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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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ja anscheinend wirklich gründlich.“
    Die Sitte war tatsächlich äußerst kooperativ gewesen. Die Stricherszene, in der es immer wieder brutale Morde an Freiern gab, war gründlich nach Informanten abgegrast worden. Niemand kannte Fritz Krumm. Für Bordelle, freischaffende Huren und den Straßenstrich galt dasselbe. Letzteres war wohl überraschender als das Erstere. Dass der eifrige Konsument von „Titten de Luxe“ kein verkappter Homo war, der Stricher in sein Rattenloch holte, war ja so weit klar.
    „ Natürlich kann Krumm bisexuell gewesen sein“, spekulierte Lisa, „aber erstens möchte ich mich für diese Mutmaßung bei sämtlichen Bisexuellen in aller Form entschuldigen, und zweitens gab es nichts irgendwie Penisbewunderndes bei ihm zu entdecken.“
    „ Der Kerl war hetero“, bestätigte Fabian, „und er sah ziemlich scheiße aus. Insofern ist er doch der Prototyp des Bordellgängers oder Straßenstrich-Kunden. Wieso kennt man ihn da nicht?“
    „ Vielleicht rein finanziell bedingt.“
    „ Was kostet das auf der Straße so? 30, 40 Euro?“
    „ Ich kenne die Tarife nicht. Aber Krumm hat sich sein Essen immer liefern lassen, das geht ganz schön ins Geld, er hat viel getrunken und ist oft in Urlaub gefahren.“
    Fabian schnippte mit den Fingern. „Genau: Nach Thailand!“
    Lisa sah auf und schnippte ebenso. „Na klar! Die Flugtickets in der Wohnung! Hab ich völlig vergessen.“
    „ Ich glaub kaum, dass er da transzendentale Erleuchtung gesucht hat“, grinste Fabian.
    Die Befragung der engsten Kollegen von Fritz Krumm in der BVG-Zentrale war überraschend schnell über die Bühne gegangen. Die Betriebsleitung hatte alle Angestellten, die Krumm etwas mehr als nur flüchtig kannten, zu der Versammlung einberufen. Es waren nur sieben Leute, allesamt männliche Fahrer, die sich angesprochen fühlten. Krumm hatte dreißig Jahre dort gearbeitet, aber offenbar nicht viele Freunde gewonnen.
    Einige hatten öfter mal in der Kantine oder in einem der über die Stadt verteilten Aufenthaltsräume mit ihm ein Bierchen gezischt und über Fußball geredet. Andere hatten ihn hier und da gebeten, die Schicht mit ihnen zu tauschen, und umgekehrt. Als Freund wollte sich niemand bezeichnen, und die Trauer um ihn hielt sich in Grenzen. Immerhin einer war der Meinung, der Fritz sei „irgendwie ’ne Type“ gewesen. Aber er war wohl manchmal auch angetrunken zum Dienst erschienen, es gab mehrere Eintragungen in seiner Akte. Nur seine lange Dienstzeit hatte ihn vor Konsequenzen bewahrt.
    Über Krumms Privatleben hatten die Kollegen wenig Neues zu berichten. In seiner Wohnung war nie jemand von ihnen gewesen, und keiner hatte je etwas mit ihm außerhalb der Arbeit unternommen, abgesehen von diversen Betriebsfesten, bei denen er der „geselligste“ war. Übersetzt bedeutete das: Er soff wie ein Loch und grapschte sämtliche Frauen an. Dass er seinen Urlaub gerne in Thailand, aber auch in Osteuropa verbrachte, war eine der wenigen interessanten Informationen. Auch wenn das zur Klärung des Falls wohl nichts beitrug, rundete es doch das Bild dieses Mannes ab.
    „ Minderjährige?“ spekulierte Lisa.
    „ Kommt man in Deutschland nicht so leicht ran“, meinte Fabian, „zumindest nicht ohne großes Risiko.“
    „ Aber wenn man sich ansieht, auf was für Frauen der so abfuhr in seinen Heftchen – ich meine, das funzt irgendwie nicht.“
    „ Frag mich nicht, ich bin kein Psychologe. Aber ich akzeptiere, dass er anscheinend zwei, dreimal im Jahr Sex-Urlaub gemacht hat und sich hier in Berlin ausschließlich dem Handwerk gewidmet hat. Davon können wir meinetwegen ausgehen.“
    „ Und was nutzt uns das?“
    „ Gar nichts. Wir können versuchen rauszukriegen, wo er was in Thailand oder sonst wo gemacht hat, aber das ist keine Spur. Es sei denn, er hat da jemanden umgebracht, und die Familie hat dafür Rache genommen oder so was in der Art. So ähnlich wie der Mann, der seine Familie bei dem Flugzeugabsturz in der Schweiz verlor und den verantwortlichen Fluglotsen erstochen hat.“
    „ Ziemlich weit hergeholt, oder?“
    „ Weißt du was besseres?“ antwortete Fabian und trank sein Weizen aus. „Die Nielsen-Spur ist endgültig im Eimer, und sonst haben wir kein mögliches Motiv.“
    Fabian hatte nur das Nötigste erzählt über seinen Besuch bei den beiden jungen Männern in Marzahn. Sie wohnten nicht nur im selben Stadtteil, sondern sogar im selben Gebäude, einem der typischen Wohnsilos dort. Als Fabian bei dem

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