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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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Sprünge“, grinste die zurück. „Du sagtest doch, du willst dich entscheiden zwischen den beiden, und das geht am besten, wenn du sie direkt nebeneinander stellst.“
    „ Du bist ja wohl total bekloppt“, schnaubte Lisa leise, als sie sich einen Tisch suchten, „da kann ich ja gleich einen Dreier mit den beiden veranstalten.“
    „ Ja, das war auch mein erster Gedanke, aber glaube mir, meine Liebe, so was ist in der Phantasie immer viel prickelnder als in der Realität.“
    Lisa glaubt ihr aufs Wort.
    Alle vier setzten sich und versuchten, in eine normale Atmosphäre rüberzuschwenken. Da saßen nun vier Menschen an einem Tisch, tranken Milchkaffee und Cappuccino, sahen einander an und wollten woanders sein. Bis auf Rosie, die fröhlich über den Film plauderte, die witzigsten Stellen nachspielte und sich darüber beklagte, dass Sven viel zu wenig gelacht hätte. Der wiederum grinste gequält und lachte gezwungen über Rosies Vortrag. Fabian hatte wieder seinen gewohnt gleichgültigen Gesichtsausdruck aufgesetzt und hielt dieses Pokerface problemlos durch.
    Lisa wusste nicht, was sie machen sollte. Sven tat ihr unendlich leid, und sie schämte sich und hatte Schuldgefühle. Sie wusste nicht genau warum, aber es war klar, dass der Mann schwer verletzt war und eigentlich in die emotionale Notaufnahme gehörte. Dieser sensible, liebenswerte arme Tropf rührte in seinem Macchiato herum und bemühte sich, die Fassung zu bewahren. Wie Rosie ihn rumgekriegt hatte, mit ihr ins Kino zu gehen, war irgendwie mysteriös. Zuvor hatten sie nie nur zu zweit etwas unternommen. War es möglich, dass er auf einen Quickie mit ihr gehofft hatte? Die reife Sex-Bombe, für die nicht nur sie sich hielt, war auch für einen fast zwanzig Jahre jüngeren Mann ein absoluter Volltreffer, und auch in ihrem relativ züchtigen Aufzug von heute war ihr spektakulärer, wenn auch schwerkraftmäßig in Mitleidenschaft geratener Körper kein Gegenstand der Erwägung, sondern des Entschlusses. Aber Sven hatte nie Interesse an Rosie gezeigt, und sie auch nicht an ihm, da war stets mehr so etwas Mütterliches gewesen. Aber vielleicht stand er ja auf so etwas? Zumindest wäre das eine gute Lösung, fand Lisa. Nach der Kino-Session lag Fabian nach Punkten deutlich in Führung, denn sie konnte sich absolut nicht vorstellen, dass Sven in dieser Beziehung mithalten konnte. Obwohl sie es der Fairness halber ausprobieren sollte. Allerdings gab es da ja auch noch andere Aspekte bei einem Mann, oder irrte sie sich da? Wahrscheinlich.
    Lisa beschloss, das Beste aus der Situation zu machen und Rosies Konzept der Gegenüberstellung auszuprobieren. So unmoralisch, zynisch und menschenverachtend das auch war – es konnte eventuell Spaß machen.
    „ Tja“, sagte sie, „da sitzen wir vier Hübschen hier. Vielleicht sollten wir mal die Gelegenheit nutzen, uns näher kennenzulernen. Also, speziell du und du.“ Und damit nickte sie in Richtung der Männlichkeiten, die sich gegenübersaßen.
    Fabian begann gutmütig. „Du bist doch Journalist, oder? Wo schreibst du denn so?“
    Sven richtete sich etwas auf und sah seinen Erzfeind an. „Ach, weißt du, ich bin Freischaffender und mach viel für die lokalen Medien. Vor allem taz, aber auch rbb. Und ich schreibe für den Straßenfeger.“
    Das war eine der Obdachlosen-Zeitungen. Sven zuliebe lass Lisa das Blatt und fand das manchmal gar nicht übel. Er und seine Kollegen durften in dem Blatt offenbar alles veröffentlichen was sie wollten, ohne dass eine Redaktion großartig rumnervte. Zuletzt hatte es eine fünf Seiten lange Verschwörungstheorie über den 11. September gegeben, dass alles von der US-Regierung geplant gewesen sei, und alle möglichen Indizien wurden dafür zusammengetragen. Sven hatte daran mitgewirkt und freute sich schon darauf, der Welt in der nächsten Ausgabe mitzuteilen, dass die Amerikaner nie auf dem Mond gelandet waren. Er hatte das Lisa so eloquent und detailreich vorgetragen, dass sie inzwischen selbst dran zweifelte.
    „ ... und die Flugzeuge waren außergewöhnlich leer“, ereiferte sich Sven inzwischen, voll in seinem Element. „Normalerweise werden solche Flüge abgesagt, weil sie sich nicht rechnen. Auch das WTC war relativ leer zu dem Zeitpunkt. Und die Tickets lauteten auf die echten Namen der Terroristen, obwohl die bereits auf FBI-Fahndungslisten standen. Was soll man dazu noch sagen?“
    „ Dass die Terroristen dämlich waren und das FBI noch dämlicher“, schlug Fabian

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