Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
hat, die Leute erst aus der U-Bahn aussteigen zu lassen. Also?“
„ Wie war noch mal die Frage?“
„ Bewahrst du routinemäßig deine Gebärmutter vor allzu viel Stress?“
Lisa seufzte. „Also, ich werde mir mit Vergnügen wieder eine Spirale einsetzen für unsere nächsten Körperflüssigkeitstransaktionen. Gestern jedoch war das nicht nötig, aus zyklustechnischer Sicht.“
„ Wie bombensicher ist das?“
„ Wie das World Trade Center.“
„ Na klasse!“
Lisa war Fabian nicht böse, immerhin hatte sie auch keinen Bock auf Nachwuchs. Sie hatte sich gerade erst damit abgefunden, eine Katze regelmäßig füttern zu müssen. Was sollte sie da mit einem plärrenden Zweibeiner? Trotzdem waren ihre Gedanken bei dem, was Christiane auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
„ Ich geh mal zu Christiane und frag nach, wie es läuft“, sagte sie also und ließ Fabian alleine.
Christiane war nicht in ihrem Büro, genauso wenig wie ihr Partner. Offenbar sind alle fleißig beschäftigt , dachte Lisa, und das beunruhigte sie. Wenn man einen Täter überführt hat, dann ist man nur noch mit Papierkram zugange. Aber der musste wohl noch warten. Sie setzte sich an Christianes Schreibtisch und wartete. Nach etwa zehn Minuten erschien die Büroherrin.
„ Da bist du ja“, sagte Christiane, und sie wirkte nicht gerade euphorisch. Die dunklen Ringe unter den Augen zeugten von einer durchwachten Nacht. „Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“
„ Du hast mir nicht gerade Mut gemacht mit deinem Anruf“, sagte Lisa. „Was ist denn nun? Hat er gestanden?“
Christiane setzte sich auf den Schreibtisch.
„ Den Überfall auf dich? Na klar. Den kann er ja wohl kaum leugnen, oder? Aber das bringt nicht so viel. Er schwört, das sei das erste Mal gewesen, und zwar aus einer Laune heraus, weil er besoffen war.“
„ War er das?“
„ Bluttest haben wir erst gemacht, als er das heute morgen behauptet hat, und da hat das keinen Aussagewert mehr. Ist ja auch egal, er wird verurteilt, aber wahrscheinlich nur Bewährung. Es sei denn, wir können ihm die anderen Frauen nachweisen.“
„ Könnt ihr?“
„ Bis jetzt nicht. Wir haben drei Zeuginnen, vor denen haben wir ihn sprechen lassen, damit sie seine Stimme wieder erkennen. Die Ergebnisse sind sehr widersprüchlich.“
„ Er ist es. Er hat mir selbst gesagt, dass er das schon oft gemacht hat.“
„ Ich weiß. So wie der grinst, so siegesgewiss, ist mir völlig klar, dass er das ist. Das ist genau der Typ des Parkhausvergewaltigers, wie er im Lehrbuch steht. Und ich bin solchen Kerlen schon oft genug begegnet, glaub mir. Die fühlen sich grundsätzlich nicht schuldig und würden am liebsten T-Shirts tragen auf denen steht, wie viele Frauen sie sich schon geholt haben. Aber so dumm sind die nicht, auch nicht besonders intelligent, ist mehr so eine Art Bauernschläue, die den eigenen Vorteil sucht und findet. Aber noch ist nichts verloren. Solche Typen machen auch häufig Fehler in ihrer Arroganz. Mein Partner ist gerade wieder dabei, ihn mürbe zu quatschen. Leider ist der scheiß Anwalt auch dabei.“
Lisa spielte nervös mit den Büroklammern auf Christianes Schreibtisch. „Sag mir bitte nicht, dass er davonkommt.“
Christiane stand auf und nahm Lisas Hand in ihre Hände. „Ich tu alles was ich kann. Aber bitte sei mir nicht böse, wenn...“
„ Schon gut, schon gut“, sagte Lisa leise. „Ich weiß ja. Und ich hab dich lieb.“
Christiane nahm einen Ordner aus dem Schreibtisch und verabschiedete sich wieder nach unten. Lisa blieb sitzen. Sie genoss es, etwas allein zu sein, und versuchte, an andere Dinge zu denken. Spaßeshalber wollte sie sich der Arbeit zuwenden. Sie nahm einen Bogen Papier und schrieb mit großem Abstand die Namen der drei Mordopfer auf.
Sehr schön , dachte sie, und jetzt noch den Namen des Mörders, und der Tag ist rum . Unter den Namen verteilte sie ein paar weitere: die Nielsens, Richard Weinstein... und nach kurzem Zögern auch Sarah Weinstein. Sie zog eine Linie zwischen diesen Namen, weil sich die Leute kannten. Wobei Frau Weinstein vermutlich nichts zu tun hatte mit der Arbeit ihres Mannes.
Was Lisa brauchte, waren konkrete Verdächtige bei Walter Fechner. Es war aber auch zum Verrücktwerden, dass zwei der Mordopfer viel zu viele Feinde hatten und eins praktisch keine, abgesehen von einem depressiven Ehepaar, das keiner Fliege was zuleide tun konnte und obendrein alibimäßig bestens versorgt war. Wie auch der
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