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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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klar.“
    „ Dein Pech, ich suche nämlich einen Hausmann für meine Bude.“
    „ Okay, ich putze bei dir, du bei mir.“
    Lisa lachte. „Ich seh schon, du bist morgens genau so aufgeweckt wie ich.“
    Fabian sah auf seine Armbanduhr, die sein einziges Accessoire war. Lisa hatte sich seinen Bademantel geschnappt, aber er war zu faul gewesen, um sich was anzuziehen. „Es ist eigentlich schon elf.“
    „ Oh, vielleicht sollten wir ins Büro?“
    „ Komische Idee“, brummte Fabian. „Du bist manchmal furchtbar preußisch.“
    Mit diesen Worten sprang er auf. Genauer gesagt, blieb er noch eine Viertelstunde sitzen, aber dann sprang er auf. Er stand auf, vielmehr. Langsam. Lisa war da schon nicht mehr da, sie wollte nicht mit ihren aktuellen Klamotten im Büro erscheinen. Außerdem gab es da eine Katze zu füttern.
    Eben diese Katze saß auf der Schwelle zum Wohnzimmer, als Lisa die Wohnungstür öffnete, und schlug vorwurfsvoll mit dem Schwanz auf dem Teppich herum.
    „ Herrje, tut mir leid“, sagte Lisa, „aber tu doch nicht so, als wärst du von mir abhängig. Könntest dir auch mal ’ne Maus fangen.“
    Eigentlich ein entsetzlicher Gedanke für Lisa, aber sie wehrte sich immer noch dagegen, für Katze verantwortlich zu sein. So ähnlich wie Männer versuchen, einer festen Beziehung aus dem Weg zu gehen. Außerdem fiel ihr ein, dass es eigentlich seltsam war, dass es kein Katzenfutter mit Mäusefleisch gab. Obwohl, da gab es etwas von Whiskas, das als „mit Herz“ bezeichnet wurde, ohne nähere Einzelheiten über das Lebewesen, dessen Herz man da verspies. Und Katze liebte es. Gerade jetzt wieder verschlang das Tier eine ganze Dose mit Genuss. Lisa hatte inzwischen gelernt, eine alte Zeitungsseite unter den Futternapf zu legen.
    Der Anrufbeantworter blinkte nervös. Ein Blick aufs Display verriet Lisa: 11 Anrufe. Sie hörte sie sich an, während sie ihre Kleidung zusammensuchte. Rosie klang ganz aufgelöst, sprach immer wieder davon, dass sie doch noch ganz kurz davor mit Lisa gesprochen hatte, und das sei ja nicht zu fassen, und ob es ihr gut ging und sie käme heute Abend vorbei. Freunde und Kollegen riefen an, um Mitgefühl auszudrücken, sogar Juhnke, aus dessen Stimme sie zum ersten Mal im Leben etwas Emotion heraushören konnte. Auch Ullrich vom BKA ließ von sich hören, verbunden mit dem Hinweis, sie brauche heute nicht zu erscheinen, wenn sie nicht wollte. Und ein Anruf von Christiane war dabei.
    „ Liebling, bitte reg dich nicht auf, aber es könnte sein, dass die Anklage gegen den Typ schwieriger wird als ich dachte. Hat einen ziemlich cleveren Anwalt. Wenn ich keine weiteren Aussagen von früheren Opfern bekomme, haben wir verdammt wenig in der Hand. Komm doch heute noch ins LKA, wenn du kannst, ja?“
    Lisa atmete tief durch. Na reizend. Die Justiz haute mal wieder in den Sack, wie es aussah. Zurück bei der miesen Laune angekommen, fuhr sie nach Mitte.
    Fabian saß an dem Schreibtisch im Großraumbüro und beschäftigte sich mit alten Protokollen. Es wurde im Raum kurz stiller, als Lisa hereinkam, und ein paar Kolleginnen standen auf und erkundigten sich, wie es Lisa ging. Am liebsten hätte Lisa geantwortet: „Leute! Mir geht’s gut! Ich wurde ja gar nicht vergewaltigt. Im Gegenteil, ich hatte wahnsinnigen Sex mit dem schlecht rasierten Typ da vorne, und ich wette, das können zumindest die meisten von euch nicht behaupten.“
    Stattdessen murmelte sie Worte des Dankes und der Beschwichtigung, und alle setzten ihre Arbeit fort. Fabian gab ihr ein paar Aktenordner rüber.
    „ Hier, das lenkt ab“, sagte er, „das sind Fälle aus den Achtziger Jahren, Gewalttaten mit politischem Hintergrund. Das waren noch Zeiten, ach ja...“
    „ Wo sind die aktuellen Fälle?“
    „ Die schauen sich die LKA-Leute selber an. Nach meiner bisherigen Schätzung sind die meisten der Delinquenten hier drin entweder tot, im Gefängnis, bei der taz oder in der Politik.“
    Lisa blätterte lustlos in den Akten herum. „Die haben wohl überhaupt keine Spur mehr, was?“
    „ Ich würde sagen, die Verzweiflung wächst minütlich. Apropos Verzweiflung: Du nimmst doch die Pille?“
    Lisa kicherte hinterhältig. „Wieso, willst du keine Kinder?“
    „ Doch, sicher will ich Kinder. Ich will Kinder auf einer großen, weit entlegenen Insel irgendwo im Pazifik. Da werden sie aufgezogen von straffällig gewordenen Kindergärtnerinnen, die erst entlassen werden, wenn jedes Balg lesen und schreiben kann und gelernt

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