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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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sehen uns dann um halb acht in Wedding.“
    Nach acht Stunden ergebnislosem Recherchieren gingen Fabian und Lisa ihrer Wege. Für beide war es ein eigenartiges Gefühl, zunächst den ganzen Tag miteinander zu verbringen, um sich dann zu trennen und sich zwei Stunden später wiederzusehen, um sich einen Film anzusehen, vielleicht noch essen zu gehen und wahlweise irgendwo rumzulaufen oder ins Bett zu gehen. Lisa war sich sicher, das auf keinen Fall beim ersten Date zu machen, aber andererseits: Was hieß hier schon erstes Date? Sie kannten sich seit einem halben Jahr, und wenn sie die erotische Spannung bedachte, die immer wieder in der Luft lag, konnte man einem durchschnittlichen Arbeitstag mehr Intimität zuschreiben als den meisten ersten Dates, die sie in ihrem Leben gehabt hatte.
    Als sie unter der Dusche stand, überlegte sie bereits, ob sie sich nicht mal kurz mit dem Ladyshaver an den strategisch wichtigen Stellen traktieren sollte, entschied sich aber dagegen. Sie war von Natur aus nicht sehr buschig, und sollte sie schwach werden, würde sie eben auf günstige Beleuchtung bestehen. Kaum abgetrocknet, holte sie einen Kerzenständer hervor und platzierte ihn neben ihrem Bett. Dann ging es an die Auswahl des Outfits. Lisa wusste, dass es zum Rollenverhalten jeder Frau gehörte, sich vor einer Verabredung stundenlang mit allen möglichen Klamotten vor den Spiegel zu stellen, aber sie ersparte sich das mal, aus Zeitgründen und weil sie sowieso schon längst wusste, was sie anziehen würde. Ihr cremefarbenes Sommerkleid war nämlich das einzige, in dem Fabian sie noch nie gesehen hatte. Außerdem war es hübsch, aber nicht zu aufmerksamkeitsheischend, anders als ihre legendäre rote Catsuit aus Baumwolle, die sie in einem Anfall von Wahnsinn gekauft hatte, als sie gerade mal fünf Kilo runter hatte. Noch heute sprach sie ungern darüber, obwohl es vier Jahre her war.
    Das Telefon klingelte.
    Fuck, dass der bloß nicht absagt!
    Mit dunklen Vorahnungen schnappte sich Lisa den Hörer.
    „ Was ist los?“
    „ Ach du lieber Gott“, kam die maulige Stimme von Rosie aus dem Hörer, „hab ich aus Versehen die Telefonbeleidigung gewählt?“
    „ Ach du bist’s, ich dachte, es wäre Zonk.“
    „ Dein heißer Kollege mit der gutgepolsterten Badehose?“
    „ Er wird heute Abend eine normale Unterhose tragen. Und darüber eine normale Hose.“
    „ Sag bloß, ihr seid verabredet?“
    „ Stell dir mal vor, er hat mich gestern ganz plötzlich gefragt.“
    „ Und, hast du dich überall gut rasiert?“
    „ Rosie!“
    Die ältere Frau lachte dreckig. „Dann lass es, hör nicht auf uns erfahrene Frauen.“
    „ Wir gehen ins Kino.“
    „ Ach Gottchen, wie originell.“
    „ Na und? Ich will gar keine Originalität.“
    „ Was willst du dann? Dass er in einem dunklen Raum neben dir sitzt?“
    „ Zum Beispiel. Aber ich will ihn natürlich besser kennenlernen, um ihn dem Partnerschaftstest zu unterziehen.“
    Rosie verzog das Gesicht und erzeugte dabei ein Geräusch, das Lisa den Eindruck vermittelte, Rosie verzöge ihr Gesicht.
    „ Hast du gerade dein Gesicht verzogen?“
    „ Ja, hab ich. Mir ist da nämlich was unklar. Du kennst den Mann seit einem halben Jahr, richtig?“
    „ Woll.“
    „ Und du kennst ihn immer noch nicht gut genug, um zu wissen, ob der Typ korrekt für dich ist?“
    Lisa seufzte. „Ich fürchte, so ist es.“
    „ Wie soll sich das denn an einem einzigen Abend ändern?“
    „ Ich denke halt, dann lernen wir uns erst richtig kennen. Ich meine, ich bin noch nie in seiner Wohnung gewesen, und er nicht in meiner.“
    „ Ach, darum geht es. Du willst ihn in deine Wohnung schleppen.“
    Ja! „Nein.“
    „ Sondern?“
    „ Wenn wir im Job sind, ist da immer so eine Barriere, über die wir nicht rüberkommen. Wir frotzeln rum und so, erzählen uns auch mal dieses und jenes aus unserem Privatleben, legen Standpunkte dar und all das, aber da ist immer dieser Punkt, den wir nicht überschreiten können, weil wir eben im Dienst sind. Neulich war ein Moment, ich schwöre dir, da hätten wir fast angefangen, uns gegenseitig abzulecken. Aber wir waren auf dem Weg zu einer Befragung.“
    Rosie hatte aufmerksam zugehört. „Ich kapiere. Ihr spielt seit Monaten miteinander Spielchen, so wie in diesen Achtziger-Jahre-Krimiserien.“
    „ So ähnlich.“
    „ Und was soll heute Abend deiner Meinung nach passieren? Dass er dir plötzlich sagt, wie sehr er auf dich abfährt, und du sagst es ihm dann

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