternfetischistin sicher vor Entdeckung. Unfair, gewiss, aber ein Verbrechen ohne Opfer.
    Und was unterschied den gutgebauten Fabian noch vom dünnen Sven? Nun, Fabian war, trotz vieler Vorzüge, ein Arschloch. Ein Schurke. Der Typ, der dich nicht zurückruft. Der Mistkerl, der nebenbei noch eine andere hat. Die Sau, die es mit deiner besten Freundin treibt. Unzuverlässig, unromantisch, gefühllos, selbstsüchtig. Dagegen Sven? Ein Schatz. Ein Engel. Rücksichtsvoll, ruhig, bescheiden, zuvorkommend, so was wie ein Beziehungs-Kellner. Solange sie sich kannten, hatten Lisa und Sven noch nie gestritten. Es gab mal Meinungsverschiedenheiten über diverse politische Themen, aber Sven mit seiner grenzenlosen Toleranz ging jedem Konflikt aus dem Wege. Lisa durfte ihre Meinung behalten. Sven freilich auch. Sie hatte noch nie erlebt, dass er einen Standpunkt zu irgendeinem Thema auch nur um ein Jota korrigiert hätte (was auch immer das war, ein „Jota“). Er hatte sich wohl Anfang der Achtziger Jahre ein sorgfältig austariertes Weltbild zugelegt und es seitdem nie wieder hinterfragt. Jede Art von Nachdenken über frühere Ideale war in seinen Augen Verrat. Verrat an den Überzeugungen von damals. Verrat an der Sache.
    Fabian hingegen hatte gar keine „Sache“. Auch wenn Sven (und manchmal auch Lisa) ihn für konservativ hielt, so stellte sich doch immer wieder heraus, dass er einfach nicht in diese Schublade passte. Er hatte wenig übrig für die Ultralinken, das stand fest. Sven und er würden sich hassen, so viel war klar. Menschen wie Sven waren für Fabian selbstgerechte Weltverbesserer, die nicht in der Wirklichkeit lebten und ihre überholte Mentalität für die reine Lehre hielten, die in der Realität aber nur Schaden anrichtete. Und Typen wie Fabian waren in Svens Augen demokratiefeindliche Dinosaurier, Law-and-order-Faschisten und Unterdrücker der Freiheit. Speziell seiner Freiheit. Lisa hatte beschlossen, die beiden möglichst voneinander fernzuhalten, um sich nicht zwischen ihnen entscheiden zu müssen. Die Freundschaft beider Männer war ihr etwas wert, und am liebsten wäre sie einem Mann begegnet, der eine Mischung aus beiden war.
    Ja, am besten ein dünner, frauenfeindlicher Langweiler ohne jede politische Überzeugung , grinste sie über diesen Gedanken. Oder aber: Ein sexy Typ, der mich aufrichtig liebt, an den man sich anlehnen kann, der für mich da ist und sich Gedanken um die Zukunft dieses Planeten macht. Jemand, den ich respektieren kann und der mich auch nach Jahren noch heiß macht.
    „ Willst du noch eins?“ riss der frisch gewaschene Fabian sie aus ihren Gedanken. Lisas Glas war leer, sie nickte also, und Fabian übermittelte der vorbeilaufenden Serviererin den Wunsch nach zwei weiteren Weizen.
    „ Soooooo...“, machte Fabian, nachdem er sein neues Bier mit einem Schluck um die Hälfte reduziert hatte, „...wir kommen ja nicht gerade im Eiltempo voran, was?“
    „ Was erwartest du? Bei den meisten Mordfällen ist von vornherein klar, wer der Täter ist, weil es sich um die üblichen Milieu-Verbrechen handelt. Und selbst wenn nicht, weiß man fast immer ganz genau, wo man suchen muss, nämlich bei den üblichen Verdächtigen. Drogendealer, Türsteher, vorbestrafte Gewalttäter aus dem Umfeld und so weiter. Passt hier aber nicht.“
    „ Tja, offensichtlich. Die Jungs vom Rotlicht waren

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