Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Laden, ohne jede Kenntnis der Amerikaner, und dass sie diverse Spuren hinterließen, weil es ihnen sowieso egal war, ob man sie identifizierte oder nicht, denn sie würden ja sowieso sterben. Ist auch nicht völlig unlogisch, oder?“
    Sven verzog das Gesicht. Rosie musste grinsen, und Lisa trank seufzend ihre Tasse leer.
    „ Na gut, glaub was du glauben willst“, brummte Sven.
    „ Danke vielmals“, sagte Fabian charmant. „Übrigens ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass Linienmaschinen mal ziemlich leer sind, besonders morgens. Deshalb haben sich die Terroristen halt diese frühen Flüge ausgesucht, weil da nur ein paar Leute in den Maschinen sitzen, was auch erklärt, warum das WTC angegriffen wurde, als noch relativ wenig Leute drin waren. Es war eben noch früh, aus purem Sachzwang heraus. Alles klar?“
    Sven antwortete nicht. Er starrte wütend auf den Tisch.
    „ Und ich bin bereit zu glauben, dass zwei Großraumflugzeuge reichen, um die Türme zum Einsturz zu bringen, da braucht es keine zusätzlichen Bomben. Anders gefragt: Warum dann nicht nur Bomben? Das wäre einfacher zu organisieren gewesen als dieser Stress mit den Flugzeugen, und obendrein viel verlässlicher. Ein versuchtes Bombenattentat hatte es ja schon gegeben, das wäre also glaubwürdig gewesen.“
    „ Eben darum!“ Sven hatte sich wieder gefangen. „Die hatten das damals schon versucht, sind aber gescheitert. Deshalb wollten sie dieses Mal auf Nummer sicher gehen und haben beides auf einmal gemacht.“
    „ Wer, die? Die CIA oder die Terroristen oder wer oder was?“
    „ Beide zusammen!“
    „ Na, das ist ja eine fruchtbare, langjährige Zusammenarbeit. Aber hieß es nicht noch eben, die Attentäter hätten gar nicht gewusst, dass sie indirekt für die CIA arbeiteten?“
    „ Wussten sie auch nicht. Die werden von ihren eigenen Führern hinters Licht geführt.“
    „ Und diese Führer, was haben die davon?“
    Pause.
    „ Osama bin Laden, die Taliban“, spann Fabian den Faden weiter, „die haben alle mit den USA zusammengearbeitet?“
    Sven grinste, wie man eben grinst, wenn man sich ertappt fühlt. „Na schön, okay. Dann eben nicht. Du willst das alles nicht hören. Es ist eben kompliziert, und es widerspricht den offiziellen Wahrheiten, also kannst du nichts damit anfangen. Es hat wohl keinen Sinn, dass wir noch weiter diskutieren.“
    Lisa konnte nicht anders, sie musste jetzt eingreifen. „Ich denke auch, das führt zu nichts. Jeder hat eben seine Meinung.“
    „ Genau“, brummte Sven, „manche sind eben wachsam, andere wollen die Wahrheit gar nicht wissen und hängen sich lieber an Uncle Sam dran, auf dass er uns alle anführe in eine gelobte Zukunft.“
    Offenbar hatte Lisa keinen Erfolg mit ihrer Beschwichtigungstaktik, Sven suchte Streit. Seufzend lehnten sich die beiden Frauen zurück und beobachteten die beiden Männer bei ihrer Arbeit, dem verbalen Hahnenkampf.
    Fabian schüttelte den Kopf. „Ich mache eben keine Religion aus einem dumpfen Antiamerikanismus heraus. Weißt du, was mich wirklich aufregt? Dass du vielleicht teilweise recht hast, dass das CIA und die US-Regierung vielleicht irgendwie Kenntnis hatten von den Anschlägen, und sie nicht verhindert haben, weil sie daraus Kapital schlagen wollten. Möglich ist das, ich sehe ja auch, dass der 11. September der Bush-Junta fabelhaft ins Konzept passte. Aber wenn das die Wahrheit ist, wird das nie jemand erfahren, weil Wirrköpfe wie du gleich übertreiben müssen und in dem ganzen eine Verschwörung sehen, in der völlig gegensätzliche und verfeindete Parteien zusammen kooperiert haben, obwohl sie völlig unterschiedliche Ziele verfolgen. Dieser sinnlose Mumpitz, den du dir da zusammenreimst, verdeckt vielleicht den Blick auf die Wahrheit.“
    „ Die Wahrheit ist, dass die Amis die Welt beherrschen wollen. Sieh dich doch mal in Deutschland um. Überall nur USA! McDonald’s, Starbucks, Jeans-Läden!“
    „ Erstens trägst du auch Jeans, so wie ich das sehe, Sportsfreund. Du trägst auch amerikanische Sneakers und warst gerade in einem amerikanischen Film. Und davon mal ganz abgesehen ist es doch nicht die Schuld der Amis, wenn die Europäer zu willensschwach sind, um ihre eigenen Sachen durchzuziehen. Wer zwingt uns denn, zu McDonald’s zu gehen? Niemand. Die Leute gehen dahin, weil’s preiswert ist und durchaus auch schmeckt. Die Leute sehen sich amerikanische Filme an, weil sie zumeist besser sind als die langweiligen, blutleeren europäischen