Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Bereich suchen. Das passt also durchaus.“
„ Es wurde aber nicht nur Herr Fechner getötet. Oder wollen Sie behaupten, die ersten beiden Opfer waren nur so zur Übung?“
„ Nein, natürlich nicht. Das sagen wir ja. Das Motiv, dass auf Fechner anwendbar ist, ist auch auf die anderen übertragbar. Mord aus ethischen Gründen. Eine bessere Welt schaffen, Schuldige bestrafen, die sonst keine Strafe bekommen würden. Etwas in der Art.“
Ullrich stand auf und drehte sich zum Fenster. Lisa fand seine majestätische Statur durchaus beeindruckend, wie sie sich eingestand. Sie musste maßgeblich zu seiner Karriere beigetragen haben, immerhin war er auch erst Anfang vierzig. Er drehte sich wieder um.
„ Tut mir leid, das kauf ich nicht. Es gibt keinen logischen Zusammenhang. Sicher gibt es linke Spinner, die jemanden wie Fechner gerne weg hätten. Und Leuten wie Krumm und Sander würde wohl jeder gerne mal die Fresse polieren. Das wäre aber auch schon alles. Was die drei getan haben, rechtfertigt doch keine Morde. Dann könnte der Täter jeden umbringen, der bei Rot über die Straße fährt und damit Menschenleben gefährdet.“
„ Vielleicht tut er das ja auch.“
„ Frau Becker, das hat keinen Sinn. Können Sie das irgendwie beweisen oder wenigstens belegen? Haben Sie Anhaltspunkte? Wir haben zumindest die Expertise unserer Psychologen. Und Sie, was haben Sie? Zu viele Krimis gelesen?“
„ Ich bezweifle, dass es einen solchen Krimi gibt“, antwortete Lisa säuerlich, „aber wenn, wäre er zumindest interessanter als noch so ein Thriller, in dem ein Irrer Leute mit Schweinedärmen erdrosselt, weil sein Vater früher Metzger war und er von ihm im Schlachthaus sexuell missbraucht wurde.“
Ullrich zuckte mit den Schultern. „Solche Dinge passieren wirklich. Ich weiß, es klingt unglaublich, aber...“
„ Wenn das so unglaublich ist“, schaltete sich Fabian wieder ein, „warum halten Sie es dann für logischer als unsere Theorie? Wir haben immerhin ein Motiv zu bieten, Sie nicht.“
„ Wir brauchen auch keins!“ Ullrich verlor jetzt die Beherrschung. „Jetzt hört mal zu, ihr zwei Komiker. Meinetwegen könnt ihr ja draußen rumlaufen und einen Bekloppten suchen, der jedem den Kopf abschlägt, der ihm nicht in den Kram passt. Das BKA wird in der Zwischenzeit seine ganze Erfahrung und Energie daran setzen, den Mörder zu fassen. Und das machen wir mit Hilfe von Analysen, Spurenauswertung und Täterprofilen. Modernen Ermittlungsmethoden auf der Höhe der Zeit. Bitte kommen Sie uns dabei nicht in die Quere, alles klar?“
Weder Fabian und Lisa hatten noch Interesse an dieser Diskussion, und sie verabschiedeten sich aus ihrem Büro. Sie gingen zum Fahrstuhl, ohne sich zu verabreden. Beiden war jetzt nach Luftveränderung. Auf dem Weg nach unten legte Fabian Lisa seine Hand auf die Hüfte und griff beherzt zu. Hmm-hmm , schnurrte Lisa innerlich. Sie drehte sich zu ihm und langte mit beiden Händen nach seinem festen Hintern. Er tat das gleiche bei ihren ausladenden Flanken. Der Kuss war zärtlicher als bei ihrer Orgie im Lichtspielhaus, aber beide hatten ihn jetzt nötiger als jemals zuvor.
Siebenundzwanzig
„ Ihr ward immer noch nicht im Bett?“
Christianes Frage war Lisa äußerst peinlich. Sie saßen zusammen mit Rosie in Lisas Wohnzimmer, tranken Tee und ließen im Hintergrund den neuen Tatort ohne Ton mitlaufen, so wie sie es fast jeden Sonntag taten, auch wenn keine sich mehr erinnern konnte warum. Die Menschen brauchten Riten. Und wenn es gerade keine gab, erfanden sie eben welche, wie Halloween, Hexenverbrennungen oder Casting-Shows.
„ Am Freitag ging es nicht, weil ich Sven an dem Abend schon versprochen hatte, mit ihm zu reden. Da konnte ich ihm doch nicht absagen mit der fadenscheinigen Begründung, ich würde mir lieber von meinem gutgebauten Kollegen das Hirn wegvögeln lassen.“
„ Ja“, bestätigte Rosie, „das wäre womöglich im Interesse seines Seelenheils kontraproduktiv gewesen.“
„ Mein Denken. Außerdem mag ich diese erotische Spannung zwischen ihm und mir bei der Arbeit. Das hilft, die Zeit totzuschlagen.“
„ Habt ihr denn gar nichts zu tun?“ Christiane war entsetzt. „Meine Abteilung ist total überarbeitet. Dieser Serien-Vergewaltiger hat schon wieder zugeschlagen diese Woche. Eine junge Frau, etwa in deinem Alter, Lisa. Auf einem Parkplatz, nachts. Das scheint seine neue Lieblings-Lokalität zu sein. Und wieder keine Spuren.“
„ So geht’s uns
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