Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
beide ihre Gesichter.
„ Schön wär’s“, brummte Fabian. „Wir sollten nicht versuchen, irgendwas zu konstruieren. Die beiden haben sich nicht gekannt und hatten garantiert keine gemeinsamen Bekannten. Die lebten in verschiedenen Welten. Wir haben in keiner der beiden Wohnungen eine Verbindung entdeckt, und keiner hat bisher etwas davon verlauten lassen. Krumm hatte kaum soziale Kontakte, und die Kollegen von Sander hätten uns garantiert was davon gesagt, wenn sich die beiden Opfer gekannt hätten.“
„ Präzisierung: Sie hätten es heute in ihren Blättern veröffentlicht, um was Exklusives zu haben.“
„ Ja, so was in der Art.“
Spekulieren können wir auch im Auto , dachte Lisa. Oder in der Kneipe. Oder bei mir zu Hause. Oder im Bett. Hey, hübsche Idee, das. Mal abgesehen vom Entertainment-Faktor. Warum in einem Büro rumsitzen, wenn man es sich auch gemütlich machen kann beim Nachdenken? Aber ich schätze, da haben die Steuerzahler wieder mal was dagegen. Dabei könnte man so eine Menge Büromöbel sparen.
„ Was denkst du gerade?“ fragte Fabian.
Lisa schreckte aus ihren Gedanken auf. „Nanu, das dürfte das erste Mal in der Geschichte der Menschheit sein, dass das die Frau gefragt wird.“
„ Ist dir was eingefallen, was wir machen könnten?“
„ Na ja... nein.“
„ Schade. Aber hey, ein Motiv haben wir noch vergessen.“
„ Stimmt“, sagte Lisa erleichtert, „Erpressung.“
Fabian schüttelte den Kopf. „Klappt nicht. Kann ja wohl nicht sein, dass jemand von Sander und von Krumm erpresst wurde.“
„ Zumindest bei Sander kann ich es mir aber vorstellen. Diese Schmierfinken haben ein Talent dafür, die dunklen, unappetitlichen Seiten anderer Menschen zu entdecken. Wahrscheinlich verdienen sich viele ihr Geld nebenbei damit, bestimmte Sachen nicht zu veröffentlichen. Dafür kriegen sie dann entweder Geld oder Exklusiv-Interviews.“
„ Für den Mord an Sander gibt’s genug Gründe und ausreichend Verdächtige. Aber keinen, der herausragt.“
„ Außer Weinstein.“
„ Ja. Aber sein Alibi steht.“
Hoffmann hatte sie zwischendurch angerufen. Die Anwaltskanzlei in Berlin hatte bestätigt, dass Richard Weinstein in der Mordnacht dort gewesen war. Eigentlich eine gute Nachricht. Aber die schlechte kam gleich hinterher: Juhnke ordnete die Observierung des Anwalts an. Aus „landschaftspflegerischen Gründen“, wie er sagte.
„ Bin ich froh, dass das hier kein Krimi ist“, grinste Fabian bitter, „sonst müssten wir noch selbst die Überwachung übernehmen.“
„ Dafür gibt’s die Mobilen.“
Das Mobile Einsatzkommando hatte bereits einen Wagen abgestellt, vermutlich fuhr der jetzt bereits dem von Weinstein hinterher. Die Kollegen vom MEK waren bei den Kriminalen nicht besonders angesehen, für gewöhnlich wurden diejenigen Beamten dorthin versetzt, die sich im Ermittlungsdienst als untauglich herausgestellt hatten. Aber irgendwelchen Leuten nachfahren oder vor ihren Häusern in einem kleinen Bus auf der Lauer liegen, das bekamen sie noch hin.
Fabian suchte einen Parkplatz in der Tiefgarage des LKA und parkte ein. Dann stieg er schnell aus, rannte um den Wagen herum und öffnete Lisas Tür. Die sah ihn verblüfft an und kletterte aus dem Auto. Fabian schloss hinter ihr die Tür.
„ Was sind denn das auf einmal für Methoden?“ fragte sie lachend.
„ Ich probier mal was neues aus“, antwortete Fabian. „Kavalierstugenden oder wie man das nennt. Ich meine, nur weil wir Kollegen sind, muss ich nicht so tun, als ob du keine Frau wärst.“
Lisa lächelte ihn an, und das kein bisschen höhnisch. „Dankeschön.“
Sie gingen zum Fahrstuhl. Als sie ihn betraten (Lisa zuerst), mussten sie wieder an gestern denken, als sie zu Lobsangs Büro hochgefahren waren. Lisa spürte plötzlich, dass sie heftiger atmete.
„ Übrigens...“ begann Fabian.
„ Was?“
„ Was machst du morgen Abend?“
Lisa schaffte es, die Coole zu spielen. Sie bewunderte sich noch wochenlang dafür. „Wenn ich nicht gerade über den Kopf von einer dritten Leiche stolpere, hab ich nichts Konkretes vor.“
„ Hast du doch“, sagte Fabian, „wir gehen morgen in die neue Bill-Murray-Komödie.“
„ Cubix oder Cinemaxx?“
„ Alhambra. Da ist weniger los.“
„ Alles klar.“
Das war einfacher als ich dachte , dachte Lisa.
Das war schwieriger als ich dachte, dachte Fabian.
Dreiundzwanzig
Am nächsten Morgen hatte Lisa verdächtig wenig Lust, sich mit Sven zu
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