Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Weinstein-Verbindung’ und so in der Art, als ob es da eine echte Verbindung gäbe.“
„ Das LKA war heute noch einmal bei ihm“, sagte Lisa traurig. „Nicht, weil die ihn noch großartig verdächtigen, zumindest haben sie keine neuen Hinweise, aber sie wollen sich gut mit der Presse stellen. Reporter waren schon oben bei uns im Büro. Himmel, wenn Fabian und ich da wieder reinkönnen, müssen wir vorher gründlich desinfizieren. Schade, dass Sven nicht hier ist, er hätte seine helle Freude an dieser Diskussion. Wollen wir nicht lieber über Haarpflege reden oder Klamotten, so wie normale Frauen das angeblich tun?“
Achtundzwanzig
Es freute Lisa wahrhaftig diebisch, dass das LKA nicht einen Schritt weiterkam. Aktionismus ersetzte eben keine verwertbaren Spuren oder Hinweise, und der Ton im Büro verschärfte sich. Trotz geschlossener Türen konnte jeder mitanhören, wie sich die Mannen gegenseitig anbrüllten. Sie liefen ständig rein und raus, tranken pro Kopf zwölfeinhalb Liter Kaffee und nervten den Rest der Abteilung mit sinnlosen Anweisungen, gepaart mit Schuldzuweisungen und dem indignierten Nachfragen, warum das alles so lange dauerte. Lisa wusste, dass die weithergeholtesten Zeugen aller Zeiten befragt wurden, irgendwelche Kollegen, Nachbarn und Bekannten der Opfer, schließlich musste irgendeinem was aufgefallen sein. Ganz sicher hatten die Torfnasen vom LKA etwas Entscheidendes übersehen. Aber nichts dergleichen.
„ Tun mir irgendwie leid, die Jungs“, sagte Fabian in einem Tonfall, der fast ernsthaft klang. „Jetzt geht’s denen wie den Hertha-Trainern und werden von der Presse verspeist. Vor allem, wenn noch ein Mord geschieht. Dann müssen wir zwei Hübschen nicht mal zur PK.“
„ Das werde ich auch nicht vermissen“, sagte Lisa. „Wobei ich beim letzten Mal fand, dass das Klima sich etwas verbessert hatte ohne Sander.“
„ Da kommt bald ein neuer vom Volksmund, der mindestens genau so ein Flachwichser ist. Angeblich werden die extra so gedrillt, in der Schweinepresse-Flachwichser-Universität. Da kommt keiner raus, bis er nicht weiß, wie man Lügen lanciert und haltlose Unterstellungen als Insider-Information verkauft.“
Sie unterhielten sich in der Kantine beim gemeinsamen Schmaus. Die Sparmaßnahmen der Stadt machten auch vor der Polizei-Verpflegung keinen Halt mehr, deshalb gab es jetzt immer häufiger Eintopf. Heute war es eine Minestrone, für Lisa willkommene Gelegenheit, im weitesten Sinne so etwas ähnliches wie eine Diät zu simulieren.
„ Ich muss echt auf mein Gewicht achten.“
„ Im Ernst? Wer sagt das?“ Fabian runzelte die Stirn.
„ Hör auf“, brummte Lisa, „tu doch nicht so, als wär ich nicht zu dick.“
„ Wieso kannst du dir nicht vorstellen, dass Männer auf dich stehen?“ fragte Fabian leicht genervt.
„ Ich kann mir das durchaus vorstellen. Ich rede hier aber nicht nur von optischen Reizen. Klar merke ich, wenn mir Männer auf die Titten starren. Das machen praktisch alle. Aber es ist was ganz anderes, wenn man nackt ist. Dann steh ich da, alle möglichen Elemente meiner Physis wabbeln oder hängen oder bauschen sich. Schon mal was von Zellulitis gehört?“
„ Lisa, ich versichere dir, die meisten Männer wissen noch nicht einmal, was das ist. Und es interessiert sie auch nicht. Natürlich gibt’s einige Oberflächlinge und Körperfaschisten, die Perfektion und makellose Hochglanzkörper verlangen, aber das ist deren Problem. Die ändern sofort ihre Meinung, sobald sie bei sich selbst Falten und graue oder gar entschwundene Haare sehen. Glaube mir, meine Teuerste, wir Männer sind gar nicht so elastizitätsversessen, wie es ständig suggeriert wird.“
Lisa stocherte in ihrer Suppe herum, die ihr gar nicht schmeckte. Was hatten überhaupt Lima-Bohnen in einer italienischen Suppe zu suchen?
„ Ich weiß, so was höre ich ständig. Und dann geht so ein Typ ein paar mal mit dir in die Kiste, bis er eine schlanke Frau mit Knackarsch findet. Und schon bist du abgemeldet.“
Fabian sah sie erstaunt an. „Ach, das ist es, was dich so fertig macht? Nur weil ein paar andere Männer dich wegen schlanker Weiber gecancelt haben, glaubst du, dass das immer passiert?“
Lisa fühlte sich ertappt. Es waren ja auch nicht nur ein paar Männer gewesen, sondern fast alle in ihrem Leben. Sogar diejenigen, deren Begeisterung für Lisas Körper keine Grenzen zu kennen schien, hatten irgendwann die Reißleine gezogen. Vielleicht weil sie ein
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