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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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nicht.“
    Lisa war erst einmal wieder fertig. „Wie hältst du das bloß aus?“
    „ Du hast heute einen Kopfamputierten gesehen und fragst mich das? Wie hältst du so was aus?“
    Sie kannten beide die Antwort: Weil irgendjemand es aushalten musste .
     

Dreizehn
     
    Fabian Zonk war auf dem Weg nach Marzahn, um sich mit zwei Vergewaltigern zu unterhalten, und Lisa Becker sah sich die Wohnung von Fritz Krumm genauer an. Schwer zu sagen, was davon mehr Spaß machte.
    Vor dem Haus in der Siegfriedstraße parkte jetzt nur noch ein Streifenwagen. Lisa platzierte ihren Wagen direkt daneben und grüßte den ihr wieder mal namentlich unbekannten Schupo. Der kannte sie natürlich, blieb sitzen.
    „ Tag, Frau Becker!“
    „ Hallo“, grüßte Lisa neutral, „irgendwas gewesen?“
    „ Nein. Neugierige Nachbarn, fragen einem Löcher in den Dickdarm, aber ich plapper nicht rum.“
    „ Die Bude ist doch noch nicht versiegelt, oder?“
    „ Nur abgeschlossen“, sagte der Polizist und gab ihr den Ersatzschlüssel, den man vom Hausbesitzer bekommen hatte.
    Oben schloss Lisa auf und begab sich in die Krummsche Gruft. Sie zog die Tür zu und stand allein in der Diele, die ihr noch einen Tick ekelerregender als gestern erschien. Natürlich hatte der Erkennungsdienst so wenig verändert wie möglich, deshalb lag sogar das tote Schweineteil noch da und verweste. Fliegen waren seltsamerweise keine zu sehen, freilich hatte niemand ein Fenster geöffnet. Was dem Bouquet der Wohnung auch nicht gerade zum Durchbruch verhalf.
    Die Totenstille in der Wohnung trug wesentlich zu Lisas Beklemmung bei. Offensichtlich dicke Wände in dem Haus. Lisa hörte keinen Straßenlärm und keine lauten Nachbarn, was sie für einen Moment die Möglichkeit ins Auge fassen ließ, in die Wohnung einzuziehen. Aber davon nahm sie geschwind wieder Abstand, weniger wegen des Mordes oder der kalkuttesken Zustände in der Wohnung, sondern weil sie den Gedanken, in Lichtenberg zu leben, einfach nicht ertragen konnte.
    Die Spurensuche war sehr gründlich vorgegangen, Reste von Graphitpulver hingen überall, wo man nach Fingerabdrücken oder Fußspuren gesucht hatte. Türschloss, sämtliche Klinken, Türschwellen, Türrahmen, Fensterrahmen, Lichtschalter, Griffe an Schränken und Schubladen usw., alles war fein säuberlich untersucht worden. Natürlich hatte man massenhaft Abdrücke gefunden, aber Lisa zweifelte im Prinzip nicht daran, dass der Mörder klug genug gewesen war, Handschuhe zu tragen. Lisa jedenfalls war so klug, sich ihre anzuziehen, bevor sie anfing, in den unsterblichen Überresten von Fritz Krumm herumzuwühlen.
    Die enge Diele enthielt keine Möbel, sondern nur einen Wust an Abfall. Lisa wurde schnell damit fertig. Sie musste zugeben: Nach einer Party sah es bei ihr ähnlich aus. Krumm freilich hatte keine Party gefeiert, es sei denn eine Abschiedsparty. Und bei Lisa lagen niemals Hefte herum mit Titel wie „Ultramöpse“ oder „Euterparade“. Sicher, ein oder zwei „Playgirl“-Ausgaben konnten Gerüchten zufolge theoretisch in einem Karton unter ihrem Bett liegen, aber sie waren gut versteckt unter einem George-Clooney-Jahreskalender von 1997. Den brauchte sie dringend, falls sie mal eine Zeitreise machte.
    Das Schlafzimmer wollte sie sich zuletzt aufsparen, und so durchsuchte sie zuerst das Badezimmer. Es war ein Paradies für Pilzsammler. An allen Wänden dunkle Sporen, der Duschvorhang war am unteren Drittel völlig schwarz, die Kacheln würden allesamt ausgetauscht werden müssen. Dem Hausbesitzer würden die Augen zu Berge stehen, oder so ähnlich. Interessante Hinweise ergaben sich freilich nicht, obwohl Lisa inzwischen durchaus die Möglichkeit ins Auge zu fassen bereit war, dass der Mörder womöglich ein übereifriger Mitarbeiter vom Gesundheitsamt war, der angesichts dieser Bude Amok gelaufen war.
    Die Küche ging noch so. Krumm kochte offensichtlich nicht, allerdings stapelten sich auf dem Boden einige Dutzend Pizzaschachteln und Styroporschalen, in denen sich früher diverse Currygeschwulste und andere tierische Nebenprodukte ein Stelldichein gegeben hatten. Ein leerer Kasten Pils, diverse Flaschen überall verteilt. In der Spüle lag etwas schmutziges Geschirr: ein Teller, Messer, Gabel und ein angebrochenes altes Senfglas. Eine Überprüfung sämtlicher Schränke bestätigte Lisas finsteren Verdacht: Es gab sonst kein Geschirr. In den Schränken war sonst nichts außer ein paar Tüchern (unbenutzt), ein paar alte

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